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Menschenjagd

Menschenjagd

Titel: Menschenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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könnten. Die Frau kommt mit, weil ich ihr gesagt habe, wohin ich fliegen will.«
    Schwach. Du musst ihn härter anfassen. Lass ihm keine Zeit zum Nachdenken.
    »Und selbst wenn Sie überleben sollten, obwohl ich den Ring ziehe, werden Sie nicht mal mehr einen Job als Apfelverkäufer bekommen.« Er umklammerte die Tasche unter seiner Jacke mit nervösem, krampfhaftem Griff. »Das war’s. Drei Minuten. Ende der Durchsage!«
    »Richards, warten …«
    Er schaltete das Mikrofon ab und erstickte McCones Stimme. Dann überreichte er es Holloway, der es mit leicht zitternden Fingern wieder in Empfang nahm.
    »Sie haben Mumm«, sagte Holloway langsam. »Das muss ich Ihnen lassen. Ich habe noch nie einen Mann mit so viel Mumm in den Knochen getroffen.«
    »Hier werden mehr Knochen rumfliegen, als wir je gesehen haben, wenn er an seinem Ring zieht«, sagte Duninger.
    »Machen Sie bitte mit Ihrem Check weiter«, sagte Richards. »Ich gehe nach hinten, um unsere Gäste zu begrüßen. In fünf Minuten starten wir.«
    Er ging nach hinten und schob den Fallschirm unterwegs auf den Fenstersitz. Dann setzte er sich hin und hielt die Verbindungstür zwischen der ersten und zweiten Klasse im Auge. Sehr bald würde er Bescheid wissen. Sehr bald würde er Bescheid wissen.
    Seine Hand knetete ununterbrochen, mit zunehmender Hilflosigkeit, Amelia Williams’ Handtasche.
    Draußen war es inzwischen fast dunkel geworden.

… Minus 027 Countdown läuft …
     
    Sie kamen genau fünfundvierzig Sekunden vor Ablauf der Frist die Gangway herauf. Amelia atmete schwer und gehetzt, ihr Haar wurde vom Abendwind, der über das von Menschenhand geschaffene Flachland fegte, zu einer Art Bienenkorb aufgetürmt. McCone wirkte äußerlich unverändert; er blieb bei allem ruhig und gelassen, man könnte sogar sagen unberührt, doch seine Augen waren erfüllt von einem Hass, der ans Psychopathische grenzte.
    »Sie haben dadurch nichts gewonnen, Sie Made«, sagte er ruhig. »Wir haben noch nicht mal angefangen, unsere Trümpfe auszuspielen.«
    »Freut mich, Sie wiederzusehen, Mrs. Williams«, sagte Richards freundlich.
    Als ob er ihr ein Signal gegeben oder eine geheime Feder in ihr gelöst hätte, fing sie plötzlich an zu weinen. Es war kein hysterisches Weinen; eher eine vollkommen hoffnungslose, stille Trauer, die tief aus ihrem Inneren hervorzusteigen schien. Von ihren Gefühlen überwältigt, stolperte sie und ließ sich auf den Plüschteppich fallen, auf dem sie sich zusammenkrümmte und das Gesicht in beiden Händen versteckte. Richards’ Blut war auf ihrer Bluse getrocknet und hatte eine schmutzig braune Spur hinterlassen. Ihr weiter Rock breitete sich über ihre Beine aus, sodass sie wie eine verwelkte Blume aussah.
    Sie tat Richards leid. Es war ein oberflächliches Gefühl, Mitleid zu haben, aber das einzige, das er im Augenblick aufbringen konnte.
    »Mr. Richards?« Es war Holloways Stimme, die über die Bordsprechanlage kam.
    »Ja?«
    »Sollen wir … haben wir grünes Licht?«
    »Ja.«
    »Gut, dann erteile ich der Bodencrew den Auftrag, die Gangway zurückzuziehen und die Luke zu schließen. Werden Sie nicht nervös mit diesem Ding da.«
    »Alles in Ordnung, Captain, vielen Dank.«
    »Sie haben sich verraten, als Sie nach der Frau gefragt haben. Das wissen Sie, nicht wahr?« McCone schien gleichzeitig zu lächeln und böse dreinzuschauen; die kombinierte Wirkung war erschreckend paranoid. Seine Hände ballten und öffneten sich ununterbrochen.
    »Ach, ist das so?«, sagte Richards milde. »Und da Sie sich niemals irren, werden Sie zweifellos auf mich losgehen, bevor die Maschine sich in die Luft erhebt. Auf diese Weise sind Sie außer Gefahr und stehen da wie eine Eins, stimmt’s?«
    McCones Lippen öffneten sich zu einem leisen Knurren, aber er presste sie gleich darauf zusammen, bis sie weiß wurden.
    Unbeweglich stand er vor seinem Gegner. Das Flugzeug fing leicht zu vibrieren an, als die Turbinen die Drehzahl steigerten und steigerten.
    Das Geräusch wurde abrupt leiser, als jemand die Passagiertür zur zweiten Klasse zuschlug. Richards beugte sich über einen der Sitze und spähte zu dem runden Fenster hinaus. Er sah, wie die Bodenmannschaft die Gangway wegrollte.
    Jetzt stehen wir alle zusammen unter dem Galgen, dachte er.

… Minus 026 Countdown läuft …
     
    Neben der aufgerollten Filmleinwand leuchtete das Signal BITTE ANSCHNALLEN UND RAUCHEN EINSTELLEN auf. Das Flugzeug beschrieb einen weiten Bogen auf dem Rollfeld. Richards

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