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Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Metamorphose am Rande des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Malzieu
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fest, ich trete wieder zum Dienst an. Ich werde derjenige sein, der ich immer gewesen bin. Ich werde dribbeln wie Michel Platini und der Roten Bete einen kräftigen Tritt verpassen. Werde keinen Schwanengesang anstimmen, sondern dem Tod eins pfeifen. Werde tanzen und fliegen, und sei es auch noch so kurz. Alle mal herhören: Tom »Häma-Tom« Cloudman ist zurück!

ch hocke auf dem Bett und starre den Mond an, der sich halb hinter dem Häuserwald versteckt. Ich höre die Autobahn in der Ferne, sie klingt wie das dumpfe Trompeten einer Horde Elefanten. Das Geräusch spornt mich an.
    Als ich den Tropf abstöpsle, beschert mir das »Klick« ein wunderbares Gefühl der Freiheit. Nachdem ich meine Plastikketten gesprengt habe, weide ich mein Kopfkissen aus. Der reißende Stoff ist Musik in meinen Ohren. Die Federn gleiten mir durch Finger. Dann demontiere ich den Tropfständer, an dem der Infusionsbeutel hängt. Die dünnen Stangen biege ich zu einem Flügelgestell zurecht. Dann klebe ich die Federn daran und befestige das Gestänge mit Pflastern an meinen Armen, wobei ich behaarte Stellen zu vermeiden versuche. Schließlich bringe ich das Gestell an meiner Wirbelsäule an und fixiere es doppelt und dreifach mit Klebeband, damit Flügel und Körper eins werden. Das kalte Metall prickelt auf meiner Haut. Das Ritual hat etwas Magisches. Ich streiche zärtlich über mein Gefieder und beobachte, wie es das Licht einfängt. Aber ich brauche mehr Federn, viel mehr Federn.
    Also begebe ich mich auf die Suche nach weiteren Kopfkissen. Vorsichtig öffne ich die Zimmertür. Ohne Tropf falle ich nicht auf. Ich schlendere inkognito durch die Station, schlage in Zeitlupe mit den Flügeln und erfreue mich an meiner Windmaschine. Irgendwann nehme ich Anlauf und werfe mich bäuchlings auf einen Servierwagen. Er dreht sich wie ein Karussell, Plastikbecher knacken, und mir wird kurz übel. Die Rote Bete lässt mich spüren, wie sehr sie mich schon in der Gewalt hat.
    Nachdem ich mit dem Wagen über den halben Gang geschlittert bin, komme ich vor einem Patientenzimmer zum Stehen wie ein Rouletterad im Kasino. Die Tür steht offen, und mein Blick fällt auf zwei Riesen, die mit beneidenswertem Rhythmusgefühl ein Schnarchduett aufführen. Die Tropfen der Infusion geben den Takt vor, das Piepen der Morphiummaschine ist die Melodie. Ab und zu hustet einer der beiden Alten, dann rasselt sein Brustkorb wie eine Schachtel Nägel. Dennoch wirken sie glücklich. So glücklich, dass ich keine Skrupel habe, ihnen die Kopfkissen zu klauen. Im schwach flimmernden Notlicht schleiche ich mich an. Als Stuntman war diese Mischung aus Angst und Aufregung mein Treibstoff. Ich reiße die Kopfkissen auf, hebe den Federnschatz und stopfe mir die weiche Beute unter den Schlafanzug. Die schnarchenden Riesen wackeln friedlich mit dem Kopf.
    Als ich auf den Servierwagen springe, um meinen Raubzug fortzusetzen, durchzuckt mich plötzlich ein heftiger Schmerz. Er fährt mir von links in die Hüfte, wühlt sich durch meinen Unterleib und dreht mir den Magen um. Ich warte, bis der Wagen zum Stehen kommt, lasse mich vorsichtig herabgleiten und schleppe mich, die Arme auf den Bauch gepresst, zu meinem Zimmer. Aber ich schaffe es nicht durch die Tür, ich bleibe mit den Flügeln am Rahmen hängen. Mit lautem »Ratsch« reißen sie ab und bescheren mir eine Gratisepilation. Verschämt wie jemand, der auf seine eigene Sandburg getreten ist, hebe ich sie auf.
    Der Morgen kriecht näher. Während ich meinen Schatz unter der Matratze verstecke, ist mir, als wäre noch jemand im Zimmer. Vielleicht besucht mich der heimwehgeplagte Geist eines kürzlich Verstorbenen. Sollte ich einer von ihnen werden, habe ich vor, auf Wolken Purzelbäume zu schlagen oder auf einer Lawine zu surfen. Jedenfalls werde ich sicher nicht in diesem Vorzimmer zum Tod herumlungern. Ich traue mich nicht, eine Krankenschwester zu rufen, damit sie meine Infusion wieder einsteckt.

ie jeden Morgen bette ich den Kopf auf einen leeren Kissenbezug. Ich verschränke die Hände im Nacken, damit nicht auffällt, wie flach das Kissen ist, und sehe meiner Strafe gelassen entgegen. Das Flapp-Flapp-Flapp der Plastiksandalen wird lauter. Zwei Zimmer noch, dann bin ich dran.
    Heute gibt es zum Frühstück eine Spritze, Carpaccio von trockenem Brot und als Beilage bittere Pillen.
    »Sie haben schon wieder Unsinn mit Ihrem Kopfkissen gemacht. Wir haben überall im Flur Federn gefunden. Und wissen Sie, wo die Spur

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