Menschliche Einzelteile (German Edition)
Szene in seiner
Vorstellung auf Zeitlupe umschaltete, schleuderte er die Handgranate
in Richtung der Küche. Dort tauchte im letzten Augenblick Mad
Max in der Türöffnung auf und bekam die Granate mitten in
seine …
Peng!
Hermann
Drache brachte weder seine Phantasien noch seinen nächsten
Schritt zum Ende. Stattdessen jagte ein Geschoss vom Kaliber 7,62 x
51 Millimeter durch das Fenster und traf Drache genau in die rechte
Kniekehle. Auf der anderen Seite flog das Projektil wieder hinaus
und nahm dabei die Kniescheibe sowie einigen Matsch mit, der sich in
einem menschlichen Knie befindet.
Aus
dem geplanten Hechtsprung wurde nichts. Hermann Drache knallte auf
den Boden, schlitterte noch einen Meter nach vorne und stieß
mit dem Kopf voran gegen den Sessel. Und dort, gerade einmal zwanzig
Zentimeter vor seiner Stirn, lag die Handgranate und zischte.
Irgendwo
ratterte eine Maschinenpistole los.
Hermann
Drache sagte: „So eine Schiske!“
Im
vorletzten Augenblick seines Lebens fühlte er sich plötzlich
von einem Donner in die Höhe gehoben.
In
seinem letzten Augenblick ging die Sonne auf – zwanzig
Zentimeter vor seiner Nase.
61. Spendiert dem Lieben Gott ein Bier!
Die
drei nahezu gleichzeitig ausgelösten Explosionen pulverisierten
das Gebäude buchstäblich. Wie ein Gutachter später
herausfand, hätte alleine die Menge an Plastiksprengstoff, die
die beiden Killer mitgebracht hatten, locker ausgereicht, um das
gesamte Haus auf den Mond zu schießen. Noch in mehreren
hundert Metern Entfernung regneten Teile der Villa herab.
Die
Mitglieder von Satans Nationaler Sturmfront von Pfalzenberg
quittierten die Explosion mit Applaus und stimmten die erste Strophe
des Horst-Wessel-Liedes an, die sie dann dreimal hintereinander
sangen.
Hubert
Litzinger starrte unterdessen seine Tränengaskanone an und
schüttelte ungläubig seinen Kopf, während ihm seine
Leute auf die Schulter klopften. Er hatte der Kanone zwar einiges
zugetraut, doch ein solcher Donnerschlag hatte selbst ihn
überrascht. Er würde dringend mehr von diesen
Tränengaskanonen für das Revier anschaffen müssen.
Und
dann trat auch noch einer von der Spezialeinheit an Hubert heran –
ein ziemlich kleiner Kerl mit entsetzlich gefährlichen Augen
und einem Scharfschützengewehr auf dem Rücken. Er reichte
Hubert die Hand.
„ Ausgezeichneter
Schuss, Herr Litzinger. Darauf können Sie stolz sein.“
Dann wandte sich der Mann den Nazi-Satanisten zu. „So, Jungs.
Wenn ihr dem Lieben Gott ein Bier spendiert, dann bringt er euch die
restlichen Strophen des Horst-Wessel-Liedes bei.“
Sowohl
die Nazi-Satanisten als auch Huberts Buben starrten den Lieben Gott
einige Sekunden lang wortlos an. Dann brüllten alle
gleichzeitig vor Lachen los.
62. Eine Salatgurke hing am Glockenseil
Die
beiden Gestalten, die von der Explosion durch eines der seitlichen
Fenster ins Freie geblasen worden waren, fanden die Situation weit
weniger lustig.
Sören
keuchte und versuchte, sich zu befreien, denn Jessy hatte eine
Punktlandung auf seinem Zwerchfell hingelegt und raubte ihm den
Atem.
„ Oh
Mann“, hechelte Sören, „das kann doch nicht wahr
sein. Diese Bekloppten haben die ganze Villa in die Luft gejagt.“
Jessy
wälzte sich auf den Rücken. „Oje, da dürfte von
Remo nicht viel übrig geblieben sein.“
Gut
eine Minute lang starrten die beiden den Trümmerhaufen an, in
dem einige Feuer schwelten. Dann rappelte sich Sören auf die
Ellbogen hoch und kicherte.
„ Was
ist?“, fragte Jessy.
Sören
schüttelte den Kopf. „Ach, nichts. Ich überlege nur
gerade, wie ich das am Montag meinem Therapeuten erklären
soll.“
Nun
grinste auch Jessy. „Der wird glauben, dir wären
endgültig alle Sicherungen rausgeknallt.“
Sören
stand auf. „Und was machen wir jetzt?“
Jessy
zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Gehen wir zu dir?“
„ Warum
nicht?“ Sören tastete in seine Hosentasche. „Stehst
du auf Horrorfilme?“
Jessy
wandte sich kurz zur Ruine der Villa um. Dann lachte sie auf. „Du
bist mir vielleicht einer! Nach einem Abend wie diesem kann ich mir
alles angucken.“ Sie machte sich an Sören heran.
„Hauptsache, du bist bei mir – du Tier!“
„ Na,
da habe ich doch genau das Richtige.“ Sören zog die DVD
aus seiner Tasche. „'Menschliche Einzelteile'. Das ist ein
italienischer Horrorfilm von Lucio Fulci. Und in Onkel Wotans
DVD-Regal habe ich auch noch ‚Ein Zombie hing am Glockenseil‘
gesehen. Das ist ein Klassiker des
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