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Meuterei auf hoher See

Titel: Meuterei auf hoher See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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traute seinen Augen nicht. »Was ist das?«
    »Die Kalmare«, hauchte der Professor ergriffen. »Das wollte ich gerade sagen. Einige Arten haben Leuchtorgane, ähnlich denen der Glühwürmchen. Nur sehr viel größer und zahlreicher.« Als wäre das ein Stichwort gewesen, erschienen nun auch dunkelrote Punkte. Sie tanzten mit der Bewegung der Kalmare umher. Es sah tatsächlich aus wie ein riesiger Schwarm bunter Glühwürmchen. Carol hielt alles auf Film fest. Immer mehr Punkte glühten auf, bis sich langsam die Form der Tintenfische herausschälte. Ihre Haut begann dunkel zu leuchten.
    »Sie sind so riesig!« Justus konnte es immer noch nicht fassen. »Die Arme sind länger als zwanzig Meter! Darauf verwette ich meinen Kopf.« Nun leuchteten auch die riesigen Augen der Kalmare, die seitlich des länglichen Kopfes lagen.
    »Die Augen von Architeuthis sind die größten im gesamten Tierreich«, erklärte Professor Clark, während er gebannt auf das sich immer weiter ausbreitende Lichtermeer vor ihnen starrte. »In den Mägen von Pottwalen hat man Kalmaraugen von vierzig Zentimeter Durchmesser gefunden.«
    Doch das waren nur Zahlen, die dem Vergleich mit der Wirklichkeit nicht standhalten konnten. Justus beobachtete die gigantischen Riesen der Tiefsee. Sie umkreisten einander. Mal legten sie alle zehn Arme dicht zusammen und glitten wie lange Torpedos von der ›Deep Quest‹ weg. Dann breiteten sie die Tentakel wieder aus und erleuchteten die ewige Nacht, die hier unten herrschte. Sie betasteten einander vorsichtig, bildeten mit ihren Fangarmen bunt glühende Spiralen und rückten näher zusammen.
    »Was tun sie?«, flüsterte Carol.
    »Ich weiß es nicht. Das hat noch niemand zuvor beobachtet. Aber für mich sieht es aus wie ein Tanz. Ein Hochzeitstanz. Filmen Sie das, Miss Ford! Filmen Sie es! Das ist eine unglaubliche Entdeckung!«
    »Der Kamera entgeht keine Sekunde«, versicherte Carol.
    Der Tanz der Riesenkalmare dauerte lange. Justus vergaß die Kälte. Er vergaß sogar, wo er sich befand und dass die Luft im U-Boot immer knapper wurde. Gebannt sah er dem glühenden Schauspiel zu. Die Tiere änderten immer wieder ihre Farbe. Manchmal blitzten die Leuchtorgane an ihren Tentakelenden hell auf, dann liefen schimmernde Wellen über ihre Körper. Es war das Wundervollste, was er je gesehen hatte.
    Und vielleicht das Letzte, was er je sehen würde.
Wunder
    Als der Schuss fiel, schrie Peter auf. Bob ist tot!, schoss es ihm durch den Kopf. Doch dann sah er, dass Evans gar nicht abgedrückt hatte. Die Waffe war ihm aus der Hand gefallen.
    Kapitän Jason stürzte sich auf ihn. Aber noch bevor er ihn erreichte, entwand Bob sich seinem Griff und stieß Mr Evans den Ellbogen in den Bauch. Dann warfen sich beide auf ihn. Evans setzte sich nur kurz zur Wehr, bevor er erkannte, dass er keine Chance hatte, und sich ergab.
    »Ha! Guter Schuss, was?«, rief Enrique. Er stand auf der Brücke, hatte ein Fenster geöffnet und blies wie ein Westernheld über die Mündung eines Revolvers. Damit hatte er Evans die Waffe aus der Hand geschossen. »Ich war schon immer gut im Zielschießen! War nicht umsonst mal Schützenkönig! Zum Glück hat Professor Clark seine Waffe auf der Brücke gelassen.«
    »Großartig, Enrique!«, rief Peter, dann rannte er auf den am Boden liegenden Mr Evans zu. »Ich hätte nicht wenig Lust, Sie auch mal ins Meer zu schubsen«, sagte er grimmig. »Mal sehen, ob Sie so gut schwimmen können wie ich.«
    »Passt auf den Kerl auf, Jungs«, sagte Kapitän Jason. »Ich werde jetzt mit seinem Funkgerät Hilfe holen!«
    »Keine Angst, Käpt’n. Der entkommt uns nicht«, versicherte Bob. Mit Dr. Helprins Hilfe fesselten sie Mr Evans, der sie schweigend anstarrte.
    Nachdem Kapitän Jason Kontakt zu ›Ocean Obs‹ aufgenommen hatte, liefen er, Bob und Peter die Treppe zur Brücke hinauf. Peter war als Erster bei der Sprechanlage. Die Besatzung des U-Bootes hatte ihr Gerät inzwischen wieder eingeschaltet. »›Wavedancer‹ an ›Deep Quest‹, wir haben gute Nachrichten. Es ist sozusagen ein Wunder geschehen!«
    »Hier auch«, drang Justus’ Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Was meinst du damit? Schafft ihr es allein nach oben?«
    »Das nicht. Ein Wunder der ganz anderen Art.«
    »Erzähl es mir später! Wir haben ›Ocean Obs‹ erreicht! Die wiederum haben mit irgendwelchen wichtigen Leuten in Costa Rica gesprochen. In drei Stunden wird ein Hubschrauber hier sein, der ein langes Nylonkabel mitbringt, mit dem wir

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