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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gestern der unheimliche Besucher im Schatten versteckt hatte. Ein Haufen Müll lag dort herum, und als er darin herumwühlte, schreckte Artjom nur eine streunende Katze auf. Vergebens suchte er den Bahnsteig ab, sprang schließlich auf die Gleise. Die Wachen am Eingang zum Tunnel musterten ihn träge und warnten ihn, dass die Strecke nur auf eigene Gefahr zu betreten sei.
    Diesmal ging Artjom durch den zweiten Tunnel, parallel zu dem, den sie tags zuvor besichtigt hatten. Dieser war etwa auf gleicher Höhe verschüttet, und auch hier bewachten einige Männer das Ende. Eine Eisentonne diente als provisorischer Ofen, ringsum lagen mehrere Sandsäcke. Auf dem Gleis stand eine handbetriebene Draisine mit einigen Eimern voller Kohle darauf.
    Die Wachleute unterhielten sich leise miteinander, und als Artjom näher kam, sprangen sie auf. Erst musterten sie ihn nervös, doch dann gab einer von ihnen Entwarnung, worauf sich die anderen ebenfalls beruhigten und wieder hinsetzten. Jetzt erkannte Artjom den Leiter des Postens: Es war Anton. Hastig murmelte er etwas Unzusammenhängendes, drehte sich um und ging zurück. Sein Gesicht brannte. Er konnte diesem Menschen, der durch seine Schuld den Sohn verloren hatte, unmöglich in die Augen sehen. Niedergeschlagen lief Artjom vor sich hin und flüsterte: »Ich habe damit nichts zu tun ... Ich konnte doch nicht ... Was hätte ich ausrichten können?« Der Lichtfleck der Taschenlampe hüpfte im Takt seiner Schritte vor ihm auf und ab.
    Plötzlich bemerkte er einen kleinen Gegenstand, der verwaist im Schatten zwischen zwei Schwellen lag. Schon von Weitem kam er ihm bekannt vor, und sein Herz schlug heftiger. Er bückte sich und hob eine kleine Schachtel auf, aus der eine Kurbel herausragte. Als er daran drehte, erklang eine metallische, traurige Melodie. Olegs Spieluhr. Er musste sie hier fallen gelassen oder verloren haben.
    Artjom ließ den Rucksack zu Boden gleiten und begann mit doppelter Aufmerksamkeit die Wände des Tunnels zu untersuchen. Nicht weit von hier befand sich eine Tür, doch dahinter entdeckte er nur eine komplett leer geräumte Toilette. Nach zwanzig weiteren Minuten hatte er noch immer nichts gefunden. Er kehrte zu seinem Rucksack zurück, sank auf den Boden, lehnte sich gegen die Wand und blickte entkräftet zur Decke ...
    Eine Sekunde später war er wieder auf den Beinen. Mit zitternden Fingern beleuchtete er einen schwarzen Spalt, der in der dunklen Betondecke gerade noch zu erkennen war. Es war der Spalt einer leicht geöffneten Luke, direkt über der Stelle, wo er Olegs Spieluhr gefunden hatte. Es war völlig ausgeschlossen, an die Luke heranzukommen: Die Decke war hier über drei Meter hoch.
    Der Entschluss fiel augenblicklich. Artjom nahm die Schachtel in die Hand, ließ den Rucksack auf den Gleisen liegen und rannte zurück zu den Wachleuten. Nun fürchtete er sich nicht mehr davor, Anton in die Augen zu sehen.
    Kurz bevor er das Tunnelende erreichte, verlangsamte er seinen Schritt, damit die Wachen nicht vor lauter Schreck auf ihn schössen. Er trat zu Anton und berichtete ihm flüsternd von seinem Fund. Kurz darauf bestiegen sie unter den fragenden Blicken der anderen die Draisine, legten sich auf die Hebel und fuhren los.
    Sie hielten direkt unter der Luke an. Die Draisine war gerade hoch genug, dass Artjom von Antons Schultern aus die Klappe zurückschlagen und hineinklettern konnte. Dann half er dem anderen hinauf.
    Der Gang war ziemlich eng und zu niedrig, um aufrecht zu gehen. Er verlief parallel zum Tunnel. Artjom rätselte, aus welchem Grund er angelegt worden war. Als Abzug? Als Fluchtweg? Für die Ratten? Oder war er erst gegraben worden, nachdem man den Haupttunnel zum Einsturz gebracht hatte?
    Obwohl der Gang in beide Richtungen verlief, nahm Anton gleich Kurs auf den Park Pobedy. Und schon nach wenigen Sekunden wurde klar, dass er sich nicht geirrt hatte: Auf dem Boden glänzte matt eine längliche Patronenhülse - eine von denen, die Melnik dem Jungen geschenkt hatte. Beflügelt von diesem Fund, ging Anton schneller.
    Nach etwa zwanzig Metern endete der Gang abrupt, und im Boden wurde eine ebenfalls leicht geöffnete Luke sichtbar. Ohne zu zögern ließ sich Anton hinab, und noch bevor Artjom irgendetwas einwenden konnte, war er schon verschwunden. Aus der Öffnung ertönte ein
    Poltern, dann ein Fluchen und schließlich eine gedämpfte Stimme: »Sei vorsichtig - das sind hier mindestens drei Meter. Warte, ich leuchte dir mit der

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