Meuterei auf hoher See
vollständig«, entgegnete Professor Clark. »Aber der Rest funktioniert einigermaßen.«
»Das Funkgerät…«, murmelte Jason. »Das ist schlecht.« Langsam wanderte er an der Konsole entlang und warf einen Blick auf alle Anzeigen. Plötzlich stutzte er. »Unsere Position«, sagte er und tippte auf den Navigationsbildschirm. »Entweder die Anzeige ist kaputt oder wir sind meilenweit vom Kurs abgekommen.« Er sah auf den Kompass. »Und wir fahren auch in eine völlig falsche Richtung.« Verdutzt wandte er sich an Mr Evans. »Was hat das zu bedeuten?«
Evans antwortete nicht. Stattdessen sagte Professor Clark, ohne ihn anzusehen: »Die Richtung stimmt, Käpt’n.«
»Was soll das heißen? Hat der Sturm den Navigationscomputer so durcheinandergebracht?«
»Nein, er funktioniert einwandfrei.«
»Dann sind wir auf dem falschen Kurs!« Kapitän Jason wurde langsam wütend.
Bob hatte plötzlich ein mulmiges Gefühl.
»Ändern Sie den Kurs, Evans!«
Noch immer sagte Mr Evans kein Wort. »Er wird den Kurs nicht ändern, Käpt’n«, sagte Professor Clark ganz ruhig. Auch er blickte unverwandt nach vorn.
Kapitän Jason runzelte die Stirn, doch dann wurde es ihm offenbar zu bunt. »Dann ändere ich den Kurs eben selbst!« Er griff nach dem Steuerrad.
Der Professor drehte sich um. In seiner Hand hielt er einen Revolver. »Das werden Sie nicht tun, Käpt’n.«
Meuterei!
Kapitän Jason und Bob wichen erschrocken zurück. »Was soll das, Professor Clark?«, fragte Jason irritiert. In seiner Stimme lag eine unsichere Empörung.
»Ich möchte Sie nicht verletzen, Käpt’n«, beteuerte der Professor. »Ich möchte Sie nur davon abhalten, den Kurs zu ändern.«
Nun wurde der Kapitän ernsthaft wütend. »Das ist ein schlechter Scherz, Professor! Das Schiff ist zum Teil schwer beschädigt! Wir werden lange brauchen, bis es wieder flott ist. Lassen Sie also den Unsinn.«
»Das ist kein Unsinn.«
Kapitän Jason griff wieder nach dem Steuerrad. In diesem Moment hielt Professor Clark ihm die Pistole an die Brust. »Ich meine es durchaus ernst, Käpt’n Jason. Sehr ernst.«
»Was haben Sie vor?«, fragte der Kapitän, der schlagartig kalkweiß geworden war.
»Das werden Sie früh genug erfahren.«
Jemand kam die Treppe herauf. Justus sah sich verschlafen auf der Brücke um. »Guten –« Er entdeckte die Waffe in der Hand des Professors. »– Morgen. Was ist denn hier los?«
»Gut, dass du kommst, Justus. Ich kann Zeugen gebrauchen. Professor Clark versucht gerade zu meutern.«
»Irrtum, Käpt’n. Ich habe das Kommando bereits übernommen. Ihnen wird nichts geschehen. Sie können sich weiterhin frei auf dem Schiff bewegen. Nur die Brücke ist ab heute für Sie tabu.«
»Evans!«, rief Kapitän Jason. »Stecken Sie etwa mit diesem Mann unter einer Decke?« Mr Evans antwortete nicht. »Serra!« Auch Enrique blieb still und vermied jeglichen Blickkontakt.
»Geben Sie sich keine Mühe, Kapitän. Die beiden sind auf meiner Seite. Würden Sie nun bitte alle die Brücke verlassen?«
Der Kapitän, Justus und Bob rührten sich nicht. Erst als Clarks Blick sich verfinsterte und er erneut die Waffe hob, traten zuerst Bob, dann Justus und schließlich Kapitän Jason den Rückzug an.
Als sie das Ende der Treppe erreichten, wurden sie von Peter, Carol und Dr. Helprin erwartet, die inzwischen aufgewacht waren und mitbekommen hatten, dass etwas geschehen war. »Was ist los?«, fragte Carol aufgeregt.
»Kommen Sie mit!«, brummte Kapitän Jason. »Alle! Sofort!«
Erst als sie draußen an Deck waren und sich zum hinteren Teil des Schiffes zurückgezogen hatten, berichteten Bob und der Kapitän abwechselnd, was sich ereignet hatte.
»Er meint es wirklich ernst!«, stellte Carol fest. »Das gibt’s ja nicht! Der Typ kam mir schon die ganze Zeit komisch vor. Was plant er nur?«
Dr. Helprin ballte die Faust und schlug damit gegen die Metallwand des Heckaufbaus. »Ich wusste es! Clark ist kein echter Professor. Er hat wahrscheinlich nicht die leiseste Ahnung von hydrothermalen Quellen. Aber wie, zum Teufel, ist er an Bord der ›Wavedancer‹ gekommen? Warum hat ›Ocean Obs‹ ihn mir zugeteilt?«
Kapitän Jason wandte sich an die drei ???. »Was sagt ihr dazu?«
»Was sollen die Jungs schon dazu sagen, Käpt’n«, entgegnete Dr. Helprin, bevor einer von ihnen etwas erwidern konnte. »Die wissen von der ganzen Mission doch am allerwenigsten.«
»Unterschätzen Sie sie nicht, Doktor. Die drei wissen manchmal mehr als alle
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