Mia und der griechische Milliardär
hingegeben, und nicht ich, sondern du hast damit offensichtlich Probleme!“ Mit einer heftigen Bewegung raffte sie das Laken um sich, glitt vom Bett und stolzierte mit erhobenem Kopf wie eine Diva in Abendrobe quer durchs Zimmer ins Bad.
„Mia …“
„Nein, kein Wort mehr!“, rief sie, ohne sich umzudrehen. „Geh einfach! Ich hasse dich, Nikos Theakis!“ Dann knallte die Tür hinter ihr zu. Zwei lange Sekunden blieb sie aufrecht stehen, dann presste sie die Hand vor den Mund, um die wilden Schluchzer zu ersticken, und sank in einer weißen Leinenwolke kraftlos zu Boden. Mit geschärftem Gehör lauschte sie nach nebenan und wagte kaum, Luft zu holen, aber alles blieb ruhig.
Erst als sie das Startgeräusch des Helikopters hörte, sackte Mia völlig in sich zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Geh und lerne, dich selbst zu respektieren“, hatte Oscar ihr mit auf den Weg gegeben. Nun, der formidable Ratschlag ihres Vaters war inzwischen Schall und Rauch, da sie sich ihrem Boss, der ihr auf diesem Weg zur Seite stehen sollte, quasi an den Hals geworfen hatte! Und damit hatte sie sich auf das Niveau der Person begeben, der sie nie hatte ähnlich werden wollen – ihrer leiblichen Mutter.
Kurz nachdem Mia wieder in ihr Londoner Apartment zurückgebracht worden war, rief Sophie sie an.
„Hast du heute schon einen Blick in die Zeitungen geworfen? Da scheint jemand, den ich kenne, einen interessanten Abend verbracht zu haben“, neckte ihre Halbschwester sie. „Musstest du dich im D’Lassio-Pool abkühlen, weil du so scharf warst?“
Mia schloss die Augen und ließ sich auf das nächststehende Sitzmöbel fallen. So viel zu Santinos Versicherung, ihr unfreiwilliges Bad im Pool aus der Presse zu halten!
„Definiere scharf“, sagte sie heiser und spürte, wie sie rot wurde.
„Na ja, das Foto des großen Womanizers Nikos Theakis, klatschnass und völlig derangiert, nachdem er dich aus dem Wasser gezogen hat, legt den Verdacht schon nahe, oder? Zumal du in seinen Armen so unglaublich niedlich und hilflos wirkst …“
Niedlich, hilflos! Das hörte sich eher nach einem tollpatschigen Welpen an!
„Was ist passiert, Mia?“
„Ich … ich bin ausgerutscht und in den Pool gefallen“, erklärte Mia stoisch. „Gibt es noch etwas in der Zeitung, wovon ich wissen sollte?“
„Nur dieses unglaubliche Bild von dir in dem heißesten Kleid, das mir je unter die Augen gekommen ist. Hat Nina es dir geliehen?“
„Si.“
„Sie hat einen fabelhaften Geschmack!“ Sophie lachte. „Und du hast es tatsächlich geschafft, dich von einer märchenhaften Eisprinzessin zum pudelnassen Aschenbrödel und gleich darauf in einen männermordenden Vamp zu verwandeln! Und all das an einem einzigen Abend! Ich wollte, ich könnte auch so einen sexy Fummel tragen!“
„Das könntest du mühelos, wenn du deine wundervolle Figur nicht immer unter unzähligen Lagen Stoff verstecken würdest.“
„Komm schon, Mia! Mit meinen knapp ein Meter siebzig zu deinem Model-Gardemaß!“ Trotz des heftigen Widerspruchs klang Sophies Stimme geschmeichelt. „Aber jetzt mal abgesehen von dem unfreiwilligen Bad … hast du den Abend denn genossen?“
Nicht zum ersten Mal fiel Mia auf, dass Sophie grundsätzlich versuchte, das Thema zu wechseln, sobald die Sprache auf sie selbst kam. Gleichzeitig spürte sie, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, weil sie es immer noch nicht fertigbrachte, über den weiteren, desaströsen Verlauf des Abends nachzudenken.
„Der Rest war … okay.“
„Du scheinst wenig beeindruckt zu sein“, stellte Sophie fest. „Nicht einmal von dem Diamantarmband für eine halbe Million, das Nikos bei der Charity-Auktion ersteigert hat?“
Mia schüttelte unwillkürlich den Kopf. Hatte er das tatsächlich getan? Er musste sein Gebot abgegeben haben, kurz bevor sie die Party verließen. „Vielleicht ist es ja das Abschiedsgeschenk für einen seiner One-Night-Stands.“
„Höre ich da etwa einen bitteren Unterton?“
Bitterkeit! Perfekt! Das war genau das Gefühl, mit dem sie ihre albernen Kleinmädchenschwärmereien und Träume ersetzen würde. Darunter mussten alle anderen Emotionen zwangsläufig ersticken.
Allein ihr Stolz half Mia, am Montagmorgen pünktlich an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Doch statt wie sonst freundlich von den anderen Angestellten im Bürogebäude begrüßt zu werden, stieß sie jetzt auf Reserviertheit und versteckte Blicke. Erst da erinnerte sich Mia wieder an den fatalen
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