Merry Ex-Mas
war davon ausgegangen, dass sie dieses Haus für immer behalten würden, hatte sich vorgestellt, wie sie darin eine Familie gründen oder es, wenn Jake ein berühmter Countrystar geworden war, als Ferienhaus behalten würden.
Ihre Mutter hatte diese Visionen nicht mit ihr geteilt. „Ihr solltet euch nicht so schnell ein Haus kaufen“, hatte Mims sie gewarnt, als sie es sich das erste Mal angeschaut hatten. „Ihr seid beide noch jung, und du weißt doch nicht mal, ob diese Ehe überhaupt hält.“
„Natürlich hält sie“, hatte Ella empört geantwortet. „Warum sollte sie nicht halten?“
Ihre Mutter hatte sich nicht weiter dazu geäußert, sondern nur die Lippen geschürzt wie eine Frau, die ein dunkles Geheimnis hütete. Woher hatte Mims gewusst, dass die Beziehung mit Jake in die Brüche gehen würde? Was waren das für frühe Warnsignale gewesen, die Mims gesehen, Ella aber offenbar übersehen hatte?
Was auch immer es gewesen war, Mims hatte es für sich behalten, und um zu zeigen, dass sie ihre Tochter unterstützte (nachdem die Entscheidung gefallen und der Kaufvertrag unterschrieben war), hatte sie ihnen einen Gutschein von Hearth and Home geschenkt, damit sie sich dort eine neue Couch aussuchen konnten. Dazu hatte sie angemerkt: „Ehrlich, Ella, ihr könnt euch doch nicht mit Sachen vom Flohmarkt einrichten. Was sollen denn die Leute denken?“
„Vielleicht, dass wir glücklich sind?“, hatte Ella vorgeschlagen.
Mims hatte die Bemerkung ignoriert. „Geh los und schau dir die Sofas bei Hearth and Home an, Baby. Du findest bestimmt eins, das dir gefällt, da bin ich mir sicher.“
Tatsächlich hatte Ella eine Couch gefunden, die ihr auf Anhieb zugesagt hatte, und Mims hatte das braune Ledersofa mit den geschnitzten Mahagoniakzenten ausdrücklich gelobt. „Du hast einen wunderbaren Geschmack“, hatte sie gesagt, um dann hinzuzufügen: „Zumindest in den meisten Dingen.“ Was übersetzt heißen sollte: Dein Männergeschmack ist äußerst zweifelhaft.
„Also wirklich, Darling, du hättest doch nun wirklich was Besseres verdient“, hatte Mims ihr geraten, als es zwischen Ella und Jake ernster wurde. „Wenn es sein muss, dann schlaf mit ihm, aber du meine Güte, du musst dich doch nicht dein Leben lang mit diesem Mann belasten.“
Was für eine Mutter redete so mit ihrer Tochter? Tja, Lily Swan tat es. Mims hatte nie das Bedürfnis nach einem Ehemann verspürt. Also vermutete Ella, dass sie von ihrer Tochter erwartete, genauso weise zu sein und es ihr gleichzutun. „Männer können Spaß machen, aber wirklich nötig sind sie nicht“, hatte Ella ihre Mutter einmal sagen hören.
Wie viel Spaß hatte Mims wohl mit Ellas Vater gehabt? Und was hatte sie davon abgehalten, eine Familie zu gründen? Das war, genau wie das Alter ihrer Mutter, streng geheim, und Ella hatte irgendwann aufgehört zu fragen.
Als sie die Haustür aufschloss, kam gerade ihr eigener Mr-nicht-nötig, ihr Exmann, den Flur entlanggeschlendert. Er trug Boxershorts und einen Wäschekorb – sonst nichts. Tiny trottete hinter ihm her. Ella hasste es, wenn Jake das machte – nicht die Wäsche, sondern halb nackt herumlaufen.
Jake O’Brien besaß einen Körper, mit dem er durchaus zum Beispiel für Unterwäsche hätte Reklame machen können, und sein Anblick war irgendwie … na ja, er lenkte halt ab. Er hatte doch den ganzen Tag Zeit gehabt, um die Wäsche zu erledigen. Warum hatte er bis jetzt damit gewartet?
Stirnrunzelnd sah sie ihn an.
Er musterte sie genauso finster. „Was ist?“
Tiny kam zu ihr gerannt und wedelte freudig mit dem Schwanz. Ella beugte sich zu ihm und begrüßte den Hund, indem sie ihn hinter den Ohren kraulte. „Hättest du die Wäsche nicht schon mal früher machen können?“ Das klang ziemlich schnippisch, dabei war sie eigentlich gar kein schnippischer Mensch. Jedenfalls war sie das vor der Scheidung nicht gewesen.
„Ich war beschäftigt“, antwortete Jake.
Wahrscheinlich mit irgendeiner Frau. Nicht dass es sie interessierte. Es ging sie nichts mehr an, was er tat oder mit wem er es tat.
„Wieso interessiert es dich überhaupt, wann ich meine Wäsche mache? Schließlich sind wir nicht mehr verheiratet.“
„Das ist genau der Punkt“, erwiderte sie und richtete sich wieder auf. „Wir sind nicht mehr verheiratet. Und ich finde, du solltest hier im Haus nicht in deiner Unterwäsche herumlaufen.“ Jetzt klang sie nicht nur schnippisch, sondern auch noch so, als wollte sie ihn
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