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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ob es noch immer regnete. Der Abend kam ihm unendlich lang vor.

… Minus 095 Countdown läuft …
     
    Als die Rs durch die Tür unter dem roten Pfeil in den Untersuchungsraum gingen, war es ein paar Minuten nach halb zehn. Viel der anfänglichen Aufregung hatte sich längst gelegt. Einige der Wartenden sahen sich eifrig die Spiele an, ohne die vorherige Furcht, andere waren einfach eingedöst. Der Nachname des Mannes mit dem heiseren Rasseln in der Brust fing mit L an. Er war schon vor mehr als einer Stunde aufgerufen worden. Richards fragte sich ohne besonderes Interesse, ob er wohl schon rausgeflogen war.
    Der Untersuchungsraum war lang und gekachelt, beleuchtet von Neonröhren. Er sah aus wie ein Fließband, mit gelangweilten Ärzten, die an verschiedenen Stationen auf dem Weg standen.
    Würde vielleicht einer von euch meine kleine Tochter untersuchen?, dachte er bitter.
    Die Bewerber hielten ihre Ausweise wiederum vor eine in die Wand eingelassene Kamera und wurden angewiesen, sich vor einer Reihe Kleiderhaken aufzustellen. Ein Arzt in einem langen weißen Laborkittel kam auf sie zu, ein Klemmbrett unter die Achsel geschoben.
    »Ausziehen«, sagte er. »Hängen Sie Ihre Kleidung auf die Haken dort. Merken Sie sich die Nummer Ihres Hakens und geben Sie sie dem Ordner am anderen Ende des Gangs an. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Wertsachen. Hier interessiert sich niemand dafür.«
    Wertsachen. Sehr witzig, dachte Richards, als er sein Hemd aufknöpfte. Alles, was er besaß, waren ein leeres Portemonnaie mit ein paar Fotos von Sheila und Cathy sowie eine Rechnung für eine Schuhsohle, die er sich vor sechs Monaten vom Schuster hatte machen lassen, ein Schlüsselbund, an dem nur der Haustürschlüssel hing, eine Babysocke, bei der er sich nicht erinnern konnte sie hineingesteckt zu haben, und die Packung Blams, die er sich aus dem Automaten gezogen hatte.
    Unter seiner Hose trug er zerschlissene Unterhosen. Sheila bestand darauf, dass er nicht ohne aus dem Haus ging. Viele Männer waren jedoch unter ihren Hosen nackt. Bald standen sie alle ausgezogen und anonym in einer Reihe. Ihre Penisse baumelten wie vergessene Kriegskeulen zwischen ihren Beinen. Jeder hielt seine Plastikkarte in der Hand. Einige scharrten mit den nackten Füßen, als ob der Boden kalt wäre, obwohl er es nicht war. Ein schwacher, unpersönlicher nostalgischer Alkoholgeruch trieb vorbei.
    »Bleiben Sie in der Reihe«, instruierte sie der Arzt mit dem Klemmbrett unter dem Arm. »Zeigen Sie immer Ihren Ausweis vor. Befolgen Sie die Anweisungen.«
    Die Schlange setzte sich in Bewegung. Richards stellte fest, dass neben jedem Arzt ein Cop stand. Er senkte den Blick und wartete geduldig.
    »Ausweis.«
    Er zeigte seinen Ausweis vor. Der erste Arzt notierte seine Nummer. Dann sagte er: »Öffnen Sie den Mund.«
    Richards machte den Mund weit auf. Seine Zunge wurde runtergedrückt.
    Der nächste Arzt leuchtete ihm mit einer winzigen, grellen Stablampe in die Pupillen und untersuchte anschließend seine Ohren.
    Der nächste drückte den kalten Ring eines Stethoskops auf seine Brust. »Husten.«
    Richards hustete. Etwas weiter vorn wurde ein Mann weggezerrt. Er brauche das Geld, das könnten sie ihm nicht antun, er werde ihnen seinen Anwalt auf den Hals hetzen.
    Der Arzt bewegte das Stethoskop. »Husten.«
    Richards hustete. Der Arzt drehte ihn um und legte das Stethoskop auf seinen Rücken.
    »Tief einatmen und den Atem anhalten.« Das Stethoskop bewegte sich.
    »Ausatmen.«
    Richards atmete aus.
    »Weitergehen.«
    Sein Blutdruck wurde von einem grinsenden Arzt mit Augenklappe gemessen. Seine Genitalien wurden von einem glatzköpfigen Arzt mit unzähligen Sommersprossen, wie Leberflecken, auf der Glatze untersucht. Der Doktor legte seine kalte Hand zwischen Richards Hoden und Oberschenkel.
    »Husten.«
    Richards hustete.
    »Weitergehen.«
    Seine Temperatur wurde gemessen. Er musste in einen Napf spucken. Die Hälfte hatte er geschafft. Die Hälfte des langen Raums. Zwei oder drei Männer waren schon fertig. Ein Ordner mit bleichem Gesicht und Kaninchenzähnen brachte ihnen in Drahtkörben ihre Kleider. Gut ein halbes Dutzend mehr war inzwischen aus der Reihe gezogen worden, und man hatte ihnen die Treppe gewiesen.
    »Vorbeugen und die Pobacken auseinanderziehen.«
    Richards beugte sich vor und zog. Ein mit einer Plastikhülle überzogener Finger bohrte sich in seinen Anus, erkundete ihn, zog sich zurück.
    »Weitergehen.«
    Er betrat eine auf drei

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