MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
hauptsächlichen Antreiber für die letzte Quest waren. Beide hatten jeweils eigene emotionale Gründe – Lust und Neid, in dieser Reihenfolge. Lily war dazu ausgelegt, gejagt zu werden, und sie zu jagen, stand in Übereinstimmung mit dem Thema des MetaGames. Hal entschloss sich, das D_Light zu sagen, aber er fügte auch eine Lüge hinzu.
»Djoser, Lyra und …
du
, ihr habt diese Quest geschaffen«, antwortete Hal.
»Nein! Nein, das ist nicht wahr!«, sprudelte es aus D_Light hervor.
»Die OverSoul kennt uns besser als wir uns selbst«, rezitierte Hal.
»Ich muss es beenden! Ich will das nicht!«
»Die Räder sind bereits in Bewegung«, versicherte ihm Hal. »Wie ich zu Beginn sagte, hast du dieses Spiel geschaffen, und jetzt musst du es bis zum Ende durchspielen.«
D_Light legte sich die Hände vors Gesicht und schwieg mehrere lange Sekunden. Schließlich ergriff er das Wort. »Die nächtliche Ernte ist im Wesentlichen ein roher Blink – ein roher Blink mit Milliarden anderen zugleich.«
Das war sie nicht, technisch gesehen; jedoch nickte Hal mit Bestimmtheit. Dem Analytiker gefiel die Richtung, welche die Ereignisse nahmen.
»Ich werde einen rohen Blink zu allen öffnen. Ich werde mein Gebet der Göttin zuschreien. Sie wird mich erhören.«
Auf die Verzweiflung der Menschen ist stets Verlass
, dachte Hal bei sich.
Ein bewusstes Objekt, das den Versuch unternimmt, einen rohen Blink wie bei einer nächtlichen Ernte zu benutzen, war dem Tode geweiht. Bei einer nächtlichen Ernte kommunizierten Schläfer lediglich mit anderen Schläfern und wurden ansonsten vor Gedankenhackern geschützt. Und allein der Umfang! D_Lights Bewusstsein wäre unmöglich fähig, dem ungefilterten Zugriff auf das kollektive Bewusstsein standzuhalten.
In der folgenden Minute gab Hal vor, sich D_Lights Forderung nach dem Decodierungsschlüssel zu widersetzen, mit dem er die Netzwerkquarantäne hacken könnte. Er gab vor, sich zu widersetzen und D_Light nicht den erforderlichen Crack geben zu wollen, eine unendliche Roh-Blink-Schleife zu erstellen, den notwendigen Crack, um die Sicherheitssoftware an Bord von Smorgeous zu umgehen.
Als Hal den geforderten Inhalt an D_Light sendete, berührte er seine Wange, die immer noch feucht von den geweinten Tränen war. Bis jetzt hatte Hal nicht gewusst, dass er zum Weinen fähig war. Vor langer Zeit hatte er seine eigenen architektonischen Merkmale untersucht und geglaubt, dass alle derartigen emotionalen Zentren von seiner menschlichen Schablone entfernt worden waren. Es musste noch etwas drangeblieben sein.
Interessant!
, dachte Hal. Er lud die Beobachtung in die Cloud hoch, zur Untersuchung. Vielleicht würde jemand die Mittel für ein Malocherspiel bereitstellen wollen, das auf diesen Daten basierte.
Woher konnten diese Emotionen stammen? Mein Gehirn hat nicht die Architektur dafür
.
Als D_Light stürzte und sich dabei die Schläfe am Steinfußboden aufschlug, hatte der Analytiker den lästigen Eindringling schon so gut wie vergessen.
Herr, dieses Protokoll ist ILLEGAL UND NICHT ZU EMPFEHLEN
, warnte Smorgeous.
D_Light befahl Smorgeous, die Software abzuspielen und die Anfrage nach einem unendlichen rohen Blink zu starten.
Sogleich begannen seine Sinne zu beben, als würde ein Tsunami auf ihn zurollen. Dann wurde das Brüllen auf einmal ohrenbetäubend laut und das Licht blendend hell. Es war, als wäre D_Light von einer Menschenmenge gepackt worden, die ihn in alle Richtung zog und ihm solchermaßen das Fleisch seines Bewusstseins herausriss. Aus einer Milliarde Wesenheiten entstand eine sensorische Unschärfe. Und dann waren da auch die Gefühle, eine Flut von Emotionen – Furcht, Liebe, Entsetzen, Hoffnung, Angst –, die ihn alle so rasch überkamen, dass sie gleichzeitig zu geschehen schienen.
Es war der reine Schmerz. Es war, als stünde er von Kopf bis Fuß in Flammen. Er wurde gegen die Mauer von einer verwirrenden Färbung geschleudert. Irgendwo in seinem Bewusstsein erkannte er Smorgeous; die Katze wälzte sich zuckend umher und wirbelte herum wie an den Fäden eines wahnsinnigen und teuflischen Marionettenspielers.
Durch das Feuer hörte er eine herrische Stimme. »Spring!« Er kannte die Stimme. Es war die dunkle Königin. Königin Pheobah hatte ihn gefunden. Sie war hinter ihm und briet ihn bei lebendigem Leib. Vor ihm lag der Rand eines Felsens, dahinter herrschte Schwärze, das tiefste Nichts, die unendliche Leere. Er konnte nicht denken. Der Schmerz war einfach zu
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