Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
schließlich auch nicht der Mörder der Anna.“
Die Fäuste des Schuhmachers trommelten auf dem Tisch. „Was heißt das schon? Meine Tochter hat er jedenfalls umgebracht, dieser lüsterne Teufel.“
„Was macht Euch da so sicher?“
„Margarethe erzählte uns gestern voller Stolz, dass sie ihm gedroht habe.“
„Gedroht?“
„Dass sie ihn umbringen würde, wenn er sich ihr noch einmal unziemlich näherte.“
„Hat sie auch erzählt, wie Ludwig auf diese Drohung reagierte?“
„Mit einem Wutanfall. Aber das war ihr einerlei. Aus einem Grund, den ich nicht kenne, war sie plötzlich voller Entschlossenheit. Einerseits freute ich mich über diesen Lebensmut. Doch auf der anderen Seite fürchtete ich die Konsequenzen, die sich aus ihrer Ablehnung ergeben könnten.“ Der Schuhmacher vergrub das Gesicht hinter seinen Händen. „Deshalb hat das Schwein sie umgebracht“, sagte er eisig. Sein Kinn begann zu zittern. „Und wahrscheinlich hat er sie vorher geschändet, dieser verfluchte Hurenbock!“
Mathäus räusperte sich. „Es wird Euch kaum ein Trost sein, Albrecht, aber ich kann Euch versichern, dass niemand sich vor ihrem Tod an ihr vergangen hat.“
„Wer behauptet das?“
„Sibylle. Sie hat Eure Tochter untersucht.“
„Pah!“ Philipp wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen. Trotzig sah er den Dorfherrn an. „Sibylle? Für mich ist das alte Weib eine Hexe, wie die meisten Weiber. Auf den Scheiterhaufen und dann zur Hölle mit ihnen allen. Ich jedenfalls kauf’s ihr nicht ab, dass sie einen Dämon gesehen hat. Ihr etwa?“
„Auch ich bezweifle das, Philipp. Aber ich glaube durchaus, dass sie jemanden gesehen hat, der wie ein Dämon aussehen
wollte.“
Philipp zuckte ärgerlich die Achseln. „Wann werdet Ihr den Bauern verhaften?“
„Ich werde ihn zunächst anhören müssen.“
„Hoffentlich zaudert Ihr diesmal nicht so lange wie bei diesem Pfeffersack.“
Mathäus ließ es dabei bewenden, obwohl die respektlose Rede Philipps ihn reizte. Der Schmerz über den Tod derSchwester musste tief sitzen in ihm, und es blieb nicht aus, dass die Schmähreden von Paulus’ Leuten wie ein steter Tropfen allmählich ihre Wirkung zeigten.
Der Dorfherr atmete tief. Sein Blick wanderte zwischen Vater und Sohn hin und her. „Wer immer Margarethe umgebracht hat“, sagte er leise, aber fest, „ich werde den Mörder finden, und er wird seine gerechte Strafe erhalten. Darauf habt Ihr mein Wort.“ Er erhob sich und schritt zur Tür.
„Herr Mathäus?“
Das verbissene Gesicht des jungen Schuhmachers starrte ihn an.
„Ich hoffe, dass Ihr den Mörder
bald
findet! Sonst werde ich es für Euch tun.“
Der Dorfherr warf ihm einen durchdringenden Blick zu. „Der Tod deiner Schwester tut mir leid, Philipp. Er berührt mich. Aber überleg dir künftig gut, was du sagst und was tu tust. Narreteien helfen niemandem weiter.“
Mit diesen Worten verließ er die Stube.
16
Am Rand des Feldes stand wie ein Felsklotz Mathilde, die wuchtige Gattin des Bauern Ludwig. Mit herrischem Blick beaufsichtigte sie die schweißtreibende Arbeit der Mägde und Knechte. Sie hatte ihre fetten Arme ineinander verschränkt, schnaubte ab und zu einen Befehl und achtete nicht auf die Fliegen, die ihr fettig glänzendes Gesicht umkreisten. Auch den Dorfherrn, der sich ihr von hinten näherte, bemerkte sie nicht.
„Das Wetter meint es in diesem Jahr gut mit den Bauern, nicht wahr, Mathilde?“
Die dicke Bäuerin fuhr herum und blinzelte misstrauisch.
„Nicht nur mit uns Bauern, Herr Mathäus. Eine Missernte würde auch Euch um Euer Brot bringen.“
Mathäus beschattete seine Augen und überblickte den Acker. Kein anderer Bauer der Herrschaft hatte ein solch zahlreiches Gesinde. Der größte Teil des Getreides war schon geschnitten und wurde nun auf Karren geladen. „Wo ist Euer Gatte, Mathilde?“
Die Bäuerin sah ihn verwegen an. „Was wollt ihr denn von ihm?“
„Mit ihm reden.“
„Weswegen?“
Mathäus ignorierte die Frage. „Wo ist er?“
„Daheim, im Bett. Er hat einen Rückfall gehabt und hustet sich die Seele aus dem Leib.“
Mathäus runzelte zweifelnd die Stirn. „Ist er allein?“, erkundigte er sich.
„Ach was!“ Mathildes Stimme bekam einen säuerlichen Klang. „Eine Pflegerin hat er sich dabehalten.“
Dann kann es ihm so schlecht nicht gehen, überlegte der Dorfherr. Nickte der Bäuerin zu und machte kehrt. Dann verharrte er mitten im Schritt und drehte sich nochmals um. „Ach,
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