Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
Stöhnen.
Ich riss wieder an der Leine, und als Stefan sich immer noch nicht regte, biss ich ihn so fest, dass er blutete. Er zuckte nicht einmal zusammen.
Ich konnte nicht ertragen, wie erschrocken die Frau war. Sie atmete heiser und abgerissen und wehrte sich gegen Littletons Griff, so auf ihn konzentriert, dass sie Stefan und mich vermutlich überhaupt nicht bemerkte.
Wieder zerrte ich an der Leine. Wieder half es nichts. Ich fauchte und schnappte und drehte mich um, so dass ich am Leder kauen konnte. Mein eigenes Halsband hatte einen Schnappverschluss, den ich hätte lösen können, aber Stefans Ledergeschirr hatte altmodische Schnallen.
Der Zauberer ließ sein Opfer vor mir auf den Boden fallen, gerade so außer Reichweite – obwohl ich nicht sicher war, was ich hätte für sie tun können, selbst wenn ich sie hätte berühren können. Sie sah mich nicht, sie war zu sehr damit beschäftigt, Littleton nicht anzusehen. Aber meine Anstrengungen hatten die Aufmerksamkeit des Zauberers erregt, und er hockte sich nun vor mich hin.
»Ich frage mich, was du tun würdest, wenn ich dich losließe«, fragte er mich. »Hast du Angst? Würdest du fliehen?
Würdest du mich angreifen, oder erregt dich der Geruch ihres Blutes so wie einen Vampir?« Er blickte zu Stefan auf. »Ich sehe deine Zähne, Soldat. Der schwere Geruch von Blut liegt in der Luft. Er ruft uns, nicht wahr? Er hält uns an einer so festen Leine wie du deinen Kojoten.« Er sprach die Worte aus, als wäre Spanisch seine Muttersprache. »Sie verlangen, dass wir nur einen kleinen Schluck nehmen, wenn unsere Herzen sich doch nach so viel mehr sehnen. Blut zu trinken ist nicht wirklich erfüllend, wenn niemand dabei stirbt, findest du nicht auch? Du bist alt genug, um dich an frühere Zeiten zu erinnern, oder, Stefan? Als wir Vampire tranken, so viel wir wollten, und wir uns in dem Entsetzen und den Todeszuckungen unserer Beute suhlten. Als wir uns wirklich nährten.«
Stefan gab endlich ein Geräusch von sich, und ich wagte es, ihn anzusehen. Sein Blick hatte sich verändert. Ich weiß nicht, was das Erste war, was mir an ihm auffiel, wenn sich so viel anderes ebenfalls verändert hatte. Stefans Augen hatten für gewöhnlich die Farbe von geöltem Walnussholz, aber nun glühten sie wie Blutrubine. Er hatte die Lippen zurückgezogen und zeigte Reißzähne, die kürzer und zierlicher waren als die eines Werwolfs. Seine Hand, die meine Leine fest gepackt hielt, hatte nun gebogene Klauen an den Enden verlängerter Finger. Nach einem kurzen Blick wandte ich mich ab, denn er machte mir beinahe ebenso viel Angst wie der Zauberer.
»Ja, Stefan«, sagte Littleton und lachte wie die Schurken in alten Schwarzweißfilmen. »Ich sehe, du erinnerst dich an den Geschmack des Todes. Benjamin Franklin sagte einmal, dass jene, die ihre Freiheit für Sicherheit aufgeben, keins von beidem verdienen.« Er beugte sich dichter heran. »Fühlst du dich sicher, Stefan? Oder fehlt dir das, was wir einmal hatten, und was uns allen genommen wurde?«
Dann wandte er sich wieder seinem Opfer zu. Sie gab einen
leisen Laut von sich, als er sie berührte. Ihr Weinen war so heiser, dass es für einen Menschen, der sich außerhalb des Zimmers befand, unhörbar gewesen wäre. Ich kämpfte gegen das Geschirr an, bis es mir in die Schultern schnitt, aber das half nichts. Meine Klauen rissen Löcher in den Teppich, aber Stefan war zu schwer, als dass ich ihn hätte bewegen können.
Als Littleton sie tötete, ließ er sich Zeit damit; sie hörte auf, sich zu wehren, bevor ich es tat. Am Ende kamen die einzigen Geräusche im Raum von den Vampiren, von dem vor mir, der sich schlürfend nährte, und von dem neben mir, der hilflose, gierige Laute von sich gab, obwohl er sich ansonsten nicht regte.
Der Körper der Frau bog sich, und ihr Blick begegnete dem meinen, nur einen Augenblick, bevor ihre Augen glasig wurden und sie starb. Ich spürte Magie, als sie erstarrte, und den bitteren Gestank des Dämons, der sich aus dem Raum zurückzog, bis nur noch eine schwache Spur von ihm zurückblieb.
Ich konnte wieder besser riechen und hätte mir beinahe gewünscht, das wäre nicht der Fall. Der Geruch des Todes ist nicht viel besser als der eines Dämons.
Hechelnd, zitternd und hustend, weil ich mich halb erwürgt hatte, sackte ich zu Boden. Ich konnte jetzt nichts mehr tun, um ihr zu helfen, wenn es denn je eine Möglichkeit dazu gegeben hatte. Littleton nährte sich weiter. Ich warf einen Blick zu
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