Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
Vom Netzwerk:
würde zur Schule gehen und anschließend auf die Universität, und sie würde lernen, wie man die Seuche heilte. Sie löste ihre Hände und rutschte von Papas Knie. Sie würde auf die Suche nach Memphis gehen und ihn hinauf zu Danno bringen. Dagegen könnte niemand etwas haben. Sie, Danno und Memphis waren Freunde.

Der Bevölkerungsrückgang
Jahr 40: Ende Oktober
3

    Nachdem Sergeant Milhaus das Haus verlassen hatte, weiß ich nicht genau, wieviel Zeit bis zu Marks Rückkehr verstrich. Nicht viel, möglicherweise eine halbe Stunde. Ich sah nicht auf die Uhr. Ich weiß ebenfalls nicht genau, was ich in der Zwischenzeit tat, abgesehen von nicht auf die Uhr sehen. Mark sagte, ich hätte, als er hereinkam, Klavier im Arbeitszimmer gespielt – Satie –, ohne das Licht eingeschaltet zu haben, also hatte ich das vielleicht getan, seitdem Sergeant Milhaus gegangen war. Im Dunkeln Satie gespielt. Es ist möglich. Ich schließe mich jeder Komponisten-Mode an, und wie ich mich entsinne, waren in jenem Jahr Poulenc und Satie an der Reihe. So französisch und unschuldig.
    Offensichtlich dauerte es eine Weile, ehe ich Mark berichten konnte, was vorgefallen war. Es scheint seltsam, daß ich so aus der Fassung gebracht worden sein sollte – ich war Ärztin, um Gottes willen, und ich kannte mich mit Blut aus –, aber in jener Nacht sah ich unentwegt Anna mit durchgeschnittener Kehle vor mir, nicht unsere Katze. Sergeant Milhaus wäre erfreut gewesen, das zu wissen.
    Als ich wieder alle Sinne halbwegs beisammen hatte, hatte Mark nach dem Arzt geschickt. Gott sei Dank hatte er die Polizei außen vor gelassen, bis er eine klare Vorstellung dessen hätte, was er denen sagen könnte.
    Dr. Vrieland ist ein freundlicher Holländer, ein gemächlicher Redner, ein rascher Denker, und er ist schon vor meiner Eheschließung mit Mark mein Arzt und Freund gewesen. Ich war Hannes Vrieland während meines Dienstes auf der Entbindungsstation im städtischen Krankenhaus begegnet, aber wir waren beide keine Menschen, die rasch eine Beziehung eingingen. Unsere Freundschaft war über viele Begegnungen, soziale wie berufliche, gewachsen und schloß Mark mit ein, als er in mein Leben trat, so daß zu der Zeit, da er und ich die Hochzeit planten, der alte Hannes ganz oben auf unserer Gästeliste stand. Er war natürlich nicht alt, damals lediglich Anfang sechzig, aber seit seiner Praktikumszeit hatte er wunderlicherweise so getan, als sei er neunundneunzig, wozu seine Halbbrille mit dem Goldrahmen viel beigetragen hatte. Er glaubt, es hilft dabei, daß die Leute ihn ernst nehmen. Es hindert sie daran, aber sie nehmen ihn nichtsdestoweniger ernst.
    Während wir auf Hannes warteten, bereitete mir Mark den traditionellen heißen, gesüßten Tee, und ich löste mich allmählich aus meiner Zurückgezogenheit. Ich wollte diese ganze Milhaus-Sache vergessen, wollte so tun, als ob sie niemals geschehen wäre, aber das viele Blut auf dem. Teppich würde peinliche Fragen nach sich ziehen. Würden wir den Teppich auf den Müll werfen, müßten wir den Leuten noch immer etwas erzählen. Sicherlich würde Yvette wissen wollen, was los war, und Anna auch. Und wir benötigten eine Erklärung für das Verschwinden von Elvis.
    Wir entschieden uns dazu, nahe an der Wahrheit zu bleiben. Ich würde sagen, ich sei von einem psychopathischen Eindringling bedroht worden – was Sergeant Milhaus zweifelsohne war –, und sie habe Elvis getötet, um mich derart zu schockieren, daß ich ihr die Kombination des Safes verriete, den sie im Arbeitszimmer gesehen hatte. Der Safe war leer, doch das hatte die Frau nicht gewußt. Auf jeden Fall war Mark eingetroffen, ehe sie es herausbekam. Sie floh auf dem Weg, auf dem sie hereingekommen war, nämlich durch die Gartentür hinten und weiter in die Wälder. Mark blieb gerade genügend Zeit, seine Lasersäge aus der Garage zu holen und das Türschloß herauszusägen, um den Einbruch plausibel zu machen, ehe Dr. Hannes in seinem altertümlichen Volvo vorfuhr.
    Heutzutage sind Diebe mit Sägen ausgerüstet. Der Mangel an jungen Männern hat einen Einbruch in der Statistik der Gewaltverbrechen zur Folge gehabt, ebenso wie die Psychotechnik, doch es gibt genügend habgierige und rücksichtslose junge Frauen, daß bewaffneter Raubüberfall noch immer ein Problem darstellt.
    Ich brachte Dr. Hannes in unser großes vorderes Wohnzimmer. Es bestand kein Grund für eine ernsthafte medizinische Untersuchung, ich konnte meinen Zustand ebenso gut

Weitere Kostenlose Bücher