Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
sich aus mir.
Ich konnte ihm nicht
in die Augen sehen, seinen Blick nicht erwidern, also starrte ich mit halb
geschossenen Lidern auf seine Brust.
Was ich mit ihm hier
gefühlt hatte, hätte ich nicht fühlen dürfen. Es war Verrat! Ein Verrat an den
Mann den ich liebte, meinen Seelengefährten.
Yunus strich über
meine Schläfe und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Schäme dich nicht
dafür, was du fühlst. Du gibst so viel mehr als du nimmst!" Er zwang mich
dazu ihn anzusehen. "Bitte Mia! Bereue nicht, dass du einem Mann gezeigt
hast, was Leben ist!"
Ich hätte ihm sagen
können, dass ich es schon im Vorfeld bereut hatte. Doch ich erwiderte nichts.
Meine Gefühle und Gedanken waren zu widersprüchlich, als dass ich auch nur ein
vernünftiges Wort zustande gebracht hätte.
Er half mir auf die
Beine, die mich dann mechanisch in das Badezimmer trugen.
Mir war nach weinen,
doch keine einzige Träne lief über mein Gesicht. Starr blickte ich in den
Spiegel, in dem ich nicht mein Selbst sah, sondern eine Hülle, ausgebrannt und
leer.
Ich wusste, dass es
nichts bringen würde, seinen Duft von mir zu waschen. Es wäre nur eine
Verleugnung dessen, was ich getan hatte. Eine Lüge, die ich nicht begehen
wollte. Nicht einmal, wenn ich vorgehabt hätte, die Wahrheit zu verheimlichen.
Ich wusch Gesicht
und Hände und zog sein Leinenhemd an, das mir bis über die Oberschenkel
reichte.
Yunus stand nur mit
seiner Jean bekleidet am Kamin und blickte in das Feuer. Seine Hände steckten
in den Taschen und seine Schultern hingen leicht nach unten. Mit dieser Haltung
wirkte er nicht wie ein ehemaliger König, nicht wie ein jahrtausendealter
Vampir, nicht wie ein Mann, der gerade die Menschheit vor einer schrecklichen
Tyrannei verschont hatte.
Er wirkte einfach müde
und erschöpft, ja sogar etwas hilflos.
Ohne darüber
nachzudenken flüsterte ich: "Ich hätte es auch ohne dein Versprechen
getan."
Sein Kopf hob sich
leicht. "Warum?"
"Weil du mich
darum gebeten hast, und deine Bitte von Herzen kam."
Es schien eine
Ewigkeit, bis er sich umdrehte und meinen Blick suchte. "Auch ich hätte
mein Versprechen erfüllt, wenn du meine Bitte abgelehnt hättest.", flüsterte
er.
Ich war etwas
verwundert. "Warum?"
"Weil du mir
dein Herz gezeigt hast."
Ich wusste, dass er
die Wahrheit sprach, konnte ich doch seine Gefühle spüren, ohne ihn zu
berühren. Es war sein Blut, das in mir war, durch meine Adern floss und durch
mein Herz pumpte.
Er kam näher, so
nahe, dass uns nur mehr eine Armlänge voneinander trennte.
"Ich weiß, wie
viel es dich gekostet hat, dieses Opfer zu bringen, doch ich bitte dich, meine
Bitte zu verstehen." Sein flehender Blick untermalte seine Worte. "Und
ich danke dir aus ganzem Herzen !"
Er nahm meine Hand,
betrachtete sie, strich über meine Haut und schließlich über Luciens Mal, das
augenblicklich zu Kribbeln begann.
"Wir haben
nicht mehr viel Zeit! Sobald mein Blut mit Luciens Blut in deinem Körper
zusammentrifft, beginnt sich das Band zu erneuern." Seine Worte klangen
unheilvoll, doch bevor ich nachfragen konnte, fuhr er fort: "Auch wenn es
grausam anmutet, nach alldem was geschehen ist, bei alldem was vor dir liegt,
möchte ich dir eine Frage beantworten, die du dir vor langer Zeit stelltest und
die bis heute, als Zweifel in dir wohnt.
Du fragtest dich
einst, ob diese "Seelengefährtenscheiße" -wie du es nanntest -, der
Grund dafür ist, dass du ihn liebst. Ob sie der Grund ist, weshalb er dich
begehrt. Ob ihr dadurch gezwungen seid, euch immer nahe zu sein."
Seine Worte erschreckten mich, denn ich fürchtete die Antwort. "Nein, Mia.
Manche haben die Fähigkeit, Gefühle zu rauben, doch niemand hat die Macht,
wahre Gefühle zu schenken. Und Lucien, er liebt dich von ganzem Herzen, von
ganzer Seele und mit allem was ihm zur Verfügung steht."
Seine Worte, nur als
Stich in mein Herz zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts, denn
sie schienen mir mein Herz aus der Brust zu reißen, doch ich hatte keine Zeit,
um darüber nachzudenken, denn plötzlich verzog sich Yunus Gesicht vor Schmerz,
sein Körper begann zu zittern, seine Hände drückten gegen seine Brust, bevor er
auf die Knie sackte, und ein qualvolles Stöhnen ausstieß.
"Vergiss nie:
Die Liebe ist es, die dich hoffen lässt. Die Liebe ist es, die dich leben
lässt!", krächzte er. "Vergiss nie, wie es ist Gefühle zu haben, denn
sonst wird die Dunkelheit dich erreichen!"
Ich spürte Schmerz,
unglaublichen Schmerz, der
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