Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Maria und das Jesuskind.
„Standbilder der Könige und Kaiser“, ergänzte Heinrich. Seine Stirn legte sich in Falten.
Mathäus klopfte dem Freund die Schulter. „Was geht das uns an? Später scheißen dann die Vögel darauf. Komm, suchen wir eine Unterkunft. Gasthäuser gibt’s ja zum Glück mehr als genug hier.“
Heinrich schüttelte den Kopf. „Such du dir ruhig ein Quartier. Ich habe nicht vor, dir weiter auf der Tasche zu liegen. Außerdem bin ich hierhergekommen, um etwas in Erfahrung zu bringen.“
„Das fehlte noch, dass du auf der Straße nächtigst.“
„Warum nicht? Da nächtigen Chlodwig und ich häufig.“
„Heute nicht. Und deine Nachforschungen haben ja wohl auch noch bis morgen Zeit.“
„Ach Mätthes, warum machst du dir Sorgen? Ich weiß schon, wie ich -“
„Nein!“ Mathäus packte den Freund am Kragen. „Solange wir gemeinsam unterwegs sind, wirst du tun, was ich dir sage. Mein bester Freund wird die Nacht nicht im Dreck verbringen, kapiert?“
„Jawohl, Dorfherr“, stammelte Heinrich erstaunt. „Obwohl du es warst, der sich mir angeschlossen hat und nicht etwa umgekehrt.“
„Prügelt Euch woanders!“, grunzte ein vorüber hastender Büttel streng.
„Halt die Klappe!“, blaffte Mathäus zurück.
Ein Blick auf Chlodwig, und der Büttel entschied, es dabei zu belassen.
Mathäus löste seinen Griff vom Wams des Freundes. Deutete auf ein großes Haus, das dem Rathaus auf der anderen Seite des Marktplatzes fast direkt gegenüberlag. Über dem Eingang prangte ein geschwungenes Schild aus Metall.
Zum Schwan
war dort in goldfarbenen Lettern zu lesen.
„Sieht recht ansprechend aus, dort werden wir einkehren“, erklärte er. „Anschließend wirst du mich begleiten, wenn ich mir einen lange gehegten Wunsch erfülle.“
„Und der wäre?“
„Einmal in meinem Leben will ich das berühmte Königsbad aufsuchen. Nach dem anstrengenden Ritt stinke ich wie eine Wildsau und du nicht minder. Ein Bad wird uns gut tun.“
Der
Schwan
war eine eher vornehme Herberge, in der vor allem wohlhabende Pilger bewirtet wurden. Der Wirt hob abwehrend die Hände, als Mathäus und Heinrich, besudelt mit Straßenstaub und gefolgt von einem Monstrum, die Schankstube betraten. Erst nachdem Mathäus sich als zahlungskräftig erwies, beruhigte er sich. Und als eine Münze klingend auf dem Schanktisch landete, erklärte er sich auch noch einverstanden, der Dogge das Quartier nicht zu verwehren. Mathäus und Heinrich brachten Chlodwig also in das kleine, aber saubere Zimmer im Obergeschoss, das der Wirt ihnen zur Verfügung stellte, ließen ihn hier mit einigen warmen Worten zurück und machten sich auf den Weg zum Königsbad. „Dorthin können wir dieses Kalb nun wirklich nicht mitnehmen“, erklärte Mathäus dem Freund, der sich nur ungern von dem Tier trennte.
„Kein Mensch!“, nickte Heinrich.
Angekommen, wurden sie von einem Diener sogleich in die Vorhalle geleitet, wo ein feister, schnauzbärtiger Badewirt lustlos auf einer Bank hockte und den Eintretenden fordernd eine geöffnete Pranke entgegenstreckte. Nachdem Mathäus ihn bezahlt hatte, führte ein weiterer Diener sie durch einen Torbogen in die Badehalle, wo den Männern angenehmer Wassergeruch in die Nase kroch. Der Diener deutete auf die Bänke entlang der hohen Seitenwände. „Entkleidet Euch dort“, wies er sie an.
Mathäus ließ seinen Blick schweifen. In der Mitte des Saales befand sich, eingelassen in den Boden, das große Thermalbecken, in das man von allen Seiten über breite Stufen hinabsteigen konnte. Im Becken herrschte alles andere als entspannte Ruhe; manche der Badenden planschten wie ertrinkende Katzen, ruderten wie wild mit den Armen, und ihr Jauchzen schallte von den steinernen Wänden wider. Aber nicht das war es, was Mathäus stutzig machte. Er stieß seinen Freund an.
„Die baden ja alle … nackend“, stammelte er ungläubig.
Heinrich sah ihn verständnislos an. „Was hast du erwartet? Dass man in Pelze gehüllt wird, bevor man ins Wasser steigt?“
„Nein, aber -“ Mathäus schluckte. „Da sind auch Frauen im Becken.“
„Wie du wissen dürftest, gefiel es deinem Gott in seiner Allmacht, gleich zwei Geschlechter zu erschaffen“, sagte Heinrich. „Was stören dich ein paar nackte Weiber? Es war dein Wunsch hierherzukommen, also lass uns die Kleider ablegen und ins Wasser steigen.“
Sie entkleideten sich. Heinrich schritt voran. Mathäus folgte ihm, seine Blöße mit einer Hand schamhaft
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