Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
diesen Augen, die zuvor wie ein Spiegel in
die Seele gewirkt hatten, anblickte. Doch Frau Maiers Augen waren geschlossen,
und sie schien nun endlich zu schlafen.
Verwirrt
schüttelte ich den Kopf und ließ meinen angehaltenen Atem mit einem leisen
Seufzer entweichen. Es war wirklich Zeit für eine Veränderung! Denn ich schien
dem Wahnsinn wieder näher als mir lieb war!
Sara
Fuller nur als beste Freundin zu bezeichnen, würde einem Verrat gleichkommen.
Sie war mehr als das! Sie war mein Fels in der Brandung, meine Flügel im Wind,
sie war wie eine Schwester die ich nie hatte, und somit fiel mir der Abschied
schwerer als ich es zulassen wollte.
„Ach Mia,
ich werde dich so vermissen. Bist du dir ganz sicher, dass du das Richtige
tust?“ Mit zittriger Stimme stand Sara vor mir, und ich sah wie sie gegen die
Tränen, die langsam ihre Augen füllten, ankämpfte. Ihr Haar hatte sie wie immer
zu einem unordentlichen Knoten gebunden. Sie war ein hübsches Mädchen, dem es
jedoch an Stil und folgedessen, an Selbstbewusstsein mangelte.
„Sara,
ich bin ja nicht aus der Welt! Man fliegt nur 1 Stunde nach London. Du kannst
mich jederzeit besuchen kommen. Und ja, ich bin mir sicher, dass ich das
Richtige tue!“ Ich versuchte überzeugend zu klingen. Dieses Gespräch hatten wir
die letzten zwei Wochen zur Genüge geführt, und jedesmal waren wir beide den
Tränen näher gewesen als mir lieb war.
„Mia, was
soll ich ohne dich machen?“ Bei diesen Worten viel sie mir um den Hals und ließ
ihren Tränen freien Lauf. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie fest an
mich.
Zu dieser
Geste war ich nicht immer im Stande gewesen.
Bevor ich
meine „Gabe“ kontrollieren konnte, war ich gezwungen, jeden Körperkontakt zu
vermeiden. Zu schmerzhaft waren die Gefühle der Menschen, die bei jeder
Berührung von Haut auf Haut, auf mich einstürmten. Nun, nach jahrelanger Übung
und Meditation war ich im Stande, meine Gabe zu beherrschen. Mittels meiner mentalen
Barriere war ich fähig, Gefühle zuzulassen, zu verstärken oder, wie jetzt
gerade, zu mindern. Meine Barriere war nun ein seidener Vorhang, der mich zwar
Saras Traurigkeit spüren ließ, nicht aber ihren gesamten Schmerz über den
Verlust einer Freundin.
„Sara, du
tust als würde ich dich für immer verlassen! Bitte mach es für mich nicht noch
schwerer als es ohnehin schon ist.“ Mit diesen Worten packte ich sie an den
Schultern und hielt sie etwas von mir weg. „Ich liebe dich, und das hier ist
kein Abschied!“
Während
ich selbst mit den Tränen kämpfte, hatten ihre bereits kleine dunkle Kreise auf
meinem violetten T-Shirt hinterlassen.
„Du hast
ja recht.“ Sie schniefte. „Versprich mir, dass wir jeden Tag telefonieren und
du immer an mich denkst und …und…“ Sie zuckte mit den Schultern und wand ihren
Blick ab. „und …du mich nicht vergisst!“ Neue Tränen liefen über ihre Wangen.
Ich zog
sie wieder an mich und drückte sie noch fester. „Sara, ich werde dich nie, nie,
nie vergessen! Du Dummerchen, wie könnte ich denn bloß, du bist ein Teil meines
Herzens.“
Aus den
Lautsprechern in der Abflughalle ertönte der letzte Aufruf für den Flug nach
London.
Sara
lächelte gequält. „Geh jetzt, bevor ich dich KO schlage und wieder mit nach
Hause schleppe!“
Ich
drückte ihr einen Kuss auf die Wange „Ich melde mich sobald ich angekommen bin.
Ich hab dich lieb!“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging in Richtung
Sicherheitskontrolle.
Meine
Füße waren schwer wie Blei und ich musste meinen Körper zu jedem Schritt
zwingen. Ich konnte die Distanz zwischen uns bereits jetzt spüren und ein
Gefühl von Kälte machte sich in mir breit.
„Das ist
kein Abschied! Das ist kein Abschied!“, flüsterte ich leise vor mir her, als
ich ins Flugzeug stieg.
Und
dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass es genau das war.
Während
des Fluges war ich wie hypnotisiert von meinen Erinnerungen. Ich war nicht
wirklich der spontane Typ. Eher plante ich alles im Voraus, war ehrgeizig und
zielorientiert. Meine Entscheidung, meinen Job zu kündigen und nach London zu
ziehen, war das erste wirklich Verrückte in meinem Leben.
Begonnen
hatte alles mit einem Anruf vor zwei Monaten. Ein Mann, der sich als Mr.
McCansy vorstellte, behauptete ein alter Bekannter meiner Mutter zu sein.
Anfangs stempelte ich ihn als verrückten Betrüger ab. Doch wir telefonierten
immer öfter, er schickte mir Fotos und Dokumente meiner Mutter und erzählte
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