Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Weise. »Damit meinte ich nicht, dass ich deinen Namen nicht kenne, Cory Littleton. Asmodeus wurde schon vor Jahrhunderten vernichtet.«
»Dann eben Kurfel«, sagte Cory, der plötzlich nichts Kindliches mehr an sich hatte.
Ich kannte diese Namen, Asmodeus und Kurfel, beide, und sobald ich mich erinnerte, wo ich sie gehört hatte, wusste ich auch, was das für ein Geruch war. Und sobald mir das eingefallen war, kam mir Stefans Angst nicht mehr so überraschend vor. Dämonen machten jedem Wesen Angst.
»Dämon« ist ein Sammelbegriff wie »Feenvolk« und beschreibt
Wesen, die unfähig sind, sich selbst in körperlicher Form auf dieser Welt zu manifestieren. Stattdessen ergreifen sie Besitz von ihren Opfern und nähren sich von ihnen, bis nichts mehr übrig bleibt. Dieser hier hieß ebenso wenig Kurfel wie Asmodeus – den Namen eines Dämons zu kennen, verleiht nämlich Macht über ihn. Ich hatte allerdings noch nie von einem Vampir gehört, der von einem Dämon besessen war. Ich versuchte, mir vorzustellen, was das bedeuten mochte.
»Du bist auch nicht Kurfel«, sagte Stefan. »Obwohl einer wie er dir den Gebrauch seiner Fähigkeiten erlaubt, wenn du ihn gut genug amüsierst.« Er schaute zur Badezimmertür hin. »Was hast du getan, um ihn zu amüsieren, Zauberer?«
Zauberer.
Ich hatte immer gedacht, das wären nur Geschichten – ich meine, wer würde schon so dumm sein, einen Dämon in sich einzuladen? Und warum würde ein Dämon, der von jeder korrupten Seele Besitz ergreifen konnte (und sich einem Dämon anzubieten, setzte eine korrupte Seele voraus, oder?), einen Handel mit jemandem eingehen? Ich glaubte nicht an Zauberer, und ich glaubte ganz bestimmt nicht an Vampirzauberer.
Ich nehme an, jemand, der von Werwölfen aufgezogen wurde, hätte offener für so etwas sein sollen – aber irgendwo musste ich eine Grenze ziehen.
»Ich mag dich nicht«, sagte Littleton kühl, und mein Nackenhaar sträubte sich von der Magie, die er um sich herum sammelte. »Ich mag dich überhaupt nicht.«
Er streckte die Hand aus und berührte Stefan in der Mitte der Stirn. Ich wartete darauf, dass Stefan seine Hand wegstieß, aber er tat nichts, um sich zu verteidigen, sondern fiel auf die Knie und kam mit lautem Krachen auf dem Boden auf.
»Ich hätte gehofft, du würdest interessanter sein, aber nein«, sagte Cory. Sein Tonfall und seine Art zu reden hatten sich stark verändert. »Überhaupt nicht witzig. Ich muss etwas dagegen tun.«
Er ließ Stefan vor sich knien und ging zur Badezimmertür.
Ich winselte Stefan an und stellte mich auf die Hinterbeine, um ihm über das Gesicht zu lecken, aber er sah mich nicht einmal an. Sein Blick war vage und unkonzentriert, und er atmete nicht. Vampire brauchen das selbstverständlich auch nicht zu tun, aber Stefan atmete meistens.
Der Zauberer hatte ihn offenbar mit einem Bann belegt.
Ich riss an der Leine, aber Stefan hatte die Hand immer noch darum geschlossen. Vampire sind stark, und selbst als ich meine ganzen zweiunddreißig Pfund dagegenwarf, bewegte sich seine Hand nicht. Wenn ich eine halbe Stunde gehabt hätte, hätte ich das Leder durchkauen können, aber ich wollte lieber schon frei sein, wenn der Zauberer zurückkehrte.
Hechelnd sah ich mich um, schaute zur offenen Badezimmertür. Welches neue Ungeheuer wartete dort? Wenn ich hier lebendig herauskam, würde ich mir nie wieder eine Leine anlegen lassen. Werwölfe haben Kraft, Krallen, die sich halb einziehen lassen, und einen Zoll lange Reißzähne – Samuel hätte nicht in diesem dummen Ledergeschirr festgesessen. Ein Biss, und er wäre weg gewesen. Ich war nur schnell – und selbst diese Schnelligkeit wurde durch die Leine deutlich eingeschränkt.
Ich war auf einen schrecklichen Anblick vorbereitet, etwas, das Stefan vernichten konnte. Aber was Cory Littleton aus dem Zimmer zog, erfüllte mich mit einer ganz anderen Art von Entsetzen.
Die Frau trug eine Zimmermädchenuniform im Stil der Fünfzigerjahre, mintgrün mit einer gestärkten blauen Schürze. Die Farben passten zu den Vorhängen und den Teppichen im Flur, aber das Seil um ihre Handgelenke, dunkel von Blut, tat das nicht.
Von ihren blutenden Handgelenken einmal abgesehen, schien sie unverletzt zu sein, obwohl die Geräusche, die sie von sich gab, mich das bezweifeln ließen. Ihre Brust hob und senkte sich krampfhaft durch ihr angestrengtes Weinen, aber selbst ohne die Badezimmertür zwischen uns war es nicht sonderlich laut, es war eher ein leises
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