Menschliche Einzelteile (German Edition)
sich ebenfalls flach auf den Bauch.
„ Leute,
legt euch auch hin“, sagte der Schinken. „Jeder aus der
Szene kennt Drago, den Ausbeinschlachter. Wenn wir genau tun, was er
sagt, dann haben wir vielleicht eine winzige Chance, das hier zu
überleben. Also, legt euch einfach hin und stellt euch tot. Ist
besser so, das könnt Ihr mir glauben.“
„ Mannomann“,
fügte der Typ aus Frankfurt hinzu.
Sören
ließ seinen Blick wandern, von Remo zu Ewald, denen die
Fassungslosigkeit in die Gesichter geschrieben stand. Dann zum
Schinken und dem Typen aus Frankfurt, die auf dem Boden lagen –
die Gesichter in den Teppich gepresst und die Hände auf dem
Hinterkopf verschränkt. Dabei versickerte Sörens
Zuversicht, den Abend eventuell doch noch lebendig zu überstehen,
irgendwo zwischen seiner Unterhose und dem Sofa. Konnte das
überhaupt noch wahr sein? Kaum flackerte irgendwo ein kleiner
Hoffnungsschimmer auf, da kam auch schon ein Riese daher und
stampfte das zarte Flämmchen senkrecht in den Boden. Und an
eine Sache dachte hier offenbar niemand: Der Eisenonkel war irgendwo
da draußen – und er näherte sich unaufhaltsam!
38. Schießen oder sprengen?
Max
und Margit scherten sich nicht um den Eisenonkel. Nicht, weil sie
ihn nicht fürchteten, sondern weil sie schlicht und ergreifend
nichts von seiner Existenz ahnten. Doch selbst wenn sie etwas geahnt
hätten, so hätte Max in diesem Augenblick bestenfalls
einen abfälligen Kommentar für Wotan Vieth übrig
gehabt. Max hatte keine Zeit, Gedanken an einen jähzornigen
Bankier zu verschwenden, denn seine Gedanken drehten sich einzig und
alleine um Hermann Drache.
„ Drache.
Dieser Verrückte“, sagte Max, während er Patronen in
ein Magazin schob. „Die Bielefeld-Sache hat ihm anscheinend
noch nicht gereicht. Aber gut, auf diese Weise kann ich die
Geschichte wenigstens zu Ende bringen. Diesmal ist es nicht dunkel
und ich bin auch nicht besoffen.“
Max
hielt kurz inne und wandte sich zu Margit um, die gerade eine
SIG-Sauer P-226 überprüfte und in ihr Schulterholster
schob. „Schatz, ist es nicht unglaublich, wie viel Gutes uns
dieser Abend bringt?“
Margit
warf ihm einen Blick voller Glut und Leidenschaft zu. „Oh ja,
Liebster. Und wir dachten, es gehe nur um einen alten Mann.
Stattdessen haben wir jetzt eine ganze Menge Menschen um uns herum,
die wir umbringen können. Ist das nicht wunderbar?“
„ Das
ist es, mein Engel, das ist es. Und du wolltest den Auftrag schon
ablehnen.“
„ Aber
natürlich, mein starker Held. Ich konnte doch nicht ahnen, wie
sich der Abend noch entwickeln würde. Ich wäre zu unserem
Jahrestag eigentlich lieber nach Pakistan geflogen, um mit den
Mudschaheddin ein wenig die Amerikaner aufzumischen, wie wir es im
vergangenen Jahr schon gemacht hatten.“
Max
grinste. „Tja, mein Augenstern, ich hingegen wusste genau, was
passieren würde. Vassilij hatte mir ein ausführliches
Dossier über den Doktor geschickt. Mir war völlig klar, es
würde einen massiven Polizeieinsatz geben, wenn wir hier
auftauchen. Ich dachte mir, das sei genau das Richtige, um unseren
Jahrestag zu feiern. Deswegen hatte ich darauf bestanden, diesen
Auftrag zu übernehmen.“
Margit
strahlte ihn an. Dann warf sie sich ihm an den Hals. „Ooooh,
du Schuft! Du wusstest ganz genau, wie du mich glücklich machen
kannst.“
„ Aber
ja, aber ja“, lachte Max. „Und ich war nicht ganz
uneigennützig. Immerhin kann ich jetzt die Bielefeld-Sache zum
Abschluss bringen. Und mit dieser Gurkentruppe da oben hatte ich
auch nicht gerechnet. Die sind sozusagen das Sahnehäubchen auf
dieser riesigen Torte, die aus toten Menschen besteht.“
Margit
löste sich ein Stück von ihm. „Nun sag mir, wollen
wir für die Spezialeinheit ein paar Sprengfallen auslegen, oder
sollen wir ihnen mit reiner, brachialer Feuerkraft und einer Menge
Klingen begegnen?“
Max
warf einen Blick in die Sporttasche auf der Tiefkühltruhe. Alle
Waffen hatten sie unter sich aufgeteilt. Nun befanden sich nur noch
einige Kilo C4-Plastiksprengstoff und ein Fernzünder in der
Tasche. Natürlich wäre es durchaus reizvoll gewesen, den
Plastiksprengstoff zu benutzen, um eine ganze Menge Menschen mit
einem Schlag ins Jenseits zu befördern. Doch diese Tötungsart
wog einen Kampf Mann gegen Mann nicht auf. Deswegen schüttelte
Max den Kopf.
„ Kein
Sprengstoff. Wir nehmen uns die Kerle einzeln vor, einen nach dem
anderen. Du kannst sie beschießen, ich schneide sie in
Streifen.“
Er
reichte
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