Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
Vom Netzwerk:
plant seitdem Warkans Tod.«
    »Woher kommt dieser große Hass gegen den Fürsten?«
    »Es heißt, Warkan hätte ihren Geliebten getötet, kurz bevor sie heiraten konnten. Einen Magier.«
    Magier? Das Wort brachte Divya auf eine Idee, eine Erklärung für etwas, was sie bis jetzt nicht verstanden hatte …
    Auf der anderen Seite der Tür war es still geworden. Roc spähte hinaus und winkte Divya auf den Flur. Kurz darauf erreichten sie eine Treppe, die nach unten führte. Die Tapeten wichen nackten, dunklen Ziegeln und die Luft wurde feuchter. Von einem langen Gang, der am Ende um eine Kurve führte, gingen fünf Türen ab. Roc lief zielstrebig auf die mittlere zu.
    »Gibt es denn keine Wachen?«, fragte Divya nervös.
    Roc hob den Finger an den Mund und zuckte mit den Schultern.
    »Hier war ich ganz selten«, hauchte er.
    Im selben Moment hörten sie Schritte von vorn. Jemand würde gleich um die Kurve biegen, und den schweren Schritten nach zu urteilen, tippte Divya auf einen Wächter.
    Hastig steckte sie den Schlüssel in die mittlere Tür, öffnete und schloss sie so leise wie möglich und blieb wie erstarrt stehen. Vor ihnen gähnte nur Schwärze. Niemals würden sie es schaffen, in dieser Dunkelheit eine Lampe zu finden und zu entzünden.
    Divya lauschte angespannt auf die Schritte, die auf dem Gang hin und her gingen. Hatte der Wächter etwas gesehen oder gehört?
    Als die Wächterstiefel sich endlich wieder ans Ende des Ganges bewegten, murmelte Roc: »Nicht erschrecken!«
    Beinahe gleichzeitig zischte etwas und ein Licht blendete Divyas Augen. Dahinter sah sie Rocs konzentriertes Gesicht und seine Hand, die ein Holzstäbchen hielt. Noch immer fasziniert beobachtete sie, wie er eine Lampe nahm und diese mit dem Holzstab entzündete.
    »Bei allen Lichtern, was ist das?«, fragte sie atemlos.
    »Licht – wie du schon sagst«, lächelte er. »Aber kein Geisterwesen, sondern eine der Erfindungen, die Warkans Alchemisten ›zum Wohle des Volkes‹ gemacht haben.«
    »Woher hast du das Zauberlicht?«, wollte Divya wissen.
    »Aus Warkans Schrank natürlich«, grinste Roc. »Ich fand es sehr praktisch und ich wollte es Jidaho zeigen … was ich allerdings bis jetzt vergessen habe. Ich hoffe, wir verbrauchen heute nicht alle dieser Hölzer, es wird ihn interessieren.«
    Divya betrachtete den sorgsam verschlossenen Glasbehälter mit der schimmernden Flüssigkeit und die seltsam riechenden Holzstäbchen misstrauisch.
    »Man nennt es Phosphor«, sagte Roc mit kindlicher Begeisterung, »und wenn man solch einen Stab hineinhält und schnell an die Luft zieht, fängt er Feuer.«
    Für einen Kellerraum war das Laboratorium erstaunlich hübsch eingerichtet, obwohl die Tapete verrußt und der Teppich mit Flecken in allen möglichen Farben bedeckt war, als wäre schon oft etwas darauf ausgelaufen. Tische, Regale und Sofas waren kaum mehr zu erkennen, weilsie mit mehreren Schichten Papier bedeckt waren, lauter Zeichnungen von Hebeln, Rädern, Kisten und Glaskolben, beschriftet mit einer sehr schrägen, kaum lesbaren Schrift.
    »Die sind von Warkans Hand«, erläuterte Roc, der einige Papiere überflog.
    Divya, die hingegen gekommen war, um eine große Anzahl Lichter zu finden und zu befreien, sah sich enttäuscht nach einem versteckten Schrank um.
    »Ob es hier Geheimtüren gibt?«
    Roc zuckte mit den Schultern. »Wenn ja – wohin sollen sie führen? Im Keller gibt es sonst nur Vorratsräume und einen Wachraum.«
    Divya begann die Wände abzutasten und bat Roc, sich währenddessen die Papiere genauer anzusehen. Vielleicht gab es ja schriftliche Anhaltspunkte über die Lichter ? Sie mochte Roc nicht sagen, dass es nicht Warkans Handschrift war, mit der sie Schwierigkeiten hatte. Maita hatte es nie für nötig befunden, ihren Dienerinnen das Lesen beizubringen.
    Plötzlich bemerkte sie auf einem Tisch, unter vielen großen Papieren, ein dickes Buch. Selbst wenn sie die Schrift nicht entziffern konnte, erkannte sie sofort, dass sie anders aussah als die krakeligen Züge Warkans. Abgesehen davon, dass die Tinte eine andere Farbe hatte und alt wirkte. Voller Erwartung hielt sie es Roc unter die Nase, und auch er nahm es neugierig in die Hand, um darin zu blättern.
    »Das sind lauter Erfindungen!«, stellte er fest. »Einige davon kenne ich. Warkan hat sie vor ein paar Jahren bereits als große Leistung seiner Alchemisten gelobt. Anstatt sie weiterzugeben, hat er sie den Handwerkern und Bauern, die die Erfindungen nutzen sollten,

Weitere Kostenlose Bücher