Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Mathilde?“
Die Bäuerin spielte nervös mit ihren Fingern.
„Seid doch so gut und gebt mir einen Eurer Knechte mit, der mir den Hofhund vom Hals hält.“
„Wie Ihr seht, Herr Mathäus, wird hier gearbeitet. Ich kann auf keine Arbeitskraft verzichten.“
„Ihr bekommt ihn ja gleich wieder. Oder wär’s Euch lieber, wenn ich mir ritterlichen Begleitschutz von der Burg hole? Aber was denken dann die Leute, nicht wahr?“
Mathilde schluckte verärgert, winkte einen der Knechte herbei und raunzte ihm etwas zu. Der Knecht nickte beflissen und machte sich zusammen mit dem Dorfherrn auf den Weg. Argwöhnisch blickte Mathilde ihnen hinterher.
Schon bald erreichten Mathäus und sein Begleiter Ludwigs Hof. Der Knecht ließ ihn eintreten und führte ihn eine schmale Treppe hoch. Schließlich standen sie direkt vor Ludwigs Schlafkammer. Der Knecht verzog sein Gesicht und klopfte zaghaft an die Tür. Es dauerte eine Weile, bis sie sich einen Spalt weit öffnete und das rosige Gesicht einer jungen Magd hervor spähte. Mathäus dankte dem Knecht mit einem Nicken, bat ihn sich zur Verfügung zu halten. Dann verschaffte sich Mathäus Eintritt, indem er die verdutzte Magd mit sanfter Gewalt zurückdrängte.
„Der Herr ist krank“, stammelte sie hilflos.
Mathäus hob beruhigend seine Hände. „Ich weiß, Mädchen, ich weiß.“ Die Kleidung der Magd befand sich in verdächtiger Unordnung. Eine Haube trug sie nicht, und vor ihrem Gesicht zappelten wilde Haarsträhnen. Der Dorfherrwies sie mit einer ruhigen Kopfbewegung an, den Raum zu verlassen. Stumm gehorchte die Magd.
Der Geruch von Krankheit erfüllte die Luft des Schlafgemachs, vermischte sich mit der drückenden Schwüle des Sommertages. Ludwig lag hüstelnd auf seinem Bett und sah den Dorfherrn feindselig an. „Hoffentlich könnt Ihr mir den Grund für Euer unverschämtes Eindringen erklären, Herr Hüter der herrschaftlichen Ordnung“, krächzte er mit heiserer Stimme.
Mathäus betrachtete ihn eine Weile schweigend. Mit entblößtem Oberkörper lag er da auf seiner Bettstatt, während ein weißes Lammfell seinen Unterleib und seine Beine bedeckte. Mathäus hätte sein Haus darauf verwettet, dass Ludwig darunter völlig nackt war.
„Wie gut für Euch, dass Ihr jemanden habt, der Euch pflegt“, bemerkte Mathäus nach einer Weile mit süffisantem Lächeln.
Ludwig hustete verärgert. „Was wollt Ihr?“
Unaufgefordert setzte sich Mathäus neben das Bett. „Wo wart Ihr heute Morgen?“, fragte er geradeheraus.
„Wo ich war, wollt Ihr wissen? Seht mich an, Dorfherr. Ich war hier, wo sonst? Glaubt Ihr, ich lege mich während der Erntezeit nur so zum Spaß ins Bett?“ Er zog etwas Schleim hoch und spuckte in einen Becher. Mühsam schnappte er nach Luft. „Bin kaum in der Lage, auch nur zwei Schritte zu gehen.“
Eines musste Mathäus sich widerwillig eingestehen: Dieses Wrack konnte schwerlich jene grauenhafte Tat begangen haben, um derentwillen er hier war.
„Was zum Teufel wollt Ihr überhaupt von mir?“, schnaufte der Bauer.
„Heute Morgen ist ein weiterer Mord geschehen“, erklärte Mathäus ungerührt.
„Ach ja? Und welche Unglückliche hat es diesmal erwischt?“
Mathäus hob den Kopf. „Woher wisst Ihr denn, dass es sich um ein Weib handelt?“
„Weil ich nicht dämlich bin, werter Dorfherr. Ich bin kein Kind von Traurigkeit, Ihr wisst das, jeder weiß es. Und was ich haben will, bekomme ich. Was kümmert mich das Geschwätz der anderen, die in Wirklichkeit nur neidisch sind?“ Er spuckte abermals in den Becher. „Ich weiß, was Ihr von mir haltet, aber das ist mir einerlei. Ich weiß auch, dass Ihr mir an den Kragen wollt, aber das wird Euch nicht gelingen. Ihr würdet mich wohl kaum aufsuchen, wenn es nicht wieder eine junge Frau wäre, die da ermordet wurde.“
Mathäus’ Mundwinkel zuckten verächtlich.
„Nun, um wen handelt es sich also, Herr Hüter der herrschaftlichen Ordnung?“
„Die Tochter des Schuhmachers.“
Das Gesicht des Bauern verriet keinerlei Regung. Ausdruckslos starrte er vor sich hin. „Margarethe“, murmelte er nach einer Weile, „das ist schade um sie.“
„Habt Ihr sie gut gekannt?“
Ludwig grinste matt. „Ich hab sie gemocht. Und sie mochte mich auch.“
„Wirklich? Mir ist da anderes zu Ohren gekommen!“
„Euch kommt vieles zu Ohren, wenn der Tag lang ist, Dorfherr. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass diesem fremden Pfeffersack immer noch nicht der Prozess gemacht
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