MERS
Effekt von UV-Strahlung auf das Immunsystem an und unterstellen eine Beteiligung der DNA. Und wir wissen ebenfalls, welche Schäden UV-Strahlung bei einzelnen Genen anrichten kann, also wissen wir, wonach wir suchen müssen.«
Ihre Hände verursachten Harriet eine Gänsehaut. Sie schüttelte sie ab. »Das ist kein Herpes Simplex, um Gottes willen!« Sie beherrschte sich. Fovas wußte das ebenso gut wie sie. Sie war nicht dumm. Ihr Problem war, daß sie andere Frauen für dumm hielt. »Sehen Sie, wenn wir UV-Strahlung als Auslöser nachweisen wollen, warum suchen wir dann nicht nach Zentren, die im letzten Jahrhundert schwerer UV-Bestrahlung ausgesetzt waren? Als die Wogen um die UV-Bestrahlung hochschlugen und diese ganzen Ängste um Hautkrebs auslösten? Wenn eines dieser Zentren mit der Ausbreitung des Syndroms zusammenfällt, dann…«
»Dr. Ryder.« Die Professorin hatte sie lange genug an der langen Leine gelassen. Frau-zu-Frau war vorüber. Es war an der Zeit, sie wieder heranzuholen. »Dr. Ryder, Sie haben vergangene Nacht am Zentralrechner nicht nach Zentren hoher Bestrahlung gesucht. Sie haben Ihren eigenen Forschungsstrang verfolgt. Das haben Sie zuvor schon getan. Sie haben Zugriff auf die regierungsamtlichen Gesundheitsaufzeichnungen des Jahres I genommen.«
»Genaugenommen die weltweiten Gesundheitsaufzeichnungen.« Ertappt wechselte Harriet den Kurs. »Sie sind in einem furchtbaren Zustand. Vor dreißig Jahren standen vielen Ländern keine geeigneten Systeme zur Verfügung. Und das Sammeln der Informationen war schrecklich. Aber das Syndrom muß irgendwo angefangen haben, also…«
»Nein. Nein… « Professor Fovas wandte sich erregt ab, tat einige Schritte und kam zurück. »Wenn Sie mit ›irgendwo‹ einen einzigen und besonderen Ort meinen, Dr. Ryder, dann muß das Syndrom nicht irgendwo angefangen haben. Es hat sich viel zu rasch ausgebreitet. Es muß mehr oder weniger gleichzeitig an vielen verschiedenen Orten angefangen haben.«
Harriet starrte sie an. Es war ein altes Argument. Sie hatte keine Antwort. Noch nicht. Sie wußte einfach bis ins tiefste Innere, daß die Leute mit der Theorie des vielfachen Ursprungs irrten. »Ich hätte nicht den Zentralrechner benutzen sollen«, sagte sie bescheiden. »Das ist kostspielig. Sie müssen mir die Zeit vom Gehalt abziehen.«
»Darum geht es gar nicht. Die Abteilung kann es sich leisten, ein bestimmtes Ausmaß privater Recherche zu finanzieren. Es geht um das Engagement. Wenn Sie nicht an das glauben, was Sie hier tun, dann…«
»Wenn Sie mit meiner Arbeit unzufrieden sind…«
»Ganz und gar nicht. Nicht mit Ihrer Arbeit. Ihre Arbeit ist ausgezeichnet.«
Aha. Verdammt! Da hatte die verdammte Fovas also Ringelreihn mit ihr gespielt und eigentlich auf das hier hinausgewollt.
»Ihnen mißfällt, was ich im Fernsehen gesagt habe?«
Seit der Sendung waren vierzehn Tage vergangen. Sie selbst hatte weitergemacht, die Sache mehr oder weniger vergessen. Nicht jedoch Unikhem. Unikhem hatte offensichtlich soviel Zeit benötigt, sich über seine Reaktion klarzuwerden. Jetzt hatten sie die arme alte Fovas geschickt.
Die Professorin hielt die Hände steif vor dem Leib verschränkt. »Sie haben alles Anrecht auf Ihre Meinung, Dr. Ryder.«
»Und darf sie auch öffentlich kundtun?«
»Auch das… vorausgesetzt, natürlich, Sie verleumden weder Unikhem, noch brechen Sie die Vertraulichkeits-Klausel Ihres Vertrags.«
»Das habe ich auch nicht getan. Mein Angriff ging gegen das Prinzip der Tierversuche. Das habe ich absolut klargestellt. Absolut klar.«
»Allerdings.« Sie gestattete sich Harriet gegenüber ein kühles Lächeln. »Ich habe mir die Aufzeichnung angesehen. Sie haben es so absolut klargestellt, daß man den Zuschauern vielleicht verzeihen kann, wenn sie glaubten, Sie hätten genau das Gegenteil gemeint.«
»Das ist deren Problem.«
»O nein. Es ist Unikhems Problem. Und deswegen, Dr. Ryder auch Ihr Problem.« Sie griff in ihren Kittel und holte einen Nachrichtenausdruck hervor, den sie auf dem Labortisch ausbreitete. Die Schlagzeile berichtete vom erfolgreichen Bombenattentat auf eine PTG-Klinik oben im Norden.
Sie lehnte sich schwer auf den Tisch. »Die Zeiten sind launisch. Es war keine Unikhem-Klinik, aber es hätte gut eine sein können. Es liegt Ärger in der Luft, und nicht nur in Europa. Wir haben weltweit Anlagen und viel örtliche Unterstützung. Ihre Bemerkungen, Dr. Ryder, sind zu Kulturen hinausgegangen, für die ist Ihre Sorge
Weitere Kostenlose Bücher