Mettwurst ist kein Smoothie
dass Sie Ihre Musik noch immer auf
Kassetten
mit sich herumschleppen. Zweitens: Gehen Sie einfach zu Ihrer Trainingsgruppe und sagen Sie folgenden schönen Satz: «Sorry, Leute, die Stunde fällt aus. Wie wär’s mit ’ner Caipirinha?» Sie glauben nicht, wie vielen Leuten Sie damit einen Gefallen tun würden: Ihrer Trainingsgruppe, Ihren «internationalen Superstars der Popmusik» und ungefähr 80 Millionen Deutschen.
Ich glaube ja, dass die Lateinamerikaner uns einfach ärgern wollen. Ich glaube, dass irgendwo in Rio, Havanna oder Buenos Aires sich regelmäßig ein paar Tänzer, Fitness-Trainer und Betos in einem Internetcafé treffen, auf die Rechner starren, lauthals vor sich hin prusten und Dinge sagen wie: «Heilige Scheiße, habt ihr bei YouTube das Video von der Frauentanzgruppe Wipperfürth gesehen, die Zumba tanzt? Der Hammer!»
Aber irgendwann werde ich zurückschlagen. Dann fliege ich nach Rio, gehe in ein Fitness-Studio, lege eine Blasmusik- CD ein und präsentiere den staunenden Brasilianern den neuesten Fitness-Trend aus Deutschland: «Humba!» Eine Mischung aus Bewegungsabläufen, die eigentlich nur wir Deutschen beherrschen. Mit Elementen aus dem Schuhplattler, Prunksitzungs-Geschunkel und Lars Riedels schönsten Diskus-Schwüngen.
Im Fortsetzungsprogramm «Humba Täterää!» müssen die Teilnehmer dann während des Tanzens auch noch Buchsbaumhecken schneiden und eine «Anlage N» ausfüllen.
Mal sehen, wer dann im Internetcafé lauter lacht.
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Der Zwetschgenhansel
Die ärmste Sau der Welt, das ist der Stofferia-Frosch. Die «Stofferia» ist ein Textilgeschäft in Köln, das leider nicht direkt in der Fußgängerzone liegt, sondern in einer Seitenstraße. Deswegen hatten die Besitzer irgendwann die Idee: «Wir stecken einen Studenten in ein möglichst erbärmliches Froschkostüm und stellen ihn auf die Einkaufsstraße. Der kann dann winken und Flyer verteilen, und dann werden alle Passanten so begeistert sein, dass sie uns die Bude stürmen!»
Das hat nur so halb geklappt. Zwar steht er jetzt da, der arme Student, Samstag für Samstag, winkt allen Passanten freundlich zu, verteilt Flyer und schaut dabei traurig aus dem großen Mund seines Froschkostüms heraus. Aber natürlich rennen trotz seines Einsatzes die Passanten an der Stofferia vorbei. Zwischen Sport Scheck und Esprit denkt man halt eher selten: «Ach, hier ist die Stofferia? Da nehm ich mir doch mal fünf Bahnen hellgrünen Vorhangstoff mit, kann man ja immer brauchen!» Die Einzigen, die den Stofferia-Frosch nicht ignorieren, sind die braun gebrannten Ed-Hardy-Honks, die ihn regelmäßig umarmen, ihren Kumpels ein Handy in die Hand drücken und schreien: «Los, Alda, fotografier misch ma mit de Frosch-Mongo!»
Es würde mich nicht wundern, wenn der Stofferia-Frosch bei einer dieser Umarmungen mal auf einen Knopf unter seinem Kostüm drückt und sich samt Ed-Hardy-Honk in die Luft sprengt. Auf die Zeitungsmeldung freue ich mich schon jetzt: «Frustrierter Frosch explodiert in der Kölner Innenstadt – Bärenmarke-Bär will nachziehen.»
Es gibt allerdings andere Promotion-Opfer, die in Sachen Erbärmlichkeit ganz nah an den Stofferia-Frosch herankommen. Eines davon traf ich kürzlich am Eingang meines Fitness-Studios: den Zwetschgenhansel.
Eigentlich steht dort immer nur eine Tafel mit Sinnsprüchen, die ich nicht verstehe, von schlauen Menschen, die ich nicht kenne. Zum Beispiel: «Glück ist das Lächeln der Sterne – Sun Yin Hong». Da stehe ich zwei Minuten davor, überlege, wer wohl Sun Yin Hong ist, warum die Sterne lächeln und inwieweit mir das bei der Fettverbrennung hilft.
Bei meinem letzten Besuch war die Tafel aber verschwunden. Stattdessen stand dort ein junger Promoter mit Pferdeschwanz und Gummihandschuhen und verteilte – Zwetschgen.
Ja, richtig, Zwetschgen! Denn was ich nicht wusste: Zwetschgen sind «die kleinen blauen Fitness-Früchtchen». Das verkündete zumindest der Flyer, der auf dem Tisch neben dem Mann lag. «Nach einem anstrengenden Workout muss der Körper seine Energiedepots schnell wieder füllen!» Und das kann, halten Sie sich fest, niemand so gut wie die Zwetschge. Außerdem «passen sie in jede Tasche und sind praktisch zu genießen»!
Jetzt mal ehrlich, liebe deutsche Obst- und Gemüselobby: Da sitzt ihr also tagelang zusammen. Ihr überlegt euch, wie man die Zwetschge aus der angedrögten Kompott- und Blechkuchen-Ecke herausholen könnte. Wie man sie
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