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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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jetzt durch diese Tür, oder wir reden noch mal über die Sache mit dem abgetretenen Außenspiegel.»
    «Ich dachte, das ist dir egal?»
    «Hab’s mir grade anders überlegt.»
    «Biste jetzt beleidigt?», fragte ich. «Nur weil ich dich ein bisschen kritisiert habe?»
    Gott verdrehte die Augen. Wir schwiegen uns eine Weile an.
    Dann fragte er: «Also, was jetzt? Wolke?»
    Ich nickte. «Schon gut. Wollte dir nicht die Laune verderben. War alles in allem schon ganz okay da unten.»
    «Na, da bin ich aber froh», sagte Gott und drückte mir eine Picknickdecke in die Hand.
    «Wofür ist die?», fragte ich.
    Gott deutete auf die Beschichtung an der Unterseite der Decke. «Kann auf die Dauer ein bisschen klamm werden auf so ’ner Wolke.»
    «Ah», sagte ich. «Sehr umsichtig von dir.»
    «Na ja, irgendwas kann halt jeder», sagte Gott. Der sarkastische Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Ich lächelte und ging in Richtung Ausgang. Doch kurz vor der Tür blieb ich stehen. Ich drehte mich wie Columbo auf dem Absatz herum, hob den Zeigefinger und sagte: «Pollen!»
    «Bitte was?», fragte Gott.
    «Sorry, aber da muss ich jetzt noch mal nachhaken», sagte ich. «Warum hast du die Pollen erschaffen? Weißt du, wie blöd das ist, wenn man morgens aufwacht, die Sonne sieht, sich freut, dann das Fenster aufreißt und sofort niest, prustet und rote Augen kriegt, als hätte einem der durchgeknallte Spee-Fuchs seine Mega-Perls direkt in die Augen gerieben? Ich mein: Ist mir schon klar, dass Bäume sich irgendwie vermehren müssen, aber gab’s da nicht irgend ’ne bessere Methode als ausgerechnet …»
     
    Da bin ich wieder aufgewacht. Jetzt weiß ich nicht, ob ich das alles wirklich nur geträumt habe oder ob Gott einfach keine Lust mehr auf mich hatte. Ist aber auch nicht schlimm. Spätestens, wenn ich irgendwann mal tot umfalle, weiß ich ja, was los ist. Und wenn ich bei bester Gesundheit meinen 300 . Geburtstag feiere, auch.

[zur Inhaltsübersicht]
    Erste Klasse
    Haben Sie’s gemerkt? Bis jetzt kein einziger Bahn-Witz in diesem Buch! Und warum? Weil ich
gerne
Bahn fahre.
    Glauben Sie mir, ich würde auch viel lieber die Bahn hassen, wie alle anderen. Dann hat man wenigstens immer ein Thema, über das man sich aufregen und lustige Texte schreiben kann. Zwei Drittel der deutschen Humorliteratur bestehen schließlich aus Witzen über unfreundliche Schaffner, lustige Durchsagen in schlechtem Englisch und verspätete Züge. Die Bahn, das ist so eine Art automatischer Futterspender für Humoristen, man muss einfach kurz mit der Nase dranstupsen, schon purzeln die Anekdoten nur so raus. Ein Autor dagegen, der die Bahn mag, wo gibt es denn so was? Das ist doch wie ein Grünen-Abgeordneter mit privatem Atomkraftwerk im Vorgarten.
    Und trotzdem: Ich bringe es nicht fertig, die Bahn zu hassen. Natürlich kann man ein bisschen den Kopf schütteln, wenn mal wieder irgendwo zwischen Celle und Uelzen ein achtjähriges Kind ohne Ticket von einem miesgelaunten Zugbegleiter aus dem Fenster geflitscht wird. Das ist nicht schön, das gebe ich zu, fliegende Kinder gefährden schließlich die Wanderer neben dem Bahndamm.
    Aber wer jemals an einem Freitagnachmittag mit seinem Auto auf der A 3 zwischen Würzburg und Erlangen stand, in zwei Stunden keine fünf Zentimeter vorankam und dem Löwenzahn beim Durch-die-Straßendecke-Brechen zusah, der muss doch
dankbar
sein, dass es so etwas wie die Bahn überhaupt gibt! Was für ein wunderbarer Gedanke, dass da ein Transportmittel ist, welches einen von A nach B bringt, ohne dass man unterwegs von Gelben Engeln mit Decken und Pfefferminztee versorgt werden muss! Einen eigenen Dankbarkeitsaltar möchte man nach so einem Erlebnis in der Wohnung aufbauen, mit ICE -Ikonen und Auszügen aus dem Heiligen Kursbuch, damit man jeden Morgen davor beten kann: «Gegrüßet seist du, Bahnchef Rüdiger Grube voll der Gnade, du bist gebenedeit unter den Bahnchefs.»
     
    Nein, ich kann mich nicht aufregen über die Deutsche Bahn. Worüber ich mich hingegen phantastisch aufregen kann, sind andere Bahnkunden, die mit mir im Zug sitzen und jede 5 -Minuten-Verspätung mit einem schnippischen «Das ist mal wieder soooo typisch Deutsche Bahn!» quittieren. Ein zusammengerolltes DB
-Mobil
-Magazin möchte ich denen über den Kopf ziehen und sagen: «So, jetzt haste was zum Beschweren, elende Nöl-Nulpe! Reiß dich zusammen und bete mit: Gegrüßet seist du, Bahnchef Rüdiger Grube …»
     
    Weil ich so

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