Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
Vom Netzwerk:
mit einer schnellen Bewegungaufs Dach, griff mit jeder Hand nach einem Messer und schleuderte sie knapp hintereinander in Richtung der Bretter. Gleich darauf spürte sie, wie ihre Handgelenke festgehalten und auf den Rücken gezogen wurden.
    »Wollt Ihr nicht wenigstens nachsehen, ob ich getroffen habe?«, fragte Divya und bemühte sich, ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen. Der Schreck über seine schnelle Reaktion saß ihr tief in den Knochen, aber das sollte Tajan nicht merken. »Oder habt Ihr inzwischen Angst vor kleinen Mädchen?«
    Sie versuchte sich zu ihm umzudrehen, und tatsächlich ließ er ihre Handgelenke los, als hätte er sich an ihnen verbrannt.
    »Tut mir leid«, sagte er mit undurchdringlicher Miene. »Das ist ein Reflex, wenn mir jemand meine Waffen stiehlt.«
    Divya hob eine Augenbraue. »Kommt das denn öfter vor?«
    Mit Genuss sah sie, wie die Wut in sein Gesicht schoss, bevor er sich abwandte. Langsam folgte sie ihm zu den Brettern, und ihr Übermut wurde nur ein wenig gebremst, als sie feststellte, dass eines der Messer zwar eine Markierung getroffen hatte, dass das zweite aber verschwunden war. Tajan zog die Klinge aus dem Holz.
    »Ich hatte gesagt, du solltest ein Mal werfen und ein Mal treffen«, sagte er mit einer Strenge, unter der Divya noch immer Wut vermutete. »Und ich hätte dir gern vorher gezeigt, wie man wirft. Du suchst doch einen Lehrer, oder? Dann solltest du zuerst lernen zuzuhören, sonst hättest du auch mit Küchenmessern auf Töpfe werfen können.«
    »Niemandem ist gedient, wenn ich die Köchin ermorde.«Divya bemühte sich um ein versöhnliches Lächeln. »Und? War der Wurf denn gut?«
    »Kommt darauf an, worauf du gezielt hast.« Tajan deutete auf die Kerbe im Holz. »Zuerst das Gute: Dein Wurf war ungewöhnlich kräftig. Ein Anfänger wirft meist zu schwach, sodass das Messer die ersten Male vom Holz abprallt, und einen Angreifer würde es nicht einmal ritzen.«
    »Habt Ihr darauf gehofft, als Ihr sagtet, ich dürfe nur ein Mal werfen?«
    Er ignorierte die Frage und deutete in die Tiefe, in der, irgendwo im Vorgarten, sein Messer verschwunden war. »Das Schlechte: Verliere niemals deine Waffen! Dein Gegner kann sie gegen dich verwenden oder du hinterlässt zumindest eine deutliche Spur. Außerdem war deine Handhaltung … sagen wir mal, unkonventionell. Dass du damit etwas getroffen hast, ist die eigentliche Leistung.«
    Divya sah ihm offen ins Gesicht. »Ich bin hier, um zu lernen.«
    »Dann solltest du das nächste Mal warten, bis dein Lehrer bereit ist.«
    Sie spürte ein Brennen in den Adern.
    »Das nächste Mal? Heißt das, Ihr werdet mich unterrichten?«
    »Solange du Talent zeigst und dich bemühst: ja.« Er schmunzelte. »Vielleicht ist es ganz gut, wenn der nächste Einbrecher in dieser Schule eine Überraschung erlebt.«
    »Also habe ich Talent?«, freute sich Divya.
    Er blickte nachdenklich zurück zur Dachkante über der Agida. »Dein Messerwurf war ziemlich gelungen – das Ergebnis katastrophaler Technik unter dem positiven Einfluss des Zufalls.«
    Divya verzog die Mundwinkel. Warum konnte er ihre Leistung nicht einfach anerkennen?
    »Dennoch ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass jemand sich an mich anschleichen und meine Waffen stehlen konnte. Jemand mit einer raschelnden, knisternden Vesséla!«
    »Eine Vesséla tut nur das, was man sie tun lässt«, warf Divya übertrieben sanft ein.
    Kurzfristig flackerte die Wut wieder über sein Gesicht. »Das nächste Mal bringe ich dir das Klettern bei, damit du die Messer selbst zurückholen kannst.«
    Divya fühlte sich großartig. Zum einen, weil sie sich durchgesetzt hatte, zum anderen, weil es ihn so offenbare Mühe kostete, seine Verärgerung darüber zu verstecken.
    »Hast du heimlich geübt?«, fragte er sie wie beiläufig, als er sich bereit machte, seinem verschollenen Messer hinterherzuklettern. »Das Anschleichen? Und die schnellen Bewegungen?«
    Divya schüttelte den Kopf. »Der Tanz ist meine Übung. Ich glaube, er ist gar nicht so verschieden vom Kampf, er erfordert Kontrolle von Körper und Geist, von innerem und äußerem Gleichgewicht. Und er soll eine Wirkung auf andere erzielen – wie der Kampf.«
    Tajan lachte leise auf. »Du willst also dem nächsten Einbrecher etwas vortanzen? Nun, vielleicht kannst du ihn damit ja entwaffnen. Wenn du vom Kämpfen nur keine falsche Vorstellung hast.«
    Damit kletterte er schnell und sicher an der Außenfassade hinunter.
    »Wenn du nur vom Tanzen

Weitere Kostenlose Bücher