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Menschliche Einzelteile (German Edition)

Menschliche Einzelteile (German Edition)

Titel: Menschliche Einzelteile (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Organisation reagieren.
Deswegen wollten wir den Doktor unter Personenschutz stellen. Mit
einer so schnellen Reaktion hatten wir allerdings nicht gerechnet –
und mit einer so massiven Reaktion auch nicht.“
    „ Massiv?“
Hubert hatte bereits nach Draches ersten Worten abgeschaltet. Von
diesen komischen Interpolgeschichten verstand er ohnehin nichts. Nun
wurde Hubert allerdings neugierig. „Sie meinen, da sind
tatsächlich irgendwelche Killer im Haus?“
    Drache
nickte. „Das kann man wohl sagen. Am frühen Abend hat
unsere Überwachungseinheit eine E-Mail abgefangen, in der von
zwei Killern die Rede ist. Ein Pärchen. Die beiden sind uns
wohl bekannt. Maximilian Gerber und Margit Blenheim. Gerber ist in
Fachkreisen als 'Mad Max' bekannt. Die Blenheim wird meistens
'Margit', 'Frau Blenheim', 'Dem Mad Max seine Frau' oder auch 'Frau
Margit Blenheim' genannt. Sie war ursprünglich mit einer von
Gerbers Zielpersonen verheiratet, einem gewissen Herrn Blenheim. Als
Gerber seinen Auftrag – und damit Herrn Blenheim - erledigt
hatte, verliebten sich die beiden Hals in Kopf übereinander.
Seither arbeiten sie als Paar. Die sind mit Abstand das Schlimmste,
was die Branche zu bieten hat. Brutal, pervers und völlig
gewissenlos. Die bringen nicht nur ihre Opfer um, sondern räumen
jeden aus dem Weg, der sich in der Nähe aufhält. Außerdem
neigen sie dazu, ihre Klienten in Einzelteile zu zerlegen. Gerber
ist Experte für Klingen und Nahkampf, Blenheim besteht aus
einer Mischung aus Silikon, Schusswaffen und Sprengstoff.“
    Hubert
schaute zum Haus herüber. „Oh Mann, und der bescheuerte
Winkelmann ist mit den beiden da drin eingeschlossen. Na, das kann
ja was werden.“
    „ Winkelmann?“
Drache wandte sich wieder Hubert zu. „Wer ist eigentlich
dieser Winkelmann?“
    „ Das
ist mein ganz persönlicher Bravo-Berta“, sagte Hubert und
ließ die Schultern hängen. „Ich bin hinter dem Kerl
her, seit er aus den neuen Bundesländern hier eingewandert ist.
Der schlimmste menschliche Abfall, den sie sich vorstellen können.
Völlig skrupellos. Eine Gefahr für die Allgemeinheit.“
    In
diesem Augenblick fragte sich Hubert, was Remo Winkelmann eigentlich
verbrochen hatte. Eigentlich nichts. Doch Tatsache war: Hubert
konnte Winkelmanns bescheuerten Dialekt nicht ausstehen.
    Das
machte Winkelmann noch lange nicht zum Kriminellen. Er hing im
Grunde nur in der örtlichen Spielothek herum, fütterte die
Automaten, hatte Schulden wie ein preußischer Leutnant und
rauchte ab und zu mit dem Bock einen Joint. Doch in letzter Zeit
trieb er sich mit diesem Dicken aus Frankfurt und dem bescheuerten
Kleiber herum. Nun, daraus ließ sich doch etwas stricken.
    „ Der
hat einiges auf dem Kerbholz. Glücksspiel, Drogenhandel,
Kontakte zur Frankfurter Unterwelt – und jetzt auch noch
Geiselnahme und Erpressung. Als ich den Namen 'Winkelmann' hörte,
war mir sofort klar: Hier steigt eine ganz große Nummer.“
Hubert beugte sich vertraulich zu Drache herüber und ließ
seine Stimme ein Stück weit sinken. „Und wenn sie mich
fragen: Diese Geschichte mit den Geiseln … die ist nur
fingiert. Wir haben Grund zur Annahme, dass die alle unter einem
Boot stecken. Die Geiseln sollen uns von der eigentlichen Sache
ablenken. Aber die haben natürlich nicht damit gerechnet, dass
ich die Spezialeinheit einschalte.“
    Drache
warf Hubert einen Seitenblick zu. „Sie haben uns nicht
eingeschaltet.“
    „ Stimmt.“
Hubert grinste böse. „Aber das wissen die ja nicht, oder?
Und wir können auch nur Vermutungen anstellen. Desinformation,
sie verstehen? Das ist unsere Stärke.“
    „ Aha.“
Drache klang so, als habe er nichts verstanden und tue dennoch so,
als habe er etwas verstanden, um nicht als Idiot dazustehen.
    „ Tja,
so sieht das aus“, fuhr Hubert fort. Zeit, die letzten Trümpfe
auszuspielen. „Ich schlage vor, sie räumen so richtig
auf, wenn sie da rein gehen. In dieser Villa gibt es nur Täter,
keine Opfer. Diese Burschen sind bis an die Zähne bewaffnet und
absolut gewissenlos. Und sie denken überhaupt nicht an
Kapitulation. Ich meine … wir haben nun wirklich stundenlang
auf die Kerle eingeredet. Mit Engelszungen haben wir versucht, sie
zur Aufgabe zu bewegen – aber wir hatten keine Chance. Da
hilft nur brutale und völlig unangemessene Gewalt, wenn sie
mich fragen.“
    So,
nun lagen die Karten auf dem Tisch. Recht gut gemischt, das musste
Hubert zugeben. Und eine oder zwei Karten waren gezinkt. Aber sie
lagen.
    „

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