Mia und der griechische Milliardär
schuldest, Nikos“, unterbrach Oscar ihn gelassen, „sondern fordere hiermit die Schulden ein.“
Damit hatte er ihn. Dennoch war Nikos es sich schuldig, einen letzten Versuch zu starten. „Oscar …“
„Willst du mir diesen einen Gefallen etwa verweigern?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Gut, dann ist ja alles geregelt.“ Oscars Stimme klang wieder warm und zugewandt, doch Nikos ließ sich nicht täuschen und blieb auf der Hut. „Und da ich weiß, wie viel Wert du auf deine persönliche Freiheit legst, verlange ich auch gar nicht, dass Mia gleich bei dir einzieht“, fuhr Oscar im Plauderton fort. „Sie kann das Personalapartment nutzen, das zu deinem Londoner Penthouse gehört.“
Hatte er es nicht gewusst? Da war der Haken!
„Du willst also nicht nur, dass sie für mich arbeitet?“, fragte Nikos gefährlich ruhig, „ich soll auch noch ganz nebenbei ihren Babysitter spielen, nicht wahr?“
„Sie wird morgen bei dir sein. Sei nett zu ihr.“
Damit war das Gespräch beendet.
Sei nett zu ihr! Gereizt knallte Nikos das unschuldige Handy auf die Schreibtischplatte und stieß einen lästerlichen Fluch aus. Dann ließ er sich auf der Ecke der polierten Mahagoniplatte nieder und starrte brütend vor sich hin.
Wegen einer moralischen Verpflichtung seinem Gönner gegenüber hatte er gerade gegen seine eigenen, eisernen Gesetze verstoßen, sich von nichts und niemand auf der ganzen Welt zu etwas zwingen zu lassen! Wütend auf sich selbst und die Umstände, die ihm ein Verhalten abverlangten, das ihm absolut gegen den Strich ging, hieb Nikos mit der Faust auf die antike Schreibtischplatte ein – genau in dem Moment, als Fiona nach kurzem Anklopfen ihren Blondschopf durch den Türspalt schob.
„Tut mir leid, Sie stören zu müssen“, murmelte sie unsicher, angesichts der finsteren Miene ihres Chefs. „Aber unten an der Rezeption steht eine Miss Balfour, die nach Ihnen gefragt hat und die Sie unbedingt sehen will.“ Fiona bemühte sich um ein möglichst ausdrucksloses Lächeln. „Sie sagte irgendetwas von einem zweiten Satz Schlüssel zu Ihrem Penthouse?“
Nikos erstarrte. Zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben spürte er heiße Röte auf seinen Wangen und drohte, seine vielgerühmte Coolness zu verlieren. Hatte Fiona tatsächlich gerade gesagt, dass Oscars unzulängliches Kuckucksei einfach so in sein Leben – sprich, sein Büro – geplatzt war und Ungeheuerlichkeiten von sich gab, die sie in eine intime Nähe zueinander rückte, die unter Garantie Anlass zu wilden Spekulationen im Kreis seiner Mitarbeiter geben würde?
Dabei war sie ihm erst für morgen angekündigt worden! Er kannte sie doch überhaupt nicht! Die neue Miss Balfour schien nicht nur sträflich naiv, sondern auch brandgefährlich zu sein!
Gereizt stieß sich Nikos von der Schreibtischkante ab. Von wegen, sei nett zu ihr! Mit energischen Schritten strebte er an seiner verstörten Sekretärin vorbei und fuhr mit dem Lift hinunter ins Erdgeschoss. Je eher er die Fronten klärte und sich aus dem Gefahrenbereich zurückzog, desto besser für alle.
Mia stand wie ein Häufchen Unglück am Empfangstresen und haderte mit sich, weil das, was sie so sorgfältig vorformuliert hatte, in der Aufregung ganz anders herausgekommen war als beabsichtigt.
Als sich einer der Fahrstühle öffnete, und ein dunkelhaariger, hochgewachsener Mann heraustrat, der ihr vage bekannt vorkam, hielt sie unwillkürlich den Atem an. Sekundenlang war ihr Kopf völlig leer, dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schock. Dieser kraftvolle Körper im eleganten Businessanzug, das gebräunte arrogante Gesicht …
Kein Zweifel, das war der Kerl, der sie auf der privaten Zufahrt zu Balfour Manor mit seinem Sportflitzer fast über den Haufen gefahren hatte! Schon wie er auf sie zukam … als wäre er auf dem Kriegspfad! Dabei kannte sie den Mann gar nicht.
Mia konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, einfach davonzulaufen wie ein ängstliches Kaninchen.
„Oh, Dio !“, stieß sie stattdessen entnervt hervor. „ Sie sind das!“
Ihr spontaner Ausruf spiegelte so exakt seine Gefühle wider, dass Nikos unwillkürlich grimmig auflachte. Offenbar stand er unter dem gleichen Schock, der sich in ihrem entsetzten Mienenspiel abzeichnete, nur verfügte er über mehr Selbstkontrolle.
Bis auf die Tatsache, dass er unfähig schien, den Blick von der üppigen Fülle ihrer nachtschwarzen Locken abzuwenden. Zum weißen T-Shirt trug sie einen schlichten kurzen Rock und
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