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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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Libanese mit Schürze und Polohemd, aus seiner Ecke heraus, schaute mich an und fragte:
    «Habibi?»
    Ich war überrascht. «Woher wissen Sie das?»
    Der Koch verstand kein Wort. «Hä?»
    «Na, woher wissen Sie, dass ich Habibi will?»
    Er schüttelte den Kopf. «Wusst ich gar nix. Wollt ich nur wissen, was du willst essen, Habibi!»
    Allmählich wurde ich unsicher. «Ja eben: Habibi!»
    Endlich verstand der Koch und lachte. «Ach, Habibi-
Teller

    Ich lachte mit. «Ja, genau. Habibi-Teller. Ich dachte nur … Also, da oben heißt es nämlich nur
Habibi

    Der Koch grinste immer noch und erklärte: «Habibi, Habibi-Teller – ist alles deselbe, kann man so sagen oder so!» Dann deutete er zu den Tischen, sagte: «Setzt du dich hin, dauert zehn Minuten, Habibi», und bediente den nächsten Kunden.
    Leicht verunsichert suchte ich mir einen blickgeschützten Platz in einer Ecke des Restaurants und holte mein Smartphone heraus. Ich wollte sofort das Wort
Habibi
googeln, kam aber nicht weit, denn schon nach wenigen Sekunden rief der Koch quer durch den Raum: «Habibi?»
    Ich sprang auf und ging zur Theke. Mein neuer arabischer Freund jedoch verdrehte nur die Augen. «Nein, nicht du, Habibi!», sagte er, als wäre es das Dümmste, was er seit langem erlebt hätte. «Ich mein de Habibi da drüben!» Er deutete auf einen Typen, der gerade ein Falafelsandwich gekauft hatte. «Kriegst du noch zwei Euro zurück, Habibi!», rief ihm der Koch zu.
    «Ah, alles klar», sagte ich kleinlaut, während der Kunde sein Geld entgegennahm. Ich setzte mich wieder hin und schwor mir: Das nächste Mal stelle ich erst Augenkontakt mit dem Koch her und stehe nur dann auf, wenn ich sicher bin, dass er mich meint. Leider ist das etwas schwierig, wenn man in einer blickgeschützten Ecke sitzt.
    Als wenige Minuten später wieder ein «Habibi?»-Ruf aus der Küche ertönte, beschloss ich also, auf Nummer sicher zu gehen und einfach sitzen zu bleiben.
    Doch es stand auch sonst niemand auf. Und so rief der Koch zum zweiten Mal: «Habibi?»
    «Bleib sitzen!», dachte ich mir. «Bleib sitzen, du machst dich sonst zum totalen Hampel-Habibi!»
    Aber schon wenige Sekunden später brüllte der Koch hörbar genervt: «Habibi-Teller?»
    Ich sprang auf und konnte mir ein «Ha, jetzt aber!» nicht verkneifen.
    Der Koch dagegen rollte, als er mich sah, wieder mit den Augen. «Ja, schon Habibi-Teller, Habibi, aber von de Habibi da drüben!» Er deutete auf einen anderen Kunden, der Kopfhörer im Ohr hatte und stumpf vor sich hin glotzte. Erst als wir ihn anschauten, wurde er aufmerksam und nahm seine Stöpsel aus dem Ohr.
    «Ach, ist das der Habibi-Teller?», fragte er.
    «Warum, meinst du, ruf ich Habibi-Teller, Habibi, wenn nicht ist Habibi-Teller?», fragte der Koch.
    «Aber echt, du … Habibi!», pflichtete ich ihm gereizt bei.
    «Wer bist du denn?», fragte der Typ verständnislos.
    «Ich bin …», setzte ich an, wusste dann aber auch keine sinnvolle Antwort und ergänzte deshalb deutlich leiser: «… da drüben in der Ecke, wenn mich jemand sucht.»
     
    Um es abzukürzen: Der nächste Habibi-Teller war für mich, es schmeckte hervorragend, und ich ging anschließend zur Kasse. Vor mir stand noch ein anderer Kunde und las die Speisekarte, bis er vom Koch begrüßt wurde: «Habibi?»
    «Nee», sagte der Neue und schüttelte den Kopf. «Ich hätt gern den Falafel-Teller.»
    «Ts», prustete ich. «Anfänger!»

[zur Inhaltsübersicht]
    Souvenir, Souvenir!
    Ich bin kein Sammler. Noch nie gewesen. Menschen, die sich Jahresteller, Happy Hippos oder «alles, was irgendwie mit Elefanten zu tun hat», in die Wohnung stellen, machen mir tendenziell ein bisschen Angst. Auch mit Urlaubssouvenirs tue ich mich schwer. Warum soll ich Sachen aus Ländern, die mir gefallen haben, auf meinen Möbeln platzieren? Damit ich immer wieder draufschaue und mir denke: «Ach ja,
da
war’s schön. Aber jetzt bin ich wieder in Deutschland – na bravo!»? Das kann doch nicht der Sinn sein.
     
    Deshalb bin ich immer wieder erstaunt, was Menschen nach einer Urlaubsreise ins Handgepäckfach stopfen. Musikinstrumente, handgeschnitzte Kommoden, Einbaum-Kanus – offensichtlich sind viele trotz Globalisierung noch immer überzeugt, dass man gewisse Dinge nirgends so günstig und in so guter Qualität bekommt wie von dem schief grinsenden Straßenverkäufer in Lumbu Bumbu. Oder haben sie vielleicht Angst, dass sie irgendwann im Wohnzimmer sitzen und sich denken: «Mensch …

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