Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
wie das Töten von Littleton – und das war schlimm genug gewesen. Andre würde schlafen und hilflos sein. Selbst wenn es mir gelang, ihn zu finden, wusste ich nicht, ob ich ihn wirklich hinrichten konnte.
Und wenn ich ihn umbrachte, würde Marsilias Siedhe mich jagen.
Zumindest würde ich mich dann nicht zwischen Adam und Samuel entscheiden müssen. Jedes Unglück hat auch sein Gutes.
Ich jagte jeden Nachmittag und kehrte zurück, bevor es dunkel wurde. Samuel ließ sich nicht oft blicken, aber er hatte sich angewöhnt, Mahlzeiten für mich im Kühlschrank zu hinterlassen. Manchmal waren es Pappverpackungen aus einem Restaurant, aber für gewöhnlich kochte er etwas. Wenn er zu Hause war, benahm er sich, als hätte er mich nie geküsst, und sprach nie davon, ob er immer noch an einer Fortsetzung interessiert war. Ich wusste nicht, ob ich das beruhigend oder beängstigend finden sollte. Samuel war ein sehr geduldiger Jäger.
Am Samstag ging ich mit Adam ins Kino. Er benahm sich
wirklich vorbildlich. Danach fuhren wir zum Hanford-Gelände und liefen als Wolf und Kojote über das offene Land. Adam konnte nicht wie Samuel alles Menschliche abwerfen und sich daran freuen, ein wildes Tier zu sein. Stattdessen spielte er mit der gleichen Intensität, mit der er auch alles andere tat. Was bedeutete, wenn ich ihn jagte, war ich nicht wirklich sicher, ob ich ihn fangen wollte – und wenn er mich jagte, fühlte ich mich wie ein Kaninchen.
Wir waren beide müde, als ich ihn vor dem Essen an seinem Haus absetzte. Er küsste mich nicht, aber er bedachte mich mit einem Blick, der beinahe genauso gut war.
Ich wollte nach diesem Blick nicht zu Samuel nach Hause gehen. Also begab ich mich wieder nach Kennewick und fuhr einfach herum. Adams gezügelten Wolf zu sehen war … herzzerreißend gewesen. Er war nicht wie Bran, der gerne Rollen spielte. Ich mochte mich selbst nicht, weil ich Adam dazu gebracht hatte, das zu tun. Mit ihm Fangen zu spielen war besser gewesen als das Kino; dabei hatte er den Wolf nicht so sehr unterdrückt.
Ich stand gerade an einem Stoppschild in einem der unzähligen neuen Viertel, die in den letzten paar Jahren entstanden waren, als ich sah, was ich so lange gesucht hatte. Ein hohläugiger, trauriger Mann mittleren Alters stand auf der Veranda eines achtbar aussehenden Hauses und starrte mich an.
Ich lenkte den Golf an den Straßenrand, hielt an und starrte zurück. Während ich dort stand, erschien ein zweiter Geist hinter ihm, diesmal eine alte Frau. Als der dritte Geist auftauchte, stieg ich aus dem Auto. Das Haus konnte nur ein paar Jahre alt sein; drei Tote waren für einen normalen Haushalt innerhalb von ein paar Jahren ein bisschen viel – besonders drei Leute, die zu Geistern geworden waren, statt einfach auf die andere Seite zu gehen wie die meisten Toten.
Ich holte den Rucksack mit Zees Vampirkiller-Ausrüstung heraus und ging über die Straße. Erst als ich die Treppe zur Veranda hinaufging, fiel mir ein, dass es hier auch lebende Bewohner geben würde. Aus irgendeinem Grund hatte ich vergessen, dass ich mit der Menagerie des Vampirs fertig werden musste, bevor ich den Vampir tötete.
Ich klingelte und tat mein Bestes, die Geister nicht anzusehen, von denen sich nun noch erheblich mehr als drei versammelt hatten: Ich konnte sie riechen, selbst wenn ich sie nicht sehen konnte.
Niemand kam an die Tür, obwohl ich drinnen Bewegung hören konnte. Es roch nicht nach Angst oder Zorn, nur nach ungewaschenen Leuten. Als ich den Türknauf drehte, ging die Tür auf.
Der Geruch im Inneren war schlimm. Wenn Vampire einen beinahe so guten Geruchssinn hatten wie ich, wusste ich nicht, wie irgendein Vampir es hier aushalten konnte. Aber Vampire brauchen nicht zu atmen.
Ich versuchte, meine Nase zu benutzen, um zu erfahren, in wessen Haus ich mich befand. Sein Geruch wurde zum Teil von dem säuerlichen Schweiß und dem Geruch nach Tod überdeckt, also konnte ich nicht sicher sein, dass ich den richtigen Vampir gefunden hatte, nur dass er männlich war.
Die Geister folgten mir. Ich konnte spüren, wie sie mich streiften und vorwärtsdrängten, als wüssten sie, wieso ich hier war und wollten mir unbedingt helfen. Sie schoben und zogen, bis ich eine Tür neben dem Bad im Erdgeschoss erreichte. Sie war schmaler als die anderen Türen, was auf einen Wandschrank schließen ließ. Aber auf das Drängen meiner Führer öffnete ich die Tür und war nicht überrascht, dahinter eine Wendeltreppe zu
Weitere Kostenlose Bücher