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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ließ. Zander, dessen Frau vor Jahren gestorben war, war vollkommen auf sich alleine gestellt und den Aufgaben nicht gewachsen. Dennoch würde er sich an seinen Job klammern, so lange es ging. Er brauchte das Geld. So viel hatten die Polizisten dem kurzen Gespräch mit ihm entnommen.
    Der Schlüsseldienst kam – ein junger, kräftiger Türkischstämmiger mit glänzenden schwarzen Haaren, der die Tür im Handumdrehen geöffnet hatte, eine Unterschrift kassierte und pfeifend wieder die Treppe hinabpolterte.
    In die Schaulustigen kam Bewegung, sie drängten näher heran.
    „Sie bleiben vor der Tür stehen“, ordnete einer der Beamten an. „Die Wohnung betreten nur wir beide und Herr Zander.“ Zander seinerseits schien gar nicht erpicht darauf zu sein, durch die offene Tür zu gehen, und blieb im Türrahmen stehen.
    Die beiden Polizisten hatten sich auf den Geruch einer verwesenden Leiche vorbereitet. Doch obwohl es in der engen Wohnung stickig war, war dieser charakteristische süßliche Geruch nicht vorhanden. Sie warfen einen Blick hinter die erste Tür, das Badezimmer, dann ins Schlafzimmer. Dort gab es nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Die Wohnung war einfach und eng, aber ordentlich.
    „Ich glaube, die alte Dame hat das Haus verlassen“, sagte einer der Polizisten und atmete auf. „Vielleicht ist sie ja zu ihrem Sohn gefahren.“ Sie warfen noch einen Blick in die winzige Küche und schließlich in den letzten Raum, ein mit alten Möbeln vollkommen überfrachtetes Wohnzimmer. „Fahren wir zurück und finden wir die Adresse des Sohnes heraus“, sagte er und wandte sich schon zu Gehen.
    Da griff sein Kollege nach seiner Schulter. „Da drüben“, sagte er mit heiserer Stimme.
    In der hintersten Ecke stand ein Sessel. Er war so ungeschickt zwischen zwei Schränken untergebracht, dass das Dämmerlicht, welches durch das einzige Fenster eindrang, ihn kaum erreichte. Jetzt erst tastete einer der Beamten nach dem Lichtschalter, und zwei gelbe 40 Watt-Birnen glommen auf.
    Über dem Sessel lag eine bunte Decke, vermutlich selbstgehäkelt. Das wirre Muster hatte mit dafür gesorgt, dass die Polizisten nicht auf Anhieb erkannt hatten, was sich dort befand.
    Auf dem Sessel saß wie hingeworfen das Skelett eines Menschen, klein und zu einem kläglichen Knochenhaufen verkrümmt, ohne Kleidung, wie es zunächst schien. Später fand man dann Kleiderfetzen auf dem Sessel und auf dem Fußboden. Dort lag auch das Gebiss und die Brille der Toten. Außerdem bedeckten rötliche Haare den Boden. Katzenhaare, wie die Spurensicherung später herausfand.
    Die Knochen waren blank, fast völlig frei von Fleisch, der grauhaarige Totenschädel starrte mit leeren Augenhöhlen an die Decke, der zahnlose Mund war geöffnet und schien Erstaunen auszudrücken.
    Um in diesen Zustand zu kommen, musste die Tote mehr als nur vier Wochen hier gelegen haben. Selbst nach Jahren hätten unter normalen Umständen noch Hautreste vorhanden sein müssen.
    Es sah beinahe aus, als hätte etwas die alte Birk säuberlich abgenagt.
    Die Beamten waren eine halbe Minute lang so benommen, dass sie nichts unternahmen, als die Schaulustigen hinter ihnen durch den Flur ins Wohnzimmer strömten. Sie kamen erst wieder zu sich, als Frauen aufschrien und Männer fluchten.
    „Raus! Raus hier!“, keuchten sie und scheuchten die Leute durch den schmalen Flur ins Treppenhaus zurück. Dort wartete noch immer der Hausverwalter Zander. Er hatte sich eine Zigarette gedreht und ließ sie zwei Mal fallen, ehe er sie endlich anzünden konnte.

2
    September 1994
    Ein Kunstmaler mietete die Wohnung, in der Frau Birk gewohnt hatte. Er malte Rohre, sonst nichts, verschlungene Gebilde, die aus dem Nichts kamen und ins Nichts führten. Über hundert Stück hatte er davon, und obwohl jedes seinen eigenen Titel hatte, waren sie kaum voneinander zu unterschieden. Es war offensichtlich, dass er so gut wie nie eines seiner Werke verkaufte.
    Der Maler beschwerte sich über das schlechte Licht und wechselte alle Lampen aus, ersetzte sie durch 100 Watt-Birnen. Trotzdem war da ein Hauch von Dunkelheit in den Zimmern, die er nicht verjagen konnte.
    Und Geräusche … er hörte Geräusche in den Räumen. Sie führten dazu, dass er sich häufig umwandte, während er arbeitete, manchmal langsam und lautlos, dann wieder blitzschnell. Ein paar Mal glaubte er einen Schatten weghuschen zu sehen, aber es war schwer zu sagen, was diesen Schatten warf oder ob es nicht sein eigener war.
    Er wohnte

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