MERS
gesehen. Einen solchen Drive. Während der letzten beiden Jahre hatte er viel an seiner Tanzerei gearbeitet, und die Frauen, mit denen er ausging, bewunderten das. Heute abend widmeten weder Harri noch er dem einen Gedanken. Andere Typen klatschten sie ab, aber nicht für lange, und währenddessen wartete er auf sie. Sie war ein großartiger Kumpel. Ein erstaunliches Kind.
Um Mitternacht gingen sie zum Erfrischungsbereich hinüber, besorgten sich riesige Gläser mit dem fluoreszierenden, grün-gelb marmorierten Zeugs, das die Kids in jenem Jahr tranken, und gingen nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Die Nacht war warm und sehr dunkel, der Himmel bedeckt, der Mond noch nicht aufgegangen. Sie schlenderten die wenigen hundert Meter zum Back Quay hinüber, wo für die Nacht die letzte Fähre über den Hafen ablegte. Sie sahen zu, wie das Mastlicht des kleinen Motorschiffs kleiner wurde und verschwand. Von jetzt an mußten die samstäglichen Nachtschwärmer von der anderen Seite die Town-Quay-Fähre benutzen.
Sie setzten die Ellbogen auf das Geländer unterhalb der Straßenlaterne. Zur halben Tide schien das Wasser sehr weit unten zu sein, es stieg und fiel in langsamen, öligen Wirbeln. Sein Schlappen war der einzige Laut: das und der schwache Beat der Musik aus der Disco. Sie waren allein, isoliert in dem leuchtenden Kegel der Lampe über ihnen.
»Denkst du über alles das hier nach, Danno?« Sie wollte Gemeinsamkeiten finden, die sie teilten. »Ich weiß, ich werd’s tun. Woran erinnerst du dich, wenn du wieder bei der Armee bist?«
Er zuckte die Achseln. »An nicht sehr viel.« Die Armee war eine andere Welt. Verschlossene Tore. Er blickte sie von der Seite her an: sie würde das nicht verstehen. Sie war noch ein Kind. »Ich würde nur Heimweh bekommen«, sagte er vereinfachend.
»Heim- Weh?« Sie sprach das Wort deutlich in zwei Silben getrennt aus. »Ich hab von der Gegend geredet.«
Sie meinte, sie konnte sich nicht vorstellen, daß er sich um sein Zuhause grämte. Es war als Einladung gedacht, sich ihr anzuvertrauen, auf die er nicht einging. Sie hatte von ihm auch nichts anderes erwartet.
»Wie lange mußt du noch hierbleiben?« fragte er statt dessen. »Zwei Jahre? Und was dann – noch immer das College?«
»Ich muß es schaffen, Danno. Anders kann ich nicht das tun, was ich will.« Es war lächerlich, daß sie sich bei ihm dafür entschuldigen sollte, aufs College zu gehen. Und ihm nicht zu sagen, daß sie eine Klasse übersprungen und nur noch ein Jahr vor sich hatte. Sie war stets klüger als er gewesen. Daran konnte sie nichts ändern.
Offen gesagt, sie wollte nichts daran ändern.
Aber er hatte die Nuance sowieso nicht mitbekommen. »Meine Schwester, die berühmte Wissenschaftlerin.«
Sie lachten, und Harriet rückte näher. Sie schob ihren Arm in den seinen, und beide starrten hinaus auf das Lichtergewirr, das sich im Wasser spiegelte. Ihm fehlte soviel.
»Es gibt ein Problem, Danno. Es könnte den Kurs berühren, den ich einschlage. Siehst du, mir stehen zwei Wege zum Ziel zur Verfügung – die Ursachen oder die Ergebnisse. Ich muß mich entscheiden, welches davon das Wichtigere ist, nämlich die Symptome kurieren oder herausfinden, was ursprünglich falsch gelaufen ist.«
»Ich hab gelesen, es wäre ein Gas aus dem Weltall.«
»Nichts ist unmöglich. Es könnte vom zunehmenden UV-Licht herrühren oder ein Überbleibsel aus den Ölkriegen sein. Oder ein Virus, das schon immer vorhanden gewesen ist, wie HIV. Die Gaianer sagen, es ist eine natürliche, ökologisch begründete Reaktion auf die Überbevölkerung.«
»Dann ist das der Job für dich. Grab aus, was es ist, und du bist reich und berühmt.«
Sie runzelte die Stirn. Ihm fehlte soviel. Sie hatte gesagt, es gäbe zwei Herangehensweisen – er hätte das bemerken und auf ihre Erklärung warten sollen.
»Aber Ursachen herauszufinden erfordert Zeit. Sieh mal den Krebs. Also besteht die nützlichste Arbeit vielleicht darin, daß mehr Babies geboren werden. Die künstliche Befruchtung verbessern. Eine Lösung für Parthenogenese finden. Ansonsten könnten die Menschen knapp werden, ehe…«
»Wart mal einen Augenblick. Was für ’ne -genese?«
»Parthenogenese. PTG. Klonen. Jungfrauengeburt.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Er wandte sich heftig ab, dachte an all jene Babies, die geboren würden, ohne daß ein Mann dazu nötig wäre. »Du meinst, das ist ein erster Schritt?«
»Sollte es sein. Mit Mäusen
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