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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht?«
    Der Alte würdigte ihn keines Blickes.
    »Was heißt: Meister hat Großer Wurm erfunden?«, brabbelte Dron dumpf vor sich hin und schüttelte den Kopf.
    Der Priester antwortete nicht. Artjom hatte den Eindruck, dass der Alte während seines Monologs all seine Lebensenergie und Willenskraft verbraucht hatte. Nun, da er das Gift seines Hasses restlos verspritzt hatte, befand er sich im Zustand völliger Erschöpfung.
    »Meister ... Meister ... Großer Wurm gibt ... Du betrügst! Wozu? Du sagst Unwahrheit ... Feinde verwirren ... Es gibt ... Gibt!« Auf einmal begann Dron dumpf und grauenvoll zu heulen.
    So viel Verzweiflung lag in diesem halb heulenden, halb weinenden Laut, dass Artjom plötzlich den Wunsch verspürte, zu ihm hinzugehen und ihn zu trösten. Der Alte hingegen hatte sich offenbar schon vom Leben verabschiedet und jegliches Interesse an seinem Schüler verloren.
    »Es gibt! Es gibt! Wir seine Kinder! Wir alle seine Kinder! Es gibt, gab immer, wird immer! Wenn Großer Wurm nicht ... dann ... wir ganz allein ...« Mit dem Wilden, der nun sich selbst überlassen war, geschah etwas Furchtbares. Er fiel in Trance, wackelte mit dem Kopf hin und her, als ob er das soeben Gehörte wieder vergessen wollte, und seine Tränen vermischten sich mit dem Speichel, der in Strömen aus seinem Mund floss. Er krallte die Finger in seinen kahlen Schädel. Die Bewacher ließen von ihm ab, und er sank zu Boden, hielt sich die Ohren zu, schlug sich gegen den Kopf, geriet immer mehr in Fahrt, bis sein Körper völlig unkontrolliert hin und her zu rollen begann und sein Kreischen im gesamten Tunnel widerhallte. Einige der Männer versuchten ihn ruhigzustellen, doch selbst leichte Tritte und Schläge konnten sein Schreien nur für wenige Sekunden unterbrechen, bevor es wieder aus ihm hervorbrach.
    Melnik warf einen missbilligenden Blick auf den tobsüchtigen Kannibalen, zog seine Stetschkin aus dem Hüfthalfter, richtete sie auf Dron und drückte ab.
    Ein leises Plopp - und der verkrümmt auf dem Boden liegende Wilde wurde augenblicklich schlaff. Der unartikulierte Schrei, den er die ganze Zeit von sich gegeben hatte, brach ab, doch das Echo gab die allerletzten Laute noch einige Sekunden wieder, als wollte es Drons Leben etwas verlängern: »Eiiiih ...«
    Und erst jetzt begriff Artjom, was der Wilde kurz vor seinem Tod gerufen hatte: »Allein!«
    Der Stalker steckte die Pistole wieder ein. Artjom brachte es nicht fertig, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen blickte er auf Dron, der nun reglos auf dem Boden lag, und den nicht weit davon sitzenden Priester. Dieser reagierte überhaupt nicht auf den Tod seines Schülers. Als Melnik geschossen hatte, war der Alte leicht zusammengezuckt, dann hatte er sich nach der Leiche des Wilden umgesehen und sich gleichgültig wieder abgewandt.
    »Wir gehen weiter«, ordnete Melnik an. »Bei dem Lärm haben wir gleich die halbe Metro auf dem Hals.«
    Im nächsten Augenblick hatte sich die Einheit wieder formiert. Artjom wurde der Nachhut als Schlussmann zugeteilt und bekam eine starke Taschenlampe sowie die Schutzweste eines der Kämpfer, die Anton trugen. Nach einer Minute brachen sie auf und drangen weiter in den Tunnel vor.
    Allerdings war Artjom jetzt für die Aufgabe des Schlussmanns denkbar schlecht geeignet. Er bewegte nur mit Mühe seine Beine, stieß weiter gegen Schwellen, blickte hilflos auf die vor ihm gehenden Kämpfer. Noch immer hallte in ihm Drons letzte Klage nach. Seine Verzweiflung, seine Enttäuschung, seine Unfähigkeit zu glauben, dass der Mensch in dieser furchtbaren, düsteren Welt ganz allein war, gingen auf Artjom über. So merkwürdig es war - erst durch das Schreien dieses Wilden, erfüllt von hoffnungsloser Sehnsucht nach einer hässlichen, erfundenen Gottheit, begann er jenes kosmische Gefühl der Einsamkeit zu begreifen, das den menschlichen Glauben nährte.
    Während er durch den leeren, leblosen Tunnel schritt, empfand er selbst etwas ganz Ähnliches. Wenn der Stalker recht hatte und sie sich seit über einer Stunde im Inneren der Metro-2 befanden, so entpuppte sich dieses geheimnisvolle Bauwerk als simpler Versorgungsschacht, den seine früheren Besitzer aufgegeben hatten und den nun minderbemittelte Kannibalen und fanatische Priester bevölkerten.
    Die Männer begannen untereinander zu flüstern. Sie waren an einer leeren Station angekommen, die höchst ungewöhnlich aussah. Ein kurzer Bahnsteig, eine niedrige Decke, dicke Pfeiler aus Stahlbeton und

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