Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Stein nur kurz, reichte ihn dem Dorfherrn zurück.
„Ja, das ist er.“
„Hast du ihn Margarethe selbst überreicht?“
„Nein, Herr. Ich versteckte ihn an einer bestimmten Stelle ihres Gemüsegartens, so wie es immer vereinbart war. Aber als ich mich davonmachen wollte, hörte ich ihre Stimme. Sie rief mich herbei und trug mir auf, Eberhard etwas auszurichten.“
„Was solltest du ihm denn ausrichten?“
„Hm!“ Er kratzte sich am Kopf, um kundzutun, wie seltsam ihm diese Botschaft vorgekommen war. „Sie wollte, dass Eberhard an ihrem Treffpunkt hinter der Eiche warten sollte, bis sie ihn rufen würde. Vorher sollte er sich auf keinen Fall zeigen.“
„Hat sie auch gesagt, warum?“
„Sie sagte, dass sie ihn mit einem …“, er hüstelte gekünstelt, „
Tanz
erfreuen wolle.“
„Mit einem Tanz?“
„Tja … mit einem ganz besonderen Tanz, aber ich glaube, dafür bin ich noch zu jung, Herr.“
„Ich verstehe. Und du hast es Eberhard übermittelt?“
„Sicher, Herr!“
„Seit wann wechselten die beiden Botschaften miteinander?“
„Tja …“
„Die Wahrheit, mein Junge!“
„Ich weiß es nicht so genau. Aber bestimmt schon seit einigen Monaten.“
„Ach?“ Mathäus Kopf wurde von einer Fragenflut überschwemmt.
„Ist Eberhard denn ein Mörder, Herr?“, wollte Peter wissen.
„Ich weiß es nicht. Wenn er keiner ist, dann hat er jedenfalls nichts zu befürchten.“ Er angelte eine Münze hervor und drückte sie dem Jungen in die Hand. Dann machte er kehrt, ging zur Dorfstraße zurück. Vor Rudolfs Hof standen inzwischen zwei abfahrbereite Ochsenkarren. Offenbar wartete man nur noch auf den blinden Jungen. Auf dem Bock der vorderen Karre hockten Rudolf und sein Sohn. Während das wettergegerbte Gesicht des Vaters eher vorwurfsvoll in seine Richtung starrte, schien Eberhard den Blick des Dorfherrn zu meiden.
„Eberhard, ich muss kurz mit dir reden“, rief Mathäus von weitem.
„Was soll das?“, blökte Rudolf. „Wir haben zu tun.“
Mathäus sah, wie der Sohn versuchte, ihn zu beschwichtigen. Rudolf aber schüttelte unwillig den Kopf. „Ach, der mit seiner ewigen Fragerei“, entfuhr es ihm lauter als beabsichtigt. Eberhard sprang vom Wagen und trat dem Dorfherrn entgegen. Er war blass und wirkte nervös.
„Herr?“
Mathäus nahm ihn beiseite, um ungestört mit ihm reden zu können. Erneut fischte er den Stein hervor. „Kennst du den?“
Eberhard schloss die Augen und nickte.
„Gut. Hast du sie vorgestern getroffen?“
„Nein … das heißt, ja, aber ich …“ Sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Auf seiner Stirn erschienen Schweißperlchen. „Ich wollte sie treffen …“
„Warst du am Forellenweiher?“
„Ja.“
„Hast du sie umgebracht?“
„Nein.“
„Wer sonst? Wer hat sie getötet?“
Eberhard starrte zu Boden, schluckte mühsam. „Der Teufel!“, erklärte er schließlich mit dünner Stimme.
„Welcher Teufel?“
„Na, der Teufel eben.“
Mathäus seufzte verdrießlich. „Wie lange ging das mit dir und Margarethe schon?“
„Schon seit längerem, Herr.“
„Und Anna?“
Eberhard schwieg.
„Zeig mir deine Stiefelsohlen, Eberhard.“
„Herr?“
„Los, hoch die Haxen!“ Er bückte sich, griff nach dem linken Stiefel des Anderen und zog ihn nach rückwärts in die Höhe.
Da war es – das geheimnisvolle Kreuz!
Mathäus stöhnte auf. „Ich fürchte, ich muss dich festnehmen, Junge.“
„Was?“
„Du stehst unter Mordverdacht.“
Eberhard schüttelte ungläubig den Kopf. Hilfeheischend schaute er zu seinem Vater hinüber.
„Was ist denn los?“, brüllte dieser.
Mathäus drehte sich zu ihm um. Diesen Augenblick nutzte Eberhard, um das Weite zu suchen. Behände wie ein Wiesel spurtete er los, vorbei am Wagen des Vaters und den verdutzt dreinblickenden Knechten, hinaus auf die Wiesen und Weiden hinter der Ortschaft.
Der Dorfherr nahm die Verfolgung auf. „Stehen bleiben!“, schrie er, was freilich vergeudete Atemluft war. Mehrmals sah der Flüchtende sich angstvoll um. Sein Vorsprung wuchs.
„Verfluchter Mist“, keuchte Mathäus. Der Flinkheit des Jüngeren war er nicht gewachsen. Schon befanden sie sich auf dem Strangsweg, als Mathäus resigniert stehen blieb. Noch einmal warf Eberhard einen hastigen Blick nach hinten, übersah dabei einen Stein vor seinen Füßen. Mit einem Aufschrei stürzte er zu Boden, überschlug sich zweimal und blieb stöhnend liegen.
Mathäus nutzte die Gunst des Augenblicks. Im Nu
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