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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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zuhörte, desto mehr wuchs ihre Gewissheit, dass sie recht hatte. Sie suchte nach Worten, um es ihm zu erklären: »Es ist so: Der Killer in ihm betrügt den anderen. Er redet ihm ein, dass er keine andere Wahl hat. Den einen zerfrisst der Hunger, den anderen die Sehnsucht. Deshalb will Hunter unbedingt zur Tulskaja - weil ihn beide Hälften dorthin ziehen!Und ich muss sie voneinander trennen. Sobald er die Wahl hat, zu retten, ohne zu töten.«
    »Mein Gott!Er wird dir doch gar nicht zuhören!Was ist es, das dich dorthin treibt?« »Dein Buch.« Sascha lächelte ihm zu. »Ich weiß, dass sich noch alles darin ändern lässt. Das Ende ist noch nicht geschrieben.« »Hast du den Verstand verloren? Was für ein albernes Zeug«, murmelte Homer verzweifelt. »Warum habe ich dir nur davon erzählt?«
    Er packte Leonid am Arm. »Junger Mann, wenigstens Sie . Ich bitte Sie, ich weiß, Sie sind kein schlechter Mensch, und Sie haben nicht aus böser Absicht gelogen. Nehmen Sie sie mit. Das wollten Sie doch, oder? Sie sind beide jung und schön. Sie sollen leben!Sie darf dort nicht hin, verstehen Sie? Und Sie auch nicht. Dort . dort wird es ein furchtbares Gemetzel geben. Und Sie werden mit Ihrer kleinen Lüge niemanden daran hindern.«
    »Das war keine Lüge«, entgegnete der Musiker höflich. »Soll ich Ihnen mein Ehrenwort geben?« Homer winkte ab. »Na gut. Ich will Ihnen ja gerne glauben. Aber Hunter. Sie haben ihn doch nur einmal kurz gesehen?« Leonid räusperte sich. »Dafür oft genug von ihm gehört.« »Aber wie wollen Sie ihn aufhalten? Etwa mit Ihrer Flöte?
    Oder glauben Sie vielleicht, dass er auf das Mädchen hören wird? Etwas beherrscht ihn etwas, das überhaupt nichts mehr wahrnimmt.« Leonid beugte sich zu Homer hinunter und sagte: »Eigentlich bin ich vollkommen Ihrer Meinung. Aber sie hat mich darum gebeten. Und als Gentleman .« Er zwinkerte Sascha zu.
    »Versteht ihr denn nicht? Das ist kein Spiel!« Homer blickte flehend mal das Mädchen, mal Leonid an. »Ich weiß«, erwiderte Sascha entschlossen. Und der Musiker fügte seelenruhig hinzu: »Alles ist ein Spiel.«
    Wenn Leonid tatsächlich Moskwins Sprössling war, war es durchaus möglich, dass er etwas über die Epidemie wusste, das nicht einmal Hunter gehört hatte - oder nicht hatte preisgeben wollen. Homer hielt Leonid für einen Aufschneider, aber was, wenn sich das Fieber tatsächlich mit radioaktiven Strahlen bekämpfen ließ? Wider seinen eigenen Willen, wider allen gesunden Menschenverstand suchte der Alte nach Beweisen für diese Theorie. Hatte er sich in den letzten Tagen nicht genau das gewünscht? Waren der Husten, das Blut im Mund, die Übelkeit am Ende nur Symptome der Strahlenkrankheit? Die Dosis, die er bei ihrem Marsch über die Kachowskaja-Linie abbekommen hatte, war mit Sicherheit hoch genug gewesen, um jegliche Infektion zu beseitigen.
    Wie leicht er sich doch verführen ließ! Angenommen, es stimmte, was bedeutete das für die Tulskaja? Was für Hunter? Sascha hoffte, dass sie ihn von seinem Vorhaben abbringen konnte. Und tatsächlich schien sie eine unerklärliche Macht auf den Brigadier auszuüben.
    Doch es gab zwei Antagonisten in ihm: Dem einen mochte die Fessel, die ihm das Mädchen anzulegen gedachte, weich wie Seide vorkommen, den anderen jedoch verbrannte sie wie glühendes Eisen. Welcher der beiden würde im entscheidenden Augenblick das Kommando haben?
    Diesmal hielt die Poljanka keine Bilder für sie bereit, weder für ihn noch für Sascha oder Leonid. Die Station erschien ihnen leer, wie ausgestorben. War das ein gutes oder schlechtes Omen? Vielleicht hatte ja nur der Luftzug, der jetzt durch den Tunnel wehte und auf starke Winde an der Oberfläche schließen ließ, sämtliche halluzinogenen Ausdünstungen fortgeweht. Vielleicht hatte Homer aber auch einen schweren Fehler begangen, und nun gab es für ihn keine Zukunft mehr, die ihm die Poljanka hätte weissagen können.
    »Was heißt ‚smaragden‘?«, fragte Sascha plötzlich. »Ein Smaragd ist ein grün schimmernder Edelstein«, erklärte Homer zerstreut. »‘Smaragden‘ bedeutet einfach nur ‚grün‘.« »Komisch«, sagte das Mädchen nachdenklich. »Das heißt, es gibt sie doch.« Leonid fuhr auf. »Wovon redest du?« »Ach, nur so . Weißt du« - sie blickte den Musiker an
    »ich werde sie jetzt auch suchen, deine Stadt. Und irgendwann werde ich sie finden.« Homer schüttelte nur den Kopf; er nahm Leonid seine Reue nicht ab. Sascha war die ganze Zeit über

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