Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Henker aus dem Schatten, den der riesige Flugzeugbauch auf das Rollfeld warf. Evan McCone.
    Richards betrachtete ihn mit der Neugier, die jeder Normalbürger einem Menschen entgegenbringt, den er bisher nur auf dem Bildschirm gesehen hatte. Egal, wie oft man so eine Berühmtheit schon in dreidimensionalen Fernsehbildern gesehen hatte, wenn sie einem zum ersten Mal als eine Person aus Fleisch und Blut gegenüberstand, konnte man kaum glauben, dass es sich um einen realen Menschen handelte. Und hatte man sich das einmal klargemacht, kam einem plötzlich die Realität wie eine Halluzination vor, so als hätte das Lebewesen kein Recht, losgelöst von seinem Bild zu existieren.
    McCone war ein kleiner Mann mit einer randlosen Brille. Unter seinem Maßanzug war ein kleiner Bauchansatz zu sehen. Es ging das Gerücht, dass er Schuhe mit hohen Absätzen trug, aber falls das zutraf, waren sie unauffällig. An seinem Revers schimmerte eine kleine silberne Anstecknadel. Im Großen und Ganzen sah er überhaupt nicht wie ein Ungeheuer aus, wie der Erbe solcher furchterregenden Buchstabensuppen-Agenturen wie der CIA oder des FBI. Nicht wie ein Mann, der die Techniken des schwarzen Wagens in der Nacht, des Gummiknüppels, der heimtückischen Frage nach den Verwandten zu Hause verfeinert hatte. Nicht wie ein Mann, der das gesamte Spektrum des Schreckens gemeistert hatte.
    »Ben Richards?« Er benutzte kein Megafon, und ohne klang seine Stimme sanft und kultiviert, ohne auch nur im Mindesten affektiert zu sein.
    »Ja.«
    »Ich habe hier eine beeidigte Erklärung der Spiele-Föderation, der anerkannten Exekutive der Network Communications Commission. Sie berechtigt mich, Sie festzunehmen und zu exekutieren. Erkennen Sie dieses Formular an?«
    »Braucht eine Henne einen Totenschein?«
    »Ah.« McCone klang zufrieden. »Ich tue lediglich den Formalitäten Genüge. Ich halte nämlich sehr viel von Formalitäten, Sie nicht? Nein, natürlich tun Sie das nicht. Sie sind ein ziemlich informeller Kandidat gewesen. Deshalb sind Sie auch immer noch am Leben. Wissen Sie eigentlich, dass Sie vor knapp zwei Stunden den Menschenjagd -Rekord von acht Tagen und fünf Stunden gebrochen haben? Nein, das wissen Sie nicht. Aber das haben Sie. Ja. Und Ihre Flucht aus dem YMCA in Boston. Ausgezeichnet. Soweit ich unterrichtet bin, sind die Einschaltquoten um zwölf Prozent gestiegen.«
    »Wunderbar.«
    »Fast hätten wir Sie bei dieser Portlandgeschichte gefasst. Das war Pech. Parrakis hat bis zum letzten Atemzug geschworen, dass Sie in Auburn abgesprungen wären. Wir haben ihm geglaubt; er war so eindeutig ein verängstigter kleiner Mann.«
    »Eindeutig«, wiederholte Richards leise.
    »Aber Ihr letzter Spielzug ist einfach brillant. Ich gratuliere Ihnen. In gewisser Weise bin ich sogar traurig, dass es jetzt dem Ende zugeht. Ich nehme an, dass ich nie wieder gegen einen so einfallsreichen Gegner antreten werde.«
    »Zu dumm«, sagte Richards.
    »Aber jetzt ist es vorbei, wissen Sie«, sagte McCone. »Die Frau hat ausgepackt. Wir haben ihr Natriumpentothal gegeben. Altmodisch, aber zuverlässig.« Er zog eine kleine Automatik-Pistole. »Steigen Sie aus, Mr. Richards. Ich werde Ihnen einen letzten Gefallen erweisen. Ich werde es gleich hier erledigen, wo niemand Sie filmen kann. Ihr Tod wird also relativ ungestört eintreten.«
    »Na, denn mal los«, sagte Richards grinsend.
    Er öffnete die Wagentür und stieg aus. Die beiden Männer starrten sich über den blanken Zement des Versorgungsbereiches hinweg an.

… Minus 030 Countdown läuft …
     
    Es war McCone, der das Patt als Erster brach. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Sein Lachen klang sehr kultiviert, leise und samtweich. »Oh, Mr. Richards, Sie sind wirklich gut. Exzellent. Sie erhöhen, bringen den Einsatz und erhöhen wieder. Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen: Die Frau hat noch nicht geredet. Sie besteht stur darauf, dass die Ausbuchtung, die ich unter Ihrer Jacke sehe, wirklich Black Irish sei. Wir können sie leider nicht mit Natriumpentothal behandeln, weil das deutliche Spuren hinterlassen würde. Ein einziges EEG würde unser kleines Geheimnis ans Licht bringen. Aber wir sind dabei, drei Ampullen Canogyn aus New York einfliegen zu lassen. Das hinterlässt keine Spuren. Wir erwarten es in etwa vierzig Minuten. Leider nicht rechtzeitig genug, um Sie aufzuhalten.
    Aber sie lügt, das ist ganz offensichtlich. Wenn Sie mir eine Bemerkung vergeben wollen, die in Ihren Augen etwas elitär

Weitere Kostenlose Bücher