Meuterei auf hoher See
anderen. Zumindest nach meinen Erfahrungen.«
»In diesem Fall leider nicht, Sir«, sagte Justus schnell, bevor Bob und Peter etwas von den Ereignissen der vorletzten Nacht erzählen konnten. »Wir sind genauso überrascht wie Sie.«
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Peter.
»Professor Clark hat zwar eine Waffe, aber er scheint davon wirklich nur im äußersten Notfall Gebrauch machen zu wollen«, stellte Justus fest. »Außerdem lässt er uns frei auf dem Schiff herumlaufen. Wir sollten versuchen herauszufinden, was er vorhat.«
»Können wir nicht irgendwie versuchen das Schiff wieder in unsere Gewalt zu bringen? Verzeihung, Käpt’n, ich meine natürlich, in Ihre Gewalt. Das erscheint mir wichtiger«, warf Bob ein. »Gibt es die Möglichkeit, die ›Wavedancer‹ von einem anderen Ort aus zu steuern?«
Der Kapitän nickte. »Die gibt es. Im Maschinenraum.« Er wandte sich zur Tür, die unter Deck führte. Die anderen wollten ihm folgen.
»Entschuldigung, Sir«, hielt Justus ihn zurück. »Aber nur zwei von uns sollten in den Maschinenraum gehen. Professor Clark und seine Leute können uns von der Brücke aus sehen. Sie würden sofort Verdacht schöpfen. Ich schlage vor, dass Peter Sie begleitet.«
Der Kapitän warf einen schnellen Blick zum Brückenhaus. »Du hast recht, Justus. Komm mit, Peter, ihr anderen bleibt hier!«
Sie stiegen die Treppe hinunter und gingen den Gang entlang, an den Kabinen vorbei, bis sie die schwere Stahltür zum Maschinenraum erreichten. Ein riesiges Vorhängeschloss sicherte den Riegel. »Verdammt!«, stieß Kapitän Jason hervor. »Dieses Schloss gehört eigentlich nicht hierher.«
»Das hat Justus wahrscheinlich geahnt«, bemerkte Peter. »Deshalb sollte ich auch mitkommen.«
»So? Warum?«
»Weil ich ein Experte bin, wenn es darum geht, Schlösser zu knacken«, verkündete Peter stolz. Doch plötzlich erstarb sein Grinsen. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich wusste es die ganze Zeit!«
»Was?«
»Dass ich etwas vergessen habe. Aber als meine Mutter mich fragte, ob ich auch wirklich alles eingepackt habe, habe ich an alles Mögliche gedacht – nur nicht an mein Dietrichetui. Aber wer denkt auch schon daran, dass man so etwas auf einem Schiff braucht.«
»Dietrichetui, soso«, lächelte der Kapitän. »Ihr greift ja zu harten Waffen. Aber wenn ich mir dieses Vorhängeschloss ansehe, denke ich, dass ein Bolzenschneider reichen dürfte.«
»Klar!«, rief Peter. »Ich hoffe, es gibt auf dem Schiff einen?«
»Aber natürlich. Vorn in der Back. Dort bewahren wir unser Werkzeug auf.«
Peter machte sich auf den Weg. Er lief die Treppe hoch und an den anderen vorbei. Dann drückte er sich dicht an der Wand des Brückenhauses entlang zum Bug des Schiffes, um von der Brücke aus nicht gesehen zu werden. Doch als er die Back erreichte und die Tür aufstieß, erlebte er eine Enttäuschung: Dort, wo er in der letzten Nacht die Ketten zur Befestigung des U-Bootes geholt und eine große Menge an Werkzeug gesehen hatte, war nichts mehr. Die kleine Kammer war leer. Niedergeschlagen kehrte er zu den anderen zurück und rief nach Kapitän Jason, der vor dem Maschinenraum gewartet hatte. »Sie haben alles rausgeräumt.«
»Das gibt es doch nicht!«, rief Dr. Helprin aufgebracht. »Sie müssen etwas tun, Käpt’n! Ich habe monatelang auf diese Chance gewartet und werde mir die Expedition nicht von diesem Vollidioten Clark versauen lassen. Holen Sie Hilfe! Schicken Sie einen Funkspruch ab!«
»Die gesamte Funkanlage ist zerstört«, erinnerte ihn der Kapitän.
»Ich glaube inzwischen, dass das kein Zufall war«, sagte Justus. »Ich bin fast sicher, dass Evans das Funkgerät absichtlich zerstört hat, um zu verhindern, dass wir Hilfe holen können. Vermutlich hatte er das ohnehin vorgehabt. Der Sturm letzte Nacht gab ihm nur die Gelegenheit es besser zu vertuschen.«
»Da könntest du allerdings recht haben, Justus«, stimmte Carol ihm zu. »Aber gibt es denn kein Notfunkgerät?«
Kapitän Jason schüttelte den Kopf. »Nicht bei einem Schiff dieser Größe. Aber normalerweise wird in regelmäßigen Abständen ein Funkspruch an ›Ocean Obs‹ gesendet. Das kann jetzt nicht mehr geschehen. ›Ocean Obs‹ dürfte bereits aufmerksam geworden sein und versuchen, Kontakt zu uns aufzunehmen. Die Vorschriften besagen, dass nach einem Schiff, das sich vierundzwanzig Stunden lang nicht meldet, gesucht werden muss.«
»Gesucht? Aber wie denn? Wir sind ja nicht mehr
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