Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Gedanke an Lucien und die bittere Erkenntnis, dass ich alleine war.
27
Ein ohrenbetäubendes
Krachen – wie Metall, das mit einem Vorschlaghammer bearbeitet wurde -, holte
mich aus meiner Benommenheit. Mühsam öffnete ich die Augen und sah, wie die
schwere Stahltür aus den Angeln barst und an die gegenüberliegende Wand
krachte.
Die darauffolgenden
Ereignisse, waren eher wie ein Traum, in dem mein Gehirn Mühe hatte, das
Gesehene zu verarbeiten.
Lucien stand vor
mir. Als sich unsere Blicke trafen, schien der Ausdruck von Entschlossenheit in
seinem Gesicht, von einem kurzen Aufblitzen von Schrecken unterbrochen zu
werden. Doch keine Sekunde später, war da nur mehr unbändige Wut. Sein Gesicht,
eine Maske puren Zorns. Noch nie hatte ich einen so todbringenden, in rage
versetzten Krieger gesehen. Die Luft um ihn herum schien zu flimmern und sich
gleichzeitig zu verdunkeln, während seine schwarzen Augen ein seltsames Funkeln
zeigten und sich seine Oberlippe, wie zu einem Stummen Schrei, zurückzog, und
lange tödliche Fänge entblößte.
Benommen nahm ich
wahr, dass Nicolai und Aeron hinter ihm auftauchten, gefolgt von Ric, der ein:
„Ach du scheiße!“, hervorstieß.
Im selben Moment,
schien eine schwere Last von mir abzufallen und ich kippte zur Seite. Nicolai
war es, der mich auffing. Hinter mir ertönte ein unmenschliches Knurren. Aus
den Augenwinkeln sah ich, wie Lucien Alexej am Hals gepackt hatte und mit
stahlhartem Griff gegen die Mauer drückte.
„Lucien, nicht!“,
stieß Aeron hervor. „Wir brauchen ihn lebend!“
Luciens Körper war
in höchstem Maße angespannt, sein Atem ging schwer und gepresst. Unter seiner
Haut schienen seine Muskeln von Blitzen durchzuckt zu werden. Alexej zappelte
mit den Beinen. Mein Blut war noch auf seinen Lippen und die letzten Reste
liefen ihm in einem Rinnsal aus dem Mundwinkel.
Im nächsten Moment
knallte Alexejs Kopf mit voller Wucht gegen die Mauer. Das laute Knackgeräusch
– wie das Aufbrechen einer Kokosnuss -, verriet einen Schädelbruch. Kein Vampir
würde daran sterben, doch vor einer Bewusstlosigkeit war auch der Mächtigste
nicht gefeit und so fiel der erschlaffte Männerkörper, wie eine leblose
Stoffpuppe, zu Boden.
Blinzelnd versuchte
ich die Schwere meiner Augenlider zu halten und gleichzeitig gegen die seltsame
Benommenheit, die von mir Besitz ergreifen wollte, anzukämpfen.
„Nicolai, bring ihn
hier raus. Ich kümmere mich später um ihn!“ Luciens Stimme war ein tiefes,
unmenschliches Kratzen, das in meinem Körper vibrierte und mich dazu brachte,
mich nach ihm umzudrehen. Doch als ich seinem Blick begegnete, schreckte ich
unwillkürlich zurück.
Das war nicht der
Lucien, den ich kannte. Ich dachte ich hätte ihn schon einmal wütend gesehen.
Aber sein Anblick, in diesem Moment, verriet mir, dass ich mich irrte.
Sein
Gesichtsausdruck erinnerte an den einer Bestie. Seine Fangzähne waren voll
ausgefahren und glichen denen eines Säbelzahntigers, durch seine zurückgezogene
Oberlippe, noch besser sichtbar. Tiefe Falten gruben sich in seine ansonsten
makellose Haut und machten seinen Ausdruck mehr als nur unmenschlich.
Doch es waren seine
Augen die mich daran zweifeln ließen, ob da noch irgendetwas von dem Mann in
ihm steckte, der seine Instinkte unter Kontrolle hatte. Sie waren nicht nur von
einem tiefen Schwarz durchtränkt, sondern hatten in der Mitte einen leuchtenden
Schlitz. Es erinnerte an einen Spalt im Universum, der alles zu verschlingen
drohte, der pure Macht in sich barg und der es einem unmöglich machte, seinen
Blick wieder abzuwenden. Er war es, der schließlich die Augen schloss und den
Blick abwandte, als wäre es ihm unangenehm, dass ich ihn so zu Gesicht bekam.
„Wir müssen
verschwinden. Verstärkung rückt an!“, ertönte Aerons Stimme vom Korridor.
„Lucien, ihre
Vene!“, kam es von Nicolai, der seine Hand nun fester auf die blutende Wunde an
meinem Hals drückte.
Als Luciens Blick
nun auf mich viel, war etwas Bedrohlichkeit daraus verschwunden und ich glaubte
Sorge darin wahrzunehmen.
„Ich bin OK!“,
brachte ich hervor, doch Lucien war schon an meiner Seite und löste Nicolai ab.
Ohne auf mich zu achten, legte er seine Handfläche über meine Verletzung und
gab gleichzeitig Anweisungen an die anderen. „Nic, bring dieses Arschloch ins
Hauptquartier. Ric, Aeron, sichert den Flur.“
Zu meiner
Überraschung dematerialisierte sich Nicolai, zusammen mit Alexejs schlaffen
Körper, vor meinen Augen.
Die
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