Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
bedeckend,während er mit der anderen verlegen seinen Oberarm kratzte. Sie stiegen die Stufen zum Becken hinab. Das laue Wasser reichte ihnen bald bis zu den Hüften. Sie begaben sich in Hockstellung, sodass das Wasser ihnen nun buchstäblich bis zum Halse stand.
„Hattest Recht, ich habe mich selten so gut gefühlt“, bekundete Heinrich mit wohliger Stimme.
Mathäus indessen fühlte sich trotz der Erfüllung seines lange gehegten Wunsches unwohl. Er beobachtete die Paare, die am Beckenrand Platz genommen hatten und dort nicht nur Unmengen von Wein tranken und sich küssten, sondern sich im Rausch der Sinne für jedermann sichtbar unzüchtig berührten. Doch niemand schien sich daran zu stören, Heinrich eingeschlossen.
„Die befummeln sich“, stellte Mathäus heiser fest.
„Sind ja auch nicht in der Kirche hier“, antwortete Heinrich mit einer unverhohlenen Portion Schadenfreude.
Mathäus dachte an Johannes, den Pfarrer der Herrschaft. Wie oft schon hatte der gegen die Sünden der Fleischeslust gepredigt, wie oft schon gegen die zunehmende Sittenlosigkeit gewettert als Zeichen des herannahenden Weltenendes. Moses, der Kaplan von Burg Merode, war da anders geartet. Zwar befürchtete bekanntlich auch er, der Jüngste Tag sei nicht mehr weit, war aber schon im eigenen Interesse der festen Überzeugung, dass Gott den Menschen jene Sünden verzieh, die durch den Drang der Natur hervorgerufen wurden. Mathäus hatte sich zu diesen Fragen eine eigene Meinung gebildet. Natürlich wollte Gott, dass Mann und Frau sich liebten, doch diese Liebe musste ein göttliches Geschenk sein, legitimiert durch den Ehebund, sie durfte nicht durch Scham- und Zügellosigkeit entweiht werden. Mathäus’ Liebegalt einzig und allein Jutta, und er konnte sich schwerlich vorstellen, jemals eine andere Frau in seinen Armen zu halten.
„Wen haben wir denn da?“, hauchte da eine verführerische Stimme hinter ihm.
Verstohlen sah Mathäus sich um. Die Stimme gehörte einer vollbusigen Schönheit, die mit klappernden Wimpern auf ihn herabschaute und die Arme in ihre prallen Hüften stemmte. Strähnen ihres rotgelockten Haares fielen ihr wild ins Gesicht.
Mathäus räusperte sich. „Ich -“
„Auch noch schüchtern, was?“ Die Frau trat einen Schritt näher und befand sich nun unmittelbar neben ihm. Er starrte hilflos auf den Bauchnabel vor seinen Augen.
„Mir schwant nichts Gutes“, murmelte Heinrich, der die Szene beobachtete. Eine Hand der Rothaarigen strich bereits durch Mathäus’ kastanienbraunes Haar.
„Was soll das?“, knirschte dieser unwillig.
„Wirst es gleich sehen, Süßer. Und bitte, sag Venus zu mir. So nennen mich alle, die ich schon beglückt hab.“ Sie zog seinen Kopf zu sich heran, doch mit einer platschenden Bewegung befreite Mathäus sich aus dem Griff der Amazone.
„Lass mich in Ruhe!“, fauchte er.
Die Brüskierte wandte sich stirnrunzelnd an Heinrich. „Was ist denn mit dem los?“
„Tja … er mag wohl keine roten Haare.“
„Sowas. Und wie sieht’s bei dir aus? Magst
du
rote Haare?“
„Nun, was soll ich sagen? Rot ist rot, mein Täubchen. Es gibt wahrlich tristere Farben.“
„Wäre schwarz dir lieber? Komm morgen wieder, dann bin ich schwarz“, versprach sie.
Heinrich sah, wie der Freund in gehockter Haltung zum Beckenrand watschelte, wo er rasch hinausstieg und die Bank mit seiner Kleidung aufsuchte. Triefnass, wie er war, begann er sich hastig anzukleiden.
Heinrich warf der Rothaarigen einen vielsagenden Blick zu. „Mein Freund hat einen schlechten Tag, Venus. Versuch’s besser bei jemand anderem“, schlug er vor und folgte dem Freund.
„Komische Vögel“, kommentierte Venus den Abgang der beiden kopfschüttelnd.
„Schon genug?“, fragte der Badewirt gelangweilt, als Mathäus und Heinrich an ihm vorbeihuschten.
Mathäus blieb stehen, um dem Badewirt eine passende Bemerkung an den Kopf zu schmettern. „In Sodom bekamen sie nie genug“, hob er an, aber Heinrich packte ihn bei den Schultern und schubste ihn sanft voran.
„Was ist mit ihm?“, erkundigte sich der Badewirt.
Heinrich dämpfte seine Stimme. „Er hat … er ist … ach, Ihr wisst schon“, sagte er geheimnisvoll.
„Und das schon in seinem Alter?“, fragte der Badewirt mitleidig. „Es gibt Pillen gegen nachlassende Manneskraft. Wenn Ihr wollt, verkaufe ich Euch welche.“
Heinrich seufzte. „Vergesst es.“ Er folgte seinem Freund nach draußen.
„Ich wollte ein Badehaus aufsuchen, kein
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