Menschenkenntnis
Damit wirkt er auf andere kühl und distanziert, aber professionell. Oft arbeitet er Nächte durch, um Fehler aufzuspüren oder perfekte Lösungen zu finden. Berufe, in denen Zahlen und Fakten oder die strikte Einhaltung von Prozessen gefragt sind, bieten optimale Voraussetzungen für ihn.
Ordnung und Disziplin werden beim introvertierten Kopfmenschen großgeschrieben. Regelverstöße kann er nicht leiden. Das eigene Umfeld ist stets vorbildlich organisiert. Dass er sich durch diese Strenge auch sein eigenes Martyrium schafft und ein Voranschreiten oft behindert, ist für ihn aufgrund der zugleich gewonnenen Sicherheit gut zu ertragen.
Unterschiede im beruflichen Alltag erkennen
Im beruflichen Miteinander zeigen sich die jeweiligen Verhaltensschwerpunkte aufgrund der Rahmenbedingungen jedoch manchmal in anderer Form als im Privaten. Wechselwirkungen mit Kollegen entstehen und sie verlaufen nicht immer ohne Spannungen (siehe „Wie Sie sich auf Menschen einstellen“ ab S. 73).
Beispiel: Verschiedene Persönlichkeiten im Berufsalltag
Pünktlich um 07:00 Uhr betritt der Schadenssachbearbeiter Rudi Richter (introvertiert, sachorientiert) wie jeden Morgen seit 20 Jahren das Firmengelände eines Versicherungskonzerns. Im Büro beginnt er gleich mit der Abarbeitung seiner Aufgaben. Seinen Wochenplan hat er bereits vergangenen Freitag aufgestellt. Small Talk mit Kollegen ist nicht sein Ding. Er schätzt einen geregelten Tagesablauf ohne große Überraschungen. Beim Bearbeiten der Schadensfälle geht er stets gewissenhaft undanalytisch vor und hat schon so manchen Versicherungsbetrug aufgedeckt. Er hält sich genau an die Vorgaben und Richtlinien des Konzerns.
07:30 Uhr. Anneliese Heim (introvertiert, menschenorientiert) öffnet sanft die Tür zum gemeinschaftlichen Büro. Sie ist Sachbearbeiterin und Sekretärin der Abteilung. Sofort schenkt sie ihrem Kollegen ein warmes Lächeln: „Guten Morgen, lieber Rudi, wie geht es dir? Soll ich dir einen Tee kochen?“ Sie schätzt ihren Kollegen wegen seiner Zuverlässigkeit sowie seines Fachwissens und ist froh, dass er sie fachlich unterstützt. „Guten Morgen“, entgegnet Rudi Richter etwas barsch. „Nein, danke, ich muss das hier berechnen, später vielleicht“, und versteckt sich wieder hinter seinem Bildschirm. Da Anneliese Heim merkt, dass sie kein Gehör findet, geht sie in die Küche. Sie braucht jeden Morgen etwas Zeit, um anzukommen. Also setzt sie Teewasser auf und versorgt die Blumen.
08:00 Uhr. Von draußen hört man die schnellen, festen Schritte von Stefan Schnell (extravertiert, sachorientiert) , dem Abteilungsleiter. Er war am Morgen joggen und geht nun direkt in sein hochwertig eingerichtetes Büro. Mitarbeiter zu begrüßen, davon hält er nichts. Man sieht sich später ohnehin beim Meeting. Um 08:30 Uhr hat er den ersten Termin, um 10:00 Uhr die wöchentliche Abteilungsbesprechung usw. - der Tag ist voll mit Arbeit. Schließlich will Stefan Schnell seine Ziele erreichen. Daher muss er die Agenda für die Teambesprechung gleich noch von Anneliese Heim um zwei strategisch wichtige Themen erweitern lassen.
09:30 Uhr. Helga Fröhlich (extravertiert, menschenorientiert) kommt vergnügt zur Tür herein. „Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich! Ich hoffe, ihr seid alle schön fleißig?!“, und lacht laut. „Gibt's irgendwo Kaffee?“, fragt sie und schaut Anneliese Heim an. „Klar, hier!“, entgegnet diese freundlich. Helga Fröhlich schenkt sich ein, setzt sich und wirkt etwas erschöpft: „Puh, das war ein Wochenende! Bis Sonntagmorgen gefeiert - ich bin noch gar nicht richtig wach. Und jetzt auch noch unsere Besprechung.“ Sie verzieht ihr Gesicht. „Ich müsste eigentlich gleich zum Kunden. Dem hab' ich versprochen, dassich am Montagmorgen vorbeikomme.“ Helga Fröhlich liebt den Kontakt zu Menschen und ihren Außendienstjob. Außerdem genießt sie die Freiheit, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten.
Motive und Werte - die Antreiber für Handlungen
Was ist uns wichtig im Leben? Warum tun wir bestimmte Dinge? Was wollen wir damit erreichen? Motive und Werte stellen die - bewussten oder unbewussten - Hintergründe unseres Handelns dar. Sie sind Antreiber, Richtungsgeber, Sinnstifter. Jeder Mensch trägt eine Reihe von Motiven und Werten in sich, deren Ausprägung aber von Person zu Person verschieden ist.
Motive geben unserem Verhalten ein Ziel
Wonach streben wir? Der eine möchte ein großes Auto, der andere eine große Familie.
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