Mercy-Thompson 03 - Spur der Nacht-retail-ok
das wich schnell einem Geschöpf, das nicht größer war als ein kleines Zugpony, nur dass Ponys keine Kiemen am Hals haben – und keine Reißzähne. Am Ende wurde er der Mann, den ich bei der Versammlung der Besseren Zukunft kennen gelernt hatte. Er weinte.
»Geh nach Hause, Fideal«, sagte Zee. »Und lass sie allein. Lass mein Kind allein, und dein Blut wird mein Schwert nicht laben. Auch mein Schwert hat Hunger, und es verschlingt am liebsten Dinge, die weniger hilflos sind als ein Menschenkind.« Er machte eine Bewegung, und ein Motor erwachte zum Leben und zog das Garagentor neben Fideal hoch.
Fideal eilte nach draußen und verschwand um eine Ecke.
»Er wird dich nicht mehr belästigen«, erklärte Zee, der wieder aussah wie er selbst. Auch das Messer war weg. »Ich
werde mit Onkel Mike reden, und wir werden dafür sorgen, dass er sich von dir fernhält.« Er streckte Warren die Hand hin, um ihn hochzuziehen.
Warren war blass, und seine Kleidung war nass, als hätte er im Wasser gelegen – in Meerwasser, wenn man dem Geruch glauben konnte. Er richtete sich so langsam auf, als hätte er Schmerzen.
»Bist du in Ordnung?«
Warren nickte, aber er musste sich immer noch auf Zee stützen.
Der Wanderstab lag direkt vor Zees Fuß – von dem geschwärzten Silberende stieg ein Rauchring auf.
Ich griff vorsichtig danach, aber er fühlte sich so leblos an wie der Stock, den ich am Samstag für Ben geworfen hatte. »Ich dachte, er würde nur bewirken, dass Mutterschafe Zwillinge bekommen.«
»Er ist sehr alt«, sagte Zee. »Und alte Dinge haben manchmal ihren eigenen Kopf.«
»Ich verstehe«, sagte ich, ohne den Blick von dem rauchenden Stab zu heben. »Bist du immer noch böse auf mich?«
Zees Kinn wurde starrer. »Eines solltest du wissen. Ich wäre lieber in meiner Zelle gestorben, als zuzulassen, dass du von diesem Verrückten angegriffen wirst.«
Ich kniff kurz die Lippen zusammen und verkündete ihm dann im Gegenzug: »Ich bin am Leben. Du bist am Leben. Warren ist am Leben. Unsere Feinde sind tot oder besiegt. Heute ist ein guter Tag.«
Früh am Montagmorgen ging ich zur Arbeit und erfuhr, dass Elizaveta, die sündhaft teure Hexe des Rudels, da gewesen
war und geputzt hatte. Die einzige Spur meines Zusammenstoßes mit Tim waren die Kerben, die ich in den Zement geschlagen hatte, als ich versucht hatte, den Kelch zu zerstören. Selbst die Tür, die Adam aufgebrochen hatte, war ersetzt worden.
Zee hatte mich am Freitag und Samstag vertreten, also war all meine Arbeit getan. Ich erlebte ein paar panische Augenblicke, die ich vor Honey verbergen musste, die am Montag meine Leibwächterin war, aber bis zum Mittag hatte ich die Werkstatt wieder in Besitz genommen. Selbst dass Gabriel länger dablieb (nachdem die Schule aus war) und Honey sich in meinem Büro niederließ, störte mich nicht so sehr, wie ich erwartet hätte. Ich hörte um Punkt fünf auf zu arbeiten und schickte Gabriel nach Hause. Honey folgte mir bis zur Einfahrt, bevor sie selbst nach Hause ging.
Samuel und ich aßen chinesisch und sahen uns einen alten Actionfilm aus den Achtzigern an. Etwa nach der Hälfte bekam Samuel einen Anruf aus dem Krankenhaus und musste gehen.
Sobald er weg war, schaltete ich den Fernseher aus und nahm eine lange heiße Dusche. Ich rasierte meine Beine am Waschbecken und ließ mir Zeit, das Haar zu fönen. Ich begann es zu flechten, überlegte es mir dann aber anders und ließ es offen.
»Wenn du noch länger wartest, komme ich rein und hole dich«, sagte Adam.
Ich wusste selbstverständlich, dass er da war. Selbst wenn ich nicht gehört hätte, wie er vorgefahren und hereingekommen war, hätte ich gewusst, dass er da war. Es gab nur einen einzigen Grund, wieso Samuel keinen Ersatzwolf
gerufen hatte, als er ins Krankenhaus gefahren war. Er hatte gewusst, dass Adam kommen würde.
Ich starrte mein Spiegelbild an. Meine Haut war an den Armen und im Gesicht von der Sommersonne dunkler gebräunt als am Rest meines Körpers, aber zumindest würde ich nie käsig blass sein. Von dem Schnitt an meinem Kinn abgesehen, den Samuel mit zwei Stichen genäht hatte, und einer schönen Prellung an meiner Schulter, an deren Herkunft ich mich nicht erinnern konnte, war mit meinem Körper alles in Ordnung. Karate und meine Arbeit hielten mich gut in Form.
Ich war nicht gerade hübsch, aber ich hatte dickes Haar, das mir bis auf die Schultern fiel.
Adam würde mich zu nichts zwingen. Er würde nichts tun, was ich nicht wollte
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