MERS
Wenn sie nicht seine kleine Schwester war, und wenn sie nicht bliebe, um Bert vorgeführt zu werden, dann konnte er’s nicht erwarten. So daß ihre Schwangerschaft, von der zu berichten sie Angst gehabt hatte, im Geplauder ihres Abmarschs untergehen konnte.
»Ich hab noch eine kleine Neuigkeit, Danno. Ich bin schwanger. Wenn alles gut geht, werde ich im April ein Baby bekommen.«
»Hee! Glückwunsch. Ich werd Onkel…« Er sah sie von der Seite her an. »Glückwünsche in Ordnung, ja?«
»Sie sind in Ordnung.«
»Das ist großartig. Großartig!«
Nicht allzu sehr untergegangen. »Ich werde sie nach Oma nennen.«
»Hee – Anna nach Omma. Weiß sie es schon?«
»Ich werd sie heute abend anrufen.«
Sie erwartete, daß er nach einem Vater fragen würde, aber Dannos Blick flackerte an ihr vorüber, die Stufen hinab.
»Ich geh dann.«
»Du willst es dir nicht anders überlegen?«
»Kann ich nicht.«
»Ich weiß. Die Pflicht ruft. Danke fürs Vorbeischauen, Harri.«
Sie blickte sich im Zimmer um. Für einen ehemaligen Sicherheitscaptain der Armee hatte sich Bert gut gemausert. »Ich ruf dich wegen dem Trip an.«
»Tu das. Und, Harri – paß auf dich auf. Du ißt jetzt für zwei.«
Sie ging die Treppe hinab. Sie hatten sich bislang nicht berührt, und sie berührten sich auch jetzt nicht. Er löste den Sperriegel, sie öffnete die Tür, winkte, setzte sich den Hut auf und ging auf die Straße hinaus. Die kostspielige Tür schloß sich hinter ihr. Die Mädchen gegenüber traten noch immer gegen den Kunststoffzaum des Werkstatthofs. Er war stärker als sie, aber nicht mehr lange.
Danno war in einem schlimmen Zustand. Alles an ihm war Schwindel, am meisten seine Reaktion auf das Baby. Er haßte es. Sie wußte nicht, weshalb sie sich da so sicher war, aber er hatte es gehaßt. Es gehaßt…
Als sie die Straße zurückging, kam ihr ein Mann in der Uniform eines NatSich-Officers entgegen, dessen beschlagene Stiefel laut auf dem Pflaster knallten. Er war gerade, gut gebaut; dunkles, kurzgeschorenes Haar zeigte sich unter dem Lederband seines breitkrempigen Sommerhuts. Die starken Linien in seinem Gesicht ließen auf fünfzig und etwas mehr an Jahren als Kommandeur seiner selbst und anderer schließen. Sie musterten einander offen. Harriet wurde klar, daß das Leben auf der Pike Street unproblematisch war, wenn man die Präsenz eines Captain Breitholmers hatte – er mußte es sein – oder die Muskeln ihres Bruders.
Beim Näherkommen trat Captain Breitholmer vom schmalen Bürgersteig auf die Straße, wobei er im gleichen Schritt weiterging, salutierte schneidig und ließ die Mundwinkel ganz kurz zu einem Lächeln zucken. Sie ging vorüber und erwiderte sowohl das Lächeln als auch den Gruß. Für einen Mann, der alt genug war, um ihr Vater sein zu können, sowie für einen Mann, der sich verdächtig gut herausgemacht hatte, war er außergewöhnlich attraktiv. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, daß er an der Tür Nummer 17 stehenblieb und in seinen Taschen nach dem Schlüssel grub. Beider Blicke trafen sich erneut, dann ging sie ihres Wegs.
Dr. Vrieland hatte ihr das Baby nicht madig gemacht. Danno hatte es getan. Dann wiederum hatte er das auch tun wollen. Sie machte sich daran, ihr Gefühl des Glücks wieder zusammenzusetzen.
Oben am Treppenabsatz nahm Bert Breitholmer seine Mütze ab und warf sie in hohem Bogen genau auf ihren Haken. Er löste die Krawatte, und während er den Raum durchquerte, zog er sich die Jacke aus.
»Jesses, was für ein verflucht scheußlicher Tag. Die Stadt war wie ein Backofen!«
Er verschwand in seinem Schlafzimmer und kehrte ohne Schuhe und Hemd wieder zurück, wobei er sich die Hose öffnete.
»Diese armen, verpißten Anti-PTG-Typen. Sie haben keinen Schimmer. Mach mir einen Eiskaffee, ja, Corporal, für nach der Dusche.«
Er zog Hose, Socken und Unterhose aus, warf sie durch die offene Tür hinter sich und ging ins Bad.
»Ich meine, wir haben gewußt, daß sie kommen. Ihre Sicherheit ist jämmerlich. Wir haben auf sie gewartet. Und als sie schließlich auftauchten…«
Seine Stimme wurde vom Geräusch der Dusche ertränkt. Daniel hatte mit hochgelegten Füßen dagesessen, ein ungeöffnetes Modemagazin im Schoß. Er stand auf, ging zur Bar, schenkte kalten Kaffee ein und fügte Eis hinzu. Keine Sahne – Bert mußte auf seine Kalorien achten. Daniel setzte den Becher ans Ende der Braunglasablage, überlegte, was er selbst nehmen sollte, und kam zu dem
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