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Michel muss mehr Männchen machen

Michel muss mehr Männchen machen

Titel: Michel muss mehr Männchen machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Kopf.
    »Nee, ich auch nicht.«
    »Und außerdem kümmere ich mich auch gar nicht darum«, sagte Michel. »Gib mir meine Büsse, Alfred!«
    Da schrie die Maduskan ganz verzweifelt: »Erkennt ihr denn nicht eine alte Bekannte?«
    »Was sagt sie?«, rief Michel. »Fragt sie nach ihrer Tante?«
    »Ja, aber die haben wir doch nicht gesehen«, sagte Alfred.
    »Nein, und ihre Großtante zum Glück auch nicht«, sagte Michel. »Sonst hätten wir ja bald die Grube voll mit alten Werwölfen. Gib mir meine Büsse, Alfred!«
    Da fing die Maduskan laut an zu heulen.
    »Jetzt seid ihr gemein«, schluchzte sie. »Was habt ihr denn bloß?«
    »Was sagt sie?«, fragte Michel. »Sie will einen Kloß?«
    »Ja, den will sie«, sagte Alfred. »Wir haben aber keinen.«
    »Nein, in ganz Småland gibt’s nicht einen einzigen Kloß mehr«, sagte Michel. »Die hat doch alle die Maduskan verschlungen.«
    Jetzt jaulte sie noch ärger als vorher, denn sie hatte nun begriffen, dass Michel wusste, wie schlecht sie sich gegenüber Stolle-Jocke und den anderen Armen verhalten hatte. Sie heulte so, dass Michel Mitleid mit ihr hatte, denn er besaß ja ein gutes Herz, der Junge. Wenn es aber besser werden sollte im Armenhaus, dann durfte man diese Maduskan nicht so leicht davonkommen lassen, und deshalb sagte er: »Hör mal, Alfred, wenn man diesen Werwolf genauer anguckt – glaubst du nicht, dass er der Maduskan aus dem Armenhaus irgendwie ähnlich sieht?« »Igitt, nee«, sagte Alfred. »Die ist doch wohl schlimmer als alle Werwölfe in ganz Småland.« »Ja, das ist klar«, sagte Michel. »Sicher sind Werwölfe süße kleine Schoßhündchen im Vergleich zur Maduskan. Denn die gönnt keinem etwas. Ich frag mich übrigens, wer das kleine Würstchen aus dem Schrank gestohlen hat.«
    »Das war ich«, schrie die Maduskan. »Das war ich ! Ich gestehe alles, wenn ihr mir nur hier raushelft!«
    Da sahen Michel und Alfred einander an und lächelten.
    »Alfred«, sagte Michel, »hast du denn keine Augen im Kopf? Siehst du nicht, dass das die Maduskan ist und kein Werwolf?«
    »Donnerwetter!«, sagte Alfred. »Wie konnten wir uns so irren?«
    »Ja, das versteh ich auch nicht«, sagte Michel. »Klar sehen sie sich ähnlich, das schon, aber ein Werwolf trägt doch kein Tuch, so viel ich weiß.«
    »Nee, sicher nicht! Aber Schnurrhaare haben Wölfe auch – oder?«
    »Pfui, Alfred, nun musst du aber nett zu der Maduskan sein«, sagte Michel. »Hol eine Leiter!« Sie bekam also eine Leiter in die Grube und sie kletterte laut heulend hinaus. Dann rannte sie los, dass es nur so um sie pfiff, denn jetzt wollte sie weg von Katthult für alle Zeiten. Niemals mehr wollte sie dort auch nur einen Fuß hinsetzen. Aber bevor sie hinter der Wegbiegung verschwand, drehte sie sich um und rief:
    »Ja, ich hab die Wurst genommen! Gott verzeih mir, aber Heiligabend hatte ich es vergessen. Ich schwöre, dass ich es vergessen hatte.«
    »Dann war’s ja gut, dass sie hier ein Weilchen sitzen durfte, damit es ihr wieder einfiel«, sagte Michel. »Auf jeden Fall sind Wolfsgruben gar nicht so schlecht.«
    Die Maduskan aber flitzte, so schnell ihre fetten Beine sie tragen konnten, den Hügel hinunter. Und sie war ziemlich außer Atem, als sie beim Armenhaus ankam.
    Nun schliefen sie alle in ihren verlausten Betten, alle ihre Armen, und sie wollte sie um nichts in der Welt wecken. Deshalb schlich sie sich leise wie ein Geist hinein, so leise war sie noch nie geschlichen.
    Da lagen sie in guter Ruh, ihre Armen. Sie zählte sie wie Schafe. Stolle-Jocke und Kalle-Karo, Johann-EinÖre und Trödel-Niklas, Lumpen-Fia und Unken-Ulla, die Vibergsche und Salia Amalia, alle waren sie da, das sah sie. Aber plötzlich sah sie noch etwas. Auf dem Tisch neben Salia Amalias Bett – o Schreck, o Graus –, da stand ein Gespenst! Ja, bestimmt war das ein Gespenst, wenn es auch aussah wie ein Schwein – ein kleines gruseliges Mondscheinschwein. Oder vielleicht war es sogar ein Werwolf, der dort stand und sie mit seinen schrecklichen weißen Augen anglotzte.
    So viele Schrecken an ein und demselben Tag, das war zu viel für die Maduskan. Mit einem Seufzer plumpste sie zu Boden. Da lag sie und erwachte nicht eher wieder zum Leben, als bis die Sonne durch die Fenster des Armenhauses schien, und das war am zweiten Weihnachtstag.
    Am zweiten Weihnachtstag, ja, das war der Tag, an dem die Verwandten aus Ingatorp zum Festessen nach Katthult kommen würden, ach, ach, ach, was sollte das nur für ein

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