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Meridian - Flüsternde Seelen

Meridian - Flüsternde Seelen

Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Kizer
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leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.« Liebevoll strich er mir das Haar zurück und massierte die verkrampften Muskeln in meinen Schultern, bis ich schnurrte, statt ihm die Krallen zu zeigen. »Ich habe Hunger. Du sicher auch. Lass uns hier reingehen.« Er küsste mich auf den Scheitel und drehte mich sanft zu dem Restaurant um, das sich hinter uns befand. Als er mir spielerisch auf den Po klopfte, stieß ich vor Schreck ein Kichern aus.
    Auf dem Schild, das uns einlud, die Teestube
Helios
zu besuchen, breitete eine goldene Sonne ihre Strahlen aus. Das Lokal war offenbar ein ehemaliges Farmhaus, das von der Stadt ringsherum verschluckt worden war. Es stand ein Stück von der Straße zurückversetzt und war über einige schiefe Betonstufen zu erreichen. Der abschüssige grüne Rasen davor strotzte von winterfest gemachten Blumenbeeten, Metallbänken und den verschiedensten Gartenskulpturen. An dem in einem freundlichen Bananengelb gestrichenen und mit weißen Kanten abgesetzten Gebäude klimperten Windspiele. Statuen bewachten jede Stufe.
    Ich musste lächeln, und meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Ich dachte an meine Tante. Sie hätte ihre Freude an diesem Haus gehabt. Ich verliebte mich sofort in die kitschige Leichtigkeit, die Lebensfreude verbreitete. »Tante Merry hat so gern Tee getrunken.« Mein Lächeln wurde breiter, als ich Tens hänselte. »Ich wette, die Teekuchen werden dir schmecken. Oder vielleicht ein Gurkensandwich?«, fragte ich in meinem schauderhaftesten britischen Akzent. Die Anspannung zwischen uns löste sich auf wie ein Stück Würfelzucker in heißem Tee.
    Tens zog an meiner Hand. »Komm schon.«
    Ich zeigte auf das Schild im Fenster. »Schau, sie suchen Personal. Du wärst ein niedlicher Kellner.«
    Mit lautem Gelächter hielt Tens mir die Tür auf. »Ich würde bloß alles fallen lassen.«
    Das galt weniger für ihn als eher für mich. Er besaß die Anmut eines Blattes, das in einer warmen Brise schwebte, während ich ein Trampel war. Leider hatte meine neu entdeckte Fähigkeit, Seelen an einen glücklichen Ort zu geleiten, keine Auswirkungen auf meine Feinmotorik. Und so hatte ich meinen Traum, einmal Primaballerina zu werden, wohl oder übel begraben müssen.
    Glocken in den verschiedensten Größen, vom winzigen Glöckchen bis zur riesigen Kuhglocke und alle mit Haken an der Rückseite der Tür befestigt, kündigten unser Eintreten an. Als Erstes nahm ich eine Mischung aus Gerüchen wahr: Vanille und Zimt und warme Schokolade mit einem Hauch von Zitrone und Kirsch. Auf dem Weg von der Tür einen Flur entlang kam ich durch eine Reihe von Geruchszonen, jede davon eine tröstende Umarmung und Sinnbild dessen, was schön war auf dieser verrückten Welt.
    Da meine Augen die vielen Einzelheiten gar nicht aufnehmen konnten, verwandelte sich der Flur in einen Nebel aus Farben und Formen. Gestecke aus getrockneten Hydrangea und Rosen standen neben winzigen Teeservices. Kerzen aller Größen waren windschief auf antiken Hutschachteln arrangiert, um die jemand Baumwollbeutel und Perlenketten drapiert hatte. Handtücher aus Mehlsäcken hingen über den Armen von Gartenstatuen aus Beton. Ausgestopfte Kaninchen, so groß wie Kleinkinder und mit Hauben und Rüschenkleidchen vermenschlicht, saßen an kleinen Teetischen. All diese Gegenstände waren geschickt in einem Raum verteilt, der früher vermutlich einmal das Wohnzimmer gewesen war, inzwischen jedoch die Kasse beherbergte.
    Tens umklammerte meine Hand, als befürchtete er, Männer seien hier nicht nur ungebetene Gäste, sondern würden, mit Petersilie garniert, auf einem Chintzdeckchen serviert.
    »Willkommen, willkommen im
Helios.
Sind Sie zum ersten Mal hier?« Die quirlige Frau, Anfang sechzig und nicht viel größer als ich, lächelte freundlich. Sie hatte tiefe Falten an den Schläfen, die aussahen, als wollte sie ihre Begrüßung mit Ausrufezeichen untermalen. Ihr braungebranntes Gesicht verriet, dass sie sich mehr im Freien als drinnen aufhielt. Ihr kastanienbraunes Haar hatte natürlich wirkende hellere Strähnchen und lockte sich unter dem Kinn. Dass Tens uns beide überragte, schien sie nicht zu schrecken.
    »Möchten Sie Tee trinken, zu Mittag essen oder beides?« Sie führte uns durch ein zweites mit Waren überladenes Zimmer auf eine geschlossene, lichtdurchflutete Veranda mit Glasfront.
    »Mittagessen. Ein ordentliches Mittagessen«, antwortete ich, ebenfalls lächelnd, und nahm mit dem Rücken zum Eingang Platz. Tens

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