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Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail

Titel: Mercy Thompson 01 - Ruf des Mondes-retail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ausgerechnet das Grundstück in meiner Nähe erworben hatte, hing, wie ich annehme, eher mit dem Drang der Werwölfe zusammen, alle zu beherrschen, die sie als schwächer ansehen, als mit dem großartigen Blick auf den Fluss.
    Es gefiel ihm nicht, dass mein Haus den Wert seines ausgedehnten Adobe-Gebäudes verringerte – obwohl mein Trailer, wie ich ihm mehrmals erklärt hatte, schon dagestanden hatte, als er das Grundstück kaufte und darauf baute. Er nahm auch jede Gelegenheit wahr, mich daran zu erinnern, dass er mich hier nur duldete: Ein Walker konnte es niemals mit einem Werwolf aufnehmen.
    In Reaktion auf solche Beschwerden senkte ich den Kopf, verhielt mich respektvoll, wenn ich ihm gegenüberstand – jedenfalls die meiste Zeit –, und stellte den rostigen alten Golf, den ich zum Ausschlachten gekauft hatte, auf das hintere Feld, wo Adam ihn von seinem Schlafzimmerfenster aus deutlich sehen konnte.
    Ich war beinahe sicher, dass er Medea nicht essen würde, aber ich würde sie die nächsten paar Tage im Haus lassen, um ihm den Eindruck zu vermitteln, dass ich mich seiner Drohung beugte. Der Trick bei Werwölfen besteht darin, sich ihnen niemals direkt entgegenzustellen.
    Medea miaute und bewegte den Stummelschwanz, als ich sie hinsetzte und ihren Fressnapf füllte. Sie war mir zugelaufen, und ich hatte zunächst angenommen, jemand habe sie misshandelt und ihr den Schwanz abgeschnitten, aber der Tierarzt sagte, sie sei eine Manx und schon mit Stummelschwanz zur Welt gekommen. Ich streichelte sie noch einmal, dann ging ich zum Kühlschrank und versuchte, selbst etwas zum Abendessen zu finden.
    »Ich hätte Mac ja mitgebracht, aber ich glaube nicht, dass
Adam das zulassen würde«, sagte ich zu ihr. »Werwölfe finden die Gesellschaft von Fremden nicht sonderlich angenehm. Sie bestehen auf Unmengen an Protokoll, wenn ein neuer Wolf das Territorium eines anderen betritt, und irgendwie weiß ich, dass sich Mac noch nicht an das Rudel gewandt hat. Ein Werwolf wird nicht erfrieren, wenn er draußen schläft, ganz gleich, wie schlecht das Wetter ist. Es wird ihm eine Weile nichts ausmachen.
    Dennoch«, fuhr ich fort, während ich ein paar Spaghettireste aus dem obersten Fach holte und in die Mikrowelle stellte. »Wenn Mac Ärger hat, könnte Adam ihm vielleicht helfen.« Es würde wohl das Beste sein, das Thema vorsichtig anzuschneiden, wenn ich die Geschichte des Jungen ein wenig besser kannte.
    Ich aß im Stehen und spülte dann den Teller ab, dann rollte ich mich auf der Couch zusammen und schaltete den Fernseher ein. Medea sprang mir schon vor der ersten Werbeeinblendung auf den Schoß und begann zu schnurren.

    Am nächsten Tag tauchte Mac nicht auf. Es war allerdings Samstag, und vielleicht wusste er nicht, dass ich oft auch samstags arbeitete, wenn es etwas zu tun gab. Oder er war weitergezogen.
    Ich hoffte nur, dass Adam oder einer seiner Wölfe ihn nicht fanden, bevor ich Gelegenheit gehabt hatte, ihnen vorsichtig von seiner Anwesenheit zu berichten. Die Regeln, die den Werwölfen gestatteten, Hunderte von Jahren unentdeckt unter Menschen zu leben, hatten leider für jene, die sie brachen, oft fatale Folgen.
    Ich arbeitete bis zum Mittag, dann rief ich das nette junge Paar an, um ihnen mitzuteilen, dass ihrem Auto nicht mehr zu helfen war. Den Motor zu ersetzen, würde mehr kosten,
als das Auto wert war. Solche Anrufe mochte ich am wenigsten. Als Tad, mein alter Assistent, noch da gewesen war, hatte ich ihn das meist übernehmen lassen. Als ich auflegte, war ich beinahe so deprimiert wie die Besitzer des gut gepflegten, mit vielen Extras ausgestatteten, sehr geliebten Wagens, der nun seine letzte Fahrt zu einem Autofriedhof antreten würde.
    Ich wusch mich und holte so viel von dem klebrigen Zeug unter meinen Fingernägeln hervor wie möglich, dann begann ich mit der endlosen Büroarbeit, die früher ebenfalls Tad zugefallen war. Ja, ich freute mich, dass sein Stipendium ihm ermöglichte, jetzt Harvard zu besuchen, aber er fehlte mir wirklich. Nach zehn Minuten kam ich zu dem Schluss, dass es nichts gab, was ich nicht auf Montag verschieben konnte. Und am Montag würde ich hoffentlich eine dringende Reparatur hereinbekommen und imstande sein, die Büroarbeit bis Dienstag aufzuschieben.
    Ich zog saubere Jeans und ein T-Shirt an, griff nach meiner Jacke und ging zum Essen zu O’Leary’s. Danach erledigte ich ein paar eher planlose Lebensmitteleinkäufe und erwarb eine kleine, tiefgefrorene Pute, um sie mit

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