Menschenkenntnis
Absprachen werden nicht eingehalten, Eigeninteressen stehen im Vordergrund, Fehler werden anderen untergeschoben usw. Nun bewirbt er sich in einem anderen Unternehmen und erhält die Info, dass dort Teamarbeit großgeschrieben wird. Sofort steigen verschiedene negative Emotionen in ihm auf. Er empfindet Unbehagen und Angst, dass er dem Job nicht gewachsen ist.
Kai erhält also bei dem Stichwort „Teamarbeit“ gefühlsbezogene Informationen aus seinem Inneren. Dies lässt sich so erklären, dass Gefühle auf Erfahrungen basieren. Unser Körper speichert Ereignisse in Verbindung mit einer individuellen Bewertung. Genau das, was wir früher in dieser Situation empfunden haben, wird tief in unseren Zellen abgelegt und steht für spätere Situationen als Information zur Verfügung. Kai hat Teamarbeit für sich als extrem negativ abgespeichert und wird aus dieser Erfahrung heraus wohl kaum den Job annehmen.
Dieses Zugreifen auf unseren emotionalen Gedächtnisspeicher geschieht unbewusst. Das limbische System, das der Verarbeitung von Emotionen dient, reagiert hier unaufgefordert und blitzschnell - was ein Relikt unserer Vorfahren ist,die sofort auf bedrohliche Reize reagieren mussten. Erst in einem zweiten Schritt werden diese emotionalen Inhalte mit unseren rational agierenden Gehirnteilen verknüpft. Im Neocortex werden die gesamten Informationen zusammengeführt, genauer betrachtet, miteinander in Beziehung gesetzt, Konsequenzen bedacht und ggf. mit einer neuen Bewertung versehen.
Sie können Ihre Gefühle steuern
Gefühle informieren uns also darüber, in welchem Zustand sich unser Organismus befindet. Ein Gefühl kann dabei eher als Gefühlserinnerung an ähnliche Situationen zur Verfügung stehen oder ganz spontan in einer aktuellen Situation auf ein Ereignis eintreten. Es kann aber auch ganz gezielt von uns „gemacht“ werden, indem wir Gedanken oder Bilder in uns entstehen lassen, die positiv oder negativ besetzt sind.
Beispiel: Gefühle bewusst steuern
Uwe soll in den nächsten drei Wochen seinen Chef vertreten, der wegen eines Unfalls im Krankenhaus liegt. Uwe arbeitete bislang als technischer Manager und fragt sich nun, wie er das schaffen soll. Er hat keine Führungserfahrung, kennt die Projekte und Ansprechpartner seines Chefs nicht, ist mit den Verwaltungsaufgaben nicht vertraut usw. Die Gedanken kreisen um all das, was Uwe nicht kennt oder weiß, und sie verursachen innere Unruhe. Bevor er aber Angst und Ratlosigkeit von ihm Besitz ergreifen lässt, setzt er sich erst einmal und sagt sich: „O.k., ich krieg' das hin! Der Chef wird ja wohl einen guten Grund gehabt haben, mich zu seinem Stellvertreter zu benennen. Nun hol ich mir alle notwendigen Informationen, verschaffe mir einen Überblick und dann sieht die Welt schon anders aus.“
Uwe steuert also mit seinen positiv-strukturierenden Gedanken seine innere Gefühlswelt. Er steigert sich nicht in negative Szenarien hinein, sondern stoppt ganz bewusst sein destruktives Gedankenkarussell und setzt beruhigende Gedanken und logische Handlungsschritte dagegen. Damit verändert er seine Gefühle.
Wichtig
Sie sind Ihren Emotionen nicht ausgesetzt. Überprüfen Sie, ob ein Gefühl in der aktuellen Situation tatsächlich angemessen ist. Auch alte Erfahrungen, die uns zu einer bestimmten Handlung drängen wollen, müssen für die Gegenwart nicht mehr gültig sein. Eine realistische Einschätzung der aktuellen Situation kann zu einer Neubewertung und damit zu anderem Verhalten führen.
Gefühle wahrnehmen und nutzen
Voraussetzung dafür, dass wir unsere Gefühle in unserem Alltag steuern und auch nutzen können, ist die schlichte Tatsache, dass wir sie überhaupt wahrnehmen. Wir müssen daher unsere Aufmerksamkeit nach innen richten und uns fragen, was uns unser Körper gerade sagen will. Je besser wir unsere Gefühle kennen, umso schneller werden wir eine Antwort haben und adäquat handeln können.
Gefühle setzen Handlungen in Gang. Sie sind Impuls- und Richtungsgeber. Wirklich stimmige Entscheidungen können wir oft erst durch die Auswertung unserer Emotionen treffen.
Leitfaden: So helfen uns unsere Gefühle
1
Sie geben uns in neuen Situationen Orientierung, so dass wir schneller reagieren können.
2
Sie unterstützen unseren Verstand durch wertvolle Informationen.
3
Sie mobilisieren Energie und schaffen Handlungsimpulse.
4
Sie helfen beim Planen und Einschätzen von künftigen Szenarien, z.B. „Werde ich mich in der neuen Wohnung wohl fühlen
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