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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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saß er am ersten Abend immer mit Artjom zusammen und berichtete ihm Dinge, die nur schwer zu glauben waren, selbst für einen Bewohner ihrer grotesken unterirdischen Welt.
    Natürlich drängte es Artjom danach, selbst auf Wanderschaft zu gehen, doch es wäre sehr unvernünftig, einfach so durch die Metro zu spazieren. Die Patrouillen der unabhängigen Stationen waren äußerst misstrauisch und ließen niemanden durch, der bewaffnet war. Sich unbewaffnet in die Tunnel zu begeben war jedoch der sichere Tod. Also war Artjom, seit er mit seinem Stiefvater von der Sawjolowskaja hierher gekommen war, nie sehr weit gekommen. Einige Male hatte man ihn geschäftlich zur Alexejewskaja geschickt, nicht allein natürlich, sondern mit einer Gruppe, und ab und zu waren sie sogar bis zur Rischskaja gekommen. Und dann gab es da noch eine Expedition, von der er niemandem ein Wort sagen durfte, sosehr es ihn auch danach verlangte.
    Passiert war das alles schon vor langer Zeit, als es am Botanischen Garten noch weit und breit keine Schwarzen gab, sondern es einfach nur eine verlassene, dunkle Station war. Die Patrouillen der WDNCh waren damals noch viel weiter nördlich unterwegs, und Artjom selbst noch ein grüner Junge. Eines Tages riskierten er und zwei Freunde es einfach: Während eines Schichtwechsels schlüpften sie am äußersten Posten vorbei, mit Taschenlampen und einer doppelläufigen Flinte, die einer der Jungs von seinen Eltern geklaut hatte. Lange trieben sie sich an der Botanitscheski Sad herum. Gruselig war das schon, aber auch interessant. Überall sahen sie im Licht ihrer Lampen die Überreste menschlicher Behausungen: verbranntes Interieur, verkohlte Bücher, kaputtes Spielzeug, zerrissene Kleidung ... Ratten huschten umher, von Zeit zu Zeit ertönten seltsam knarrende Geräusche. Und da hatte einer von Artjoms Freunden - wahrscheinlich Schenja, der aufgeweckteste und neugierigste von ihnen - eine Idee: Was, wenn wir versuchen, die Sperre aufzumachen und uns nach oben durchzuschlagen, die Rolltreppe hinauf? Einfach nur, um zu schauen, wie es dort oben aussieht? Was dort ist?
    Artjom war von Anfang an dagegen gewesen. Zu frisch waren ihm die jüngsten Berichte seines Stiefvaters im Gedächtnis. Von Menschen, die an der Oberfläche gewesen und danach schwer erkrankt waren, und davon, welche Schrecken man dort oben zu sehen bekam. Doch die anderen beiden redeten auf ihn ein: Dies sei eine einmalige Chance, wann würden sie jemals wieder, ohne Erwachsene, in eine verlassene Station geraten? Und dazu noch die Gelegenheit haben, nach oben zu gehen und mit eigenen Augen zu sehen, wie es ist, wenn über dem Kopf nichts ist ... Als alles Zureden nichts half, verkündeten sie, wenn er so ein Feigling sei, würden sie eben ohne ihn gehen. Und die Vorstellung, allein in der verlassenen Station zu bleiben und sich vor seinen beiden besten Freunden zu blamieren, erschien Artjom so unerträglich, dass er sich ihnen zähneknirschend anschloss.
    Zu ihrem Erstaunen funktionierte der Mechanismus noch, der die Sperre zwischen dem Bahnsteig und der Rolltreppe betätigte. Ausgerechnet Artjom gelang es nach einer halben Stunde verzweifelter Bemühungen, ihn in Bewegung zu setzen. Krachend fuhr die rostige Eisenwand zur Seite, und ihren Blicken offenbarte sich eine relativ kurze Rolltreppe, die nach oben führte. Einige Stufen waren eingefallen, und durch die gähnenden Löcher sah man im Licht der Taschenlampen die riesenhaften Zahnräder, die vor Jahren für immer stehen geblieben waren. Jetzt waren sie von Rost zerfressen, und etwas Braunes überzog sie, das sich kaum merklich bewegte. Es dauerte eine Weile, bis die drei sich überwanden hinaufzusteigen. Mehrmals gab eine Stufe unter ihrem Gewicht nach und fiel nach unten durch. Die entstandenen Löcher überquerten sie, indem sie sich an den Haltern der Treppenbeleuchtung entlanghangelten. Der Weg nach oben war nicht lang, doch ihre ursprüngliche Entschlossenheit hatte sich mit der ersten durchgebrochenen Stufe verflüchtigt. Um wieder Mut zu fassen, bildeten sie sich ein, sie seien echte Stalker.
    Stalker ... Trotz seines fremden, seltsamen Klangs hatte dieses Wort Eingang in die russische Sprache gefunden. Ursprünglich war es eine Bezeichnung für verarmte Menschen gewesen, die sich auf verlassene militärische Versuchsgelände wagten, um übrig gebliebene Geschosse und nicht-detonierte Sprengkörper zu demontieren und die Messinghülsen bei den Sammelstellen für Altmetall

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