Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Raum
bestimmen mein Sein, Fleisch und Blut verraten mein Verweilen, …“ Spannung lag
in der Luft, Magie kribbelte auf meiner Haut. „… kehre um, das Gesetz der
Natur, …“ Meine Worte wurden eindringlicher, die Strophen schienen sich zu
verselbstständigen. Flossen aus mir heraus, als hätte ich ein Leben lang nichts
anderes getan als Magie gewirkt.
Und dann spürte ich
es. Das leise Ziehen in meinem Inneren. Der Zauber, der sich über mich legte,
wie eine schützende Haut, eine unsichtbare Decke.
Der Wecker zeigte 23
Uhr … und das Licht ging aus.
Wie in Trance ging
ich ins Badezimmer, stellte die Dusche an, nahm ein dickes Frotteehandtuch,
begab mich leise zum Fenster, öffnete es, atmete die kühle Nachtluft ein, ließ
meinen Duft verebben und sprang in die Tiefe.
Mein Laufschritt war
gleichmäßig, lautlos, führte mich über die Wiese, durch den gepflegten Teil des
Gartens, zu den wuchernden Sträuchern, die die hohe Steinmauer verdeckten. Ich
kletterte, fand Halt in groben Ritzen, wo der Mörtel herausgebrochen war. Am
oberen Ende der Mauer waren fünf Bahnen aus Draht gespannt, die mit
rasiermesserscharfen Klingen bestückt waren. Ich warf das dicke Handtuch über
den obersten Draht – kein Alarm ertönte -, suchte mit beiden Händen Halt und
schwang mich über die Absperrung, darauf bedacht, das Handtuch bei meinem Fall
wieder mitzunehmen. Blöderweise wollten die Klingen, den Frotteestoff per tu
nicht loslassen, genauso wenig wie ich, und so prallte ich mit voller Wucht
gegen die Steinmauer.
Mit
zusammengebissenen Zähnen unterdrückte ich einen Laut und lauschte. Der
Privatjet stand zwar ein gutes Stück weit weg, doch die Wahrscheinlichkeit,
dass Aeron wegen des Stromausfalls nach mir sehen würde, war groß und
blöderweise lag die Eingangstür sehr nahe.
Doch kein Geräusch
verriet, dass irgendwer in der Nähe war, also ließ ich mich zu Boden fallen,
rollte ab und verharrte in der Hocke. Mit einem letzten Blick auf das Handtuch,
das dort wie eine weiße Friedensfahne hing, drehte ich ab und begab mich in
Richtung Stadt.
Desto belebter die
Straßen wurden, desto langsamer wurden meine Schritte. Der vereinbarte
Treffpunkt war nur mehr einige Hundert Meter entfernt, als eine protzige
Limousine ihr Tempo verlangsamte, kurz neben mir herfuhr und schließlich stehen
blieb. Der elektrische Fensterheber summte leise, als die verdunkelte Scheibe
nach unten glitt.
„Mia, wie schön dich
zu sehen!“, ertönte die mir bekannte und jetzt schon verhasste Männerstimme.
„Elia!“, sagte ich
gedehnt. Auf gar keinen Fall, würde ich mir meinen Unwillen, und schon gar
nicht meine Unsicherheit anmerken lassen. Niemals!
Von der Fahrerseite
stieg ein großer Mann in schwarzem Anzug aus, ging um die Limo herum, würdigte
mich keines Blickes, und öffnete mir die Autotür.
Ohne zu zögern,
stieg ich ein, ließ mich schwer in das schwarze Leder fallen und blickte zu
Elia, der genauso abstoßend schien, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Wie
damals, trug er einen Maßanzug, sauber und gepflegt, doch irgendetwas an ihm
brachte mein Inneres dazu, sich zusammenzuziehen, und Ekel zu empfinden.
„Bist du bereit,
Lucien deinen freien Willen mitzuteilen?“, fragte Elia. Auf mein Nicken hin,
zog er ein Handy hervor und drückte eine Taste.
Luciens Stimme am
anderen Ende der Leitung ertönte und ließ mein Herz schneller schlagen. Angst
schnürte mir die Kehle zu und der bittere Geschmack des Verrats breitete sich
in meinem Mund aus.
Mit einem
triumphierenden Grinsen im Gesicht teilte Elia Lucien mit, dass es eine
glückliche Wende gegeben hatte und mit diesen Worten hielt er das Telefon in
meine Richtung.
Meine Stimme wollte
den Satz nicht sagen, wollte per tu die entscheidenden Worte nicht
hervorbringen. Sogar in meinen Gedanken fühlten sie sich falsch an,
unaussprechbar, … und doch brachte ich es irgendwie zu Stande.
„Mein freier Wille
bemächtigt mich eine Entscheidung zu treffen.“, hörte ich mich sagen.
„Wage es nicht,
Mia!“, mischte sich Lucien ein.
„Aus freien Stücken
gehe ich mit Elia.“, beendete ich meinen Satz.
Plötzlich legte sich
eine Totenstille über die Limousine, die sich nun wie ein Grab anfühlte.
Obwohl es ein
absolut surrealer Gedanke war, erinnerte ich mich an den Moment, als ich
zusammen mit Lucien am Pier stand. „Ich würde dich überall finden!“ ,
flüsterte er, und für den Bruchteil einer Sekunde, fragte ich mich, ob er
dieses Versprechen halten
Weitere Kostenlose Bücher