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Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gekachelte Wände zeugten davon, dass sie nicht dazu konzipiert worden war, dem Auge zu schmeicheln, sondern dass ihr einziger Sinn darin bestanden hatte, jene, die von ihr Gebrauch machten, so gut wie möglich zu schützen.
    Dunkle bronzene Buchstaben an der Wand bildeten das unverständliche Wort SOWMIN. An einer anderen Stelle stand HAUS DER REGIERUNG DER RF. Artjom wusste genau, dass es in der gewöhnlichen Metro keine Station gab, die diese Namen trug, und das konnte nur bedeuten, dass sie sich außerhalb ihrer Grenzen befanden.
    Melnik schien sich hier nicht lange aufhalten zu wollen. Eilig sah er sich um, beriet sich leise mit einem seiner Kämpfer, und die Einheit marschierte weiter.
    Artjom hatte ein seltsames, kaum zu beschreibendes Gefühl erfasst. Als hätte ihm sein Stiefvater zum Geburtstag ein buntes Paket geschenkt, in dem jedoch nichts als Zeitungspapier steckte. Die Unsichtbaren Beobachter starben vor seinen Augen, verwandelten sich von einer bedrohlichen, weisen und unfassbaren Kraft zu fantasmagorischen Skulpturen, die alte Mythen darstellten und wegen der Feuchtigkeit und dem ständigen Luftzug in den Tunneln allmählich zerbröselten. Wie Seifenblasen platzten auch alle anderen Aberglauben, mit denen er auf seiner Reise konfrontiert worden war ... Vor ihm öffnete sich eines der größten Geheimnisse der Metro: Er befand sich in D-6, dem »Goldenen Mythos« der Untergrundbahn, wie es jemand ausgedrückt hatte. Doch statt freudiger Aufregung verspürte er nur seltsame Bitterkeit. Es dämmerte ihm, dass gewisse Geheimnisse gerade deshalb so wunderbar waren, weil keiner sie zu entschlüsseln vermochte, und dass es Fragen gab, deren Antwort besser niemand wissen sollte. Er spürte etwas Kaltes auf seiner Wange, dort, wo der Atem des Tunnels über die Spur einer herablaufenden Träne strich. Er schüttelte den Kopf, genauso wie es der tote Wilde getan hatte. Dann begann er zu frösteln, sei es wegen der eisigen Zugluft, die den Geruch von Feuchte und Ödnis mit sich trug, sei es, weil Einsamkeit und Leere in sein Innerstes vorgedrungen waren. Für eine Moment glaubte er, alles auf der Welt habe seinen Sinn verloren - seine Mission, die Versuche des Menschen, in einer veränderten Welt zu überleben, und überhaupt das Leben in all seinen Erscheinungsformen. Es war nichts darin - nur der leere, dunkle Tunnel der Zeit, die jedem zustand. Durch diesen Tunnel musste jeder Mensch blind irren, von der Station Geburt bis zur Station Tod. Wer den Glauben suchte, war auf der Suche nach Seitenabzweigungen dieses Tunnels. Doch es gab nur diese beiden Stationen, und der Tunnel war nur gebaut worden, um diese beiden zu verbinden ...
    Als Artjom wieder zu sich kam, bemerkte er, dass sich die anderen bereits einige Dutzend Schritte von ihm entfernt hatten. Was genau ihn zur Besinnung gebracht hatte, begriff er nicht gleich. Während er sich nach allen Seiten umsah, nahm er ein seltsam anschwellendes Geräusch wahr, das aus einer leicht geöffneten Tür in der Tunnelwand kam - ein dumpfes Brausen. Als die anderen die Tür passiert hatten, war es vermutlich noch nicht zu hören gewesen. Doch nun war es nahezu unmöglich, das Geräusch zu überhören.
    Die Truppe war sicher schon gut hundert Meter voraus. Artjom unterdrückte das Verlangen, ihnen hinterherzulaufen, hielt den Atem an, trat an die Tür, stieß sie auf und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Dahinter öffnete sich ein ziemlich langer und breiter Korridor, den das schwarze Quadrat eines weiteren Ausgangs abschloss. Genau von dort flog dieses Brausen heran, das zunehmend wie das Brüllen eines riesigen Tieres klang.
    Artjom wagte es nicht, den Korridor zu betreten. Wie in Trance stand er da, starrte in die schwarze Leere am anderen Ende und horchte - bis sich das Brüllen um ein Vielfaches verstärkte und im Licht der Taschenlampe etwas unvorstellbar Riesiges erschien, das an dem offenen Durchgang am Ende des Korridors vorbeischoss.
    Artjom zuckte zurück, warf die Tür zu und stürzte den anderen hinterher.
    18
    DIE MACHT
    Sie hatten bereits bemerkt, dass er fehlte, und waren stehen geblieben. Ein weißer Strahl flackerte unruhig im Tunnel hin und her, und als Artjom von dem Lichtkegel erfasst wurde, hob er zur Sicherheit die Hände und rief: »Ich bin es! Nicht schießen!«
    Das Licht erlosch. Artjom eilte weiter, innerlich bereit für eine saftige Standpauke. Doch als er die anderen erreichte, fragte Melnik nur kurz: »Hast du eben was

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