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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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wurde.“
    „Das soll nicht Eure Sorge sein, Ludwig. Jeder bekommt eines Tages, was er verdient.“
    „Gewiss, der eine früher, der andere später. War’s das?“
    „Nein. Ich will alle Stiefelpaare sehen, die Ihr besitzt.“
    Ludwig lachte laut, doch das Lachen ging bald in ein dumpfes Husten über. „Schaut sie Euch an, wenn Ihr unbedingt wollt. Vorher gebt Ihr sowieso keine Ruhe.“ Er klatschte laut in die Hände. Nach wenigen Augenblicken betrat die Magd schüchtern das Zimmer.
    „Bertha, mein kleiner Engel, bitte sei so gut und hole alle Stiefelpaare her, die ich besitze.“
    Die Magd machte ein verwundertes Gesicht.
    „Nun mach schon!“
    Sie entfernte sich und kam bald voll bepackt zurück.
    „Leg sie alle auf den Boden, Bertha“, befahl der Dorfherr. Sie gehorchte und entfernte sich auf einen Wink des Kranken wieder.
    Schon auf den ersten Blick erkannte Mathäus, dass die Größe der Stiefel mit den Abdrücken im Waldboden übereinstimmen mochte. Sorgfältig betrachtete er sämtliche Sohlen, entdeckte aber nirgends das ominöse Kreuz. „Eine ganze Menge Stiefel besitzt Ihr“, murmelte er, um seinen Unmut nicht zu zeigen.
    Ludwig zuckte mit den Achseln. „Der eine hat, der andere eben nicht. Warum verachtet Ihr mich eigentlich? Weil ich ein Freibauer bin?“
    „Das juckt mich nicht. Ich verachte Euch, weil Ihr die Nöte der Menschen schamlos ausnutzt.“ Mathäus ließ den letzten Stiefel auf den Boden plumpsen und erhob sich. „Wünsche Euch gute Genesung, Ludwig.“ Mit großen Schritten verließ er den Raum. Vor der Tür wartete der Knecht auf ihn. Auch die Magd stand dort und zupfte verunsichert an ihren Haaren. Mathäus trat ihr entgegen. „Dein Herr war den ganzen Morgen in seinem Bett, nicht wahr, Bertha?“, fragte er mit ruhiger Stimme.
    „Ja, Herr.“
    „Und die Stiefel – du hast mir doch hoffentlich kein Paar vorenthalten, oder?“
    „Nein, Herr! Bestimmt nicht!“
    Mathäus suchte nach einem verräterischen Zucken in ihrem Gesicht, doch vergebens. Er war fast sicher, dass die Magd ihn nicht anlog.
    „Sag, Mädchen: Ist dein Herr eigentlich gut zu dir?“, fuhr er leise fort.
    Bertha wich seinem durchdringenden Blick aus. „Ich leide weder Hunger noch Durst“, antwortete sie ausweichend. „Außerdem sorgt er gut für mein Baby.“
    „Du hast ein Kind?“
    „Ja, Herr.“ Noch immer mied sie seinen Blick.
    Mathäus nickte verstehend. Er legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. „Sollte der Tag nahen, an dem du weder ein noch aus weißt, dann wende dich an mich“, flüsterte er. Dann verließ er das Haus.
    Gedankenverloren marschierte er bald darauf den Hahndorn hinab, der wie ausgestorben vor ihm lag. Selbst das Federvieh hatte inzwischen Schutz vor der schwülen Hitze gesucht und war nirgends auszumachen. Mathäus bemerkte, dass der Dorfbach längst nicht so laut plätscherte wie sonst. Wenn die Hitze noch ein paar Tage anhielt, würde er ausgetrocknet sein.
    „Schon die zweite Tote!“, krächzte plötzlich eine Stimme.
    Mathäus fuhr herum. „Lazarus!“
    Der Irre blickte beschwörend in den Himmel. „Teufel hält reiche Ernte!“
    „Die Einzigen, die hier Ernte halten, sind die Bauern“, erwiderte Mathäus unwirsch. „Woher um alles in der Welt weißt du schon von dem Mord? Wer hat’s dir erzählt?“
    Lazarus schien die Frage des Dorfherrn nicht gehört zu haben. Entrückt hob er seine Arme. „Teufel geht um, Gnade uns allen.“ Dann begann er zu kichern und hüpfte davon.
    Mathäus stöhnte verärgert auf. Mitunter war es ihm ein Rätsel, wie rasch Neuigkeiten sich in diesem gottverlassenen Nest zu verbreiten pflegten. Vermutlich waren hierfür Paulus’ Leute verantwortlich. Und wahrscheinlich wussten es inzwischen auch schon die Bauern auf ihren Feldern.
    Mathäus schlug den Weg zur Burg ein. Tausend Fragen verwirrten ihn. Dieser zweite Mord trug nun wirklich nicht dazu bei, seine im Mordfall Anna gewonnenen Erkenntnisse zu erhärten. Dabei hatte er es sich wirklich nicht leicht gemacht, hatte jeden Widerstand gegen seine Untersuchungsmethoden gebrochen. Und als er endlich keinen Zweifel mehr hegte an der Schuld des böhmischen Kaufmanns, war dieser zweite fürchterliche Mord geschehen.
    Er beschloss, Annas Mörder noch einmal aufzusuchen. Maßlose Wut, dass Hompesch noch immer nicht gestanden hatte, brodelte in ihm. Auch wenn das Schicksal des Kaufmanns nicht weiter von einem Geständnis abhing, störte die unselige Beharrlichkeit des Tobias

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