Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Rätsel um Margarethes Tod mochte verzwickt sein, doch am Horizont zeigten sich erstmals Silberstreifen, die Licht in die Sache bringen konnten. Nach Peters Befragung würden sich wahrscheinlich neue Anhaltspunkte ergeben.
Mathäus löffelte hastig seinen Frühstücksbrei, als es wieder einmal laut gegen seine Haustür klopfte. Fluchend stand er auf und öffnete.
„Didi! Bitte erzähl mir nicht, dass schon wieder jemand den Jordan überquert hat.“
Der Diener schüttelte verlegen den Kopf. „Der Burgvogt schickt mich, Herr. Lässt nachfragen, ob sich in Euren Ermittlungen etwas Neues ergeben hat. Und er verlangt spätestens heute Abend Euren Bericht.“
Mathäus grinste schief. „Weißt du was, Didi? Der Burgvogt kann mich mal.“
„Herr?“
„Richte ihm Folgendes aus.“ Er zog den Diener sachte zu sich heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Dietrich wurde blass. „Soll ich ihm das wirklich ausrichten, Herr?“
„Vielleicht nicht wörtlich, aber sinngemäß. Du weißt schon.“ Er klopfte dem Diener, der ihm mittlerweile richtig ans Herz gewachsen war, grinsend auf die Schulter.
„Gut, Herr.“ Auch Dietrichs Mundwinkel hoben sich amüsiert, dann verschwand er.
Kurz darauf machte Mathäus sich gleichfalls auf den Weg. Als er den Hof des Bauern Rudolf erreichte, sah er Peter aufeinem Karren hocken, vor den ein träge dreinblickender Ochse gespannt war. Zwei Knechte beluden das Gefährt mit allerlei Gerätschaften, offensichtlich wollte man zu den Feldern aufbrechen. Die Knechte grüßten den Dorfherrn ehrerbietig. Mathäus nickte ihnen zu und trat an Peter heran.
„Du hilfst bei der Ernte, Peter?“ erkundigte er sich.
„Ja, Herr Mathäus. Es gibt immer ein paar Dinge, die ich erledigen kann.“
Mathäus strich über den Kopf des Knaben. „Kann ich dich mal sprechen?“
„Mich, Herr?“
Die Knechte äugten neugierig herüber.
„Ich möchte dich etwas fragen, Junge. Lass uns zum Bach gehen“, schlug Mathäus vor.
Der Junge nickte und sprang wieselflink vom Karren, sodass Mathäus ihn sorgenvoll am Arm packte.
„Keine Angst, Herr, mir passiert schon nichts. Ich kenne den Weg.“ Ohne jede Unsicherheit stolzierte Peter voran, bis er das Bachufer erreichte. Mathäus war ihm staunend gefolgt.
„Was wollt Ihr mich fragen, Herr?“ Peters leere Augen richteten sich auf Mathäus. Der legte eine Hand auf seine zarte Schulter.
„Ist das wahr, dass du manchmal Botengänge erledigst, Peter?“
„Gewiss doch. Wundert Euch das?“
„Naja. Eigentlich sollte es mich nicht mehr wundern, weiß ich doch, was für ein außergewöhnlicher Junge du bist.“
„Nicht der Rede wert, Herr.“
„Sag mal“, Mathäus hob seine Stimme, um dem Knaben die Wichtigkeit der Frage deutlich zu machen, „hast du jemalsauch der Tochter des Schuhmachers eine Nachricht überbracht?“
„Ihr meint Margarethe, die man vorgestern tot fand?“
„Eben die!“
Peter wirkte mit einem Mal sehr verunsichert.
„Hast du ihr jemals eine Nachricht überbracht?“, wiederholte Mathäus seine Frage.
„Ja, Herr“, Peter zögerte, „aber … glaubt mir, ich hab sie ehrlich nicht umgebracht.“
Mathäus musste dem Knaben die Angst nehmen. „Selbstverständlich hast du sie nicht umgebracht, Junge. Du bist völlig unverdächtig.“
Peter atmete erleichtert auf.
„Aber“, fuhr Mathäus eindringlich fort, „ich möchte wissen, wer der Absender der Botschaft war.“
Erneut stutzte Peter. Hob dann mehrmals zum Sprechen an.
„Ich höre?“, sagte Mathäus geduldig.
„Es war … der Eberhard!“
„Eberhard!“ Mathäus sprach es aus wie eine Erleuchtung. Mit einem Mal bekam der Schweinskopf auf dem ominösen Stein eine Bedeutung. Der Kopf war eine Signatur, das Haupt eines
Ebers
. Gleichzeitig aber offenbarten sich neue Rätsel. Hatte Eberhard seine ermordete Verlobte Anna bereits so rasch wieder vergessen?
„Wann hast du Margarethe zum letzten Mal eine Botschaft von Eberhard überbracht, Peter?“
Der Kleine überlegte angestrengt, obwohl Mathäus sich sicher war, dass er die Antwort wusste. Es musste Peter klar geworden sein, dass seine Aussagen den Sohn seines Herrn belasten konnten.
„Es ist sehr wichtig, dass ich die Wahrheit erfahre, Peter.“
„Ich glaube es war … vor drei Tagen, Herr.“
„Welcher Art war diese Botschaft?“
„Sie stand auf einem Stein.“
„Etwa auf diesem Stein?“ Mathäus zog das Beweisstück aus seinem Wams und legte es dem Jungen in die Hand. Peter betastete den
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