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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hände in die Hosentaschen und nahm die Haltung von jemandem ein, der sich seiner Sache sehr sicher ist.
    »Somit, Herr Doktor, ist der tödliche erste Schlag sauber und gleichmäßig auf dem Schädeldach aufgetroffen. Für die nächsten beiden Schläge trifft dies jedoch nicht zu. Worauf könnte dieser Unterschied zurückzuführen sein?«
    »Auf die Ausrichtung des Schädels. Der erste Schlag ließ die Gehirnfunktion in Sekundenbruchteilen zum Erliegen kommen. Die Abschürfungen und andere Verletzungen am Körper – die gebrochenen Zähne zum Beispiel – deuten darauf hin, dass das Opfer aus einer stehenden Haltung sofort auf den Boden fiel. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der zweite und dritte Schlag erfolgten, als es bereits am Boden lag.«
    »Sie sagten eben, die anderen Verletzungen deuten darauf hin, ›dass das Opfer aus einer stehenden Haltung sofort auf den Boden fiel‹. Woraus haben Sie geschlossen, dass das Opfer stand, als es von hinten angegriffen wurde?«
    »Darauf deuten die Abschürfungen an beiden Knien hin.«
    »Dann könnte Mitchell Bondurant also nicht gekniet sein, als er angegriffen wurde?«
    »Das ist zumindest äußerst unwahrscheinlich. Die Abschürfungen an den Knien legen einen anderen Schluss nahe.«
    »Könnte er auch gekauert haben, wie ein Baseballcatcher?«
    »Auch das ist eigentlich nicht möglich, wenn man sich die Verletzungen an den Knien ansieht: tiefe Abschürfungen und eine Fraktur der linken Patella, der Kniescheibe, wie man sie normalerweise nennt.«
    »Dann besteht für Sie also kein Zweifel, dass er stand, als ihn der tödliche Schlag traf?«
    »Nicht der geringste.«
    Das war vielleicht die wichtigste Antwort auf eine Frage des ganzen Prozesses, aber ich machte weiter, als wäre nichts daran.
    »Danke, Herr Doktor. Jetzt lassen Sie uns noch einmal kurz zum Schädel zurückkehren. Wie stabil ist Ihrer Meinung nach der Schädel in dem Bereich, der von dem tödlichen Schlag getroffen wurde?«
    »Das hängt vom Alter der jeweiligen Person ab. Unsere Schädel werden mit zunehmendem Alter dicker.«
    »Hier geht es um Mitchell Bondurant, Herr Doktor. Wie dick war sein Schädel? Haben Sie das gemessen?«
    »Ja, habe ich. Er war an der Aufschlagstelle null Komma acht Zentimeter dick.«
    »Und haben Sie irgendeinen Versuch oder Test durchgeführt, um zu bestimmen, wie viel Kraftaufwand nötig gewesen wäre, um mit einem Hammer einen tödlichen Vertiefungsbruch wie in diesem Fall zu verursachen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Kennen Sie Studien, die sich generell mit dieser Frage befassen?«
    »Es gibt Studien zu diesem Thema. Die Schlussfolgerungen sind sehr allgemein gehalten. Ich neige eher dazu, jeden Fall als einzigartig zu betrachten. Mit generellen Studien kommt man da nicht weit.«
    »Ist nach gängiger Auffassung nicht ein Druck von mindestens siebzig Kilo pro Quadratzentimeter erforderlich, um eine Vertiefungsfraktur hervorzurufen?«
    Freeman stand auf und legte Einspruch ein. Sie begründete ihn damit, dass ich Fragen stellte, die Dr. Gutierrez’ Kenntnisse als Zeuge überstiegen.
    »Mr. Haller war beim Kreuzverhör selbst sehr schnell damit zur Hand, darauf hinzuweisen, das Spezialgebiet des Zeugen seien Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, nicht Knochenelastizität und Vertiefungen.«
    Für sie war es eine No-win-Situation, und sie hatte sich für das geringere der beiden Übel entschieden: entweder ihren Zeugen zu blamieren oder mir zu gestatten, ihm weiterhin Fragen zu stellen, auf die er die Antwort nicht wusste.
    »Stattgegeben«, sagte der Richter. »Zum nächsten Punkt, Mr. Haller. Stellen Sie Ihre nächste Frage.«
    »Ja, Euer Ehren.«
    Ich schlug ein paar Seiten meines Blocks um und tat so, als läse ich etwas. Das verschaffte mir etwas Zeit, um mir mein weiteres Vorgehen zu überlegen. Schließlich drehte ich mich um und schaute zu der Uhr an der Rückwand des Saals. Bis zur Mittagspause waren es noch fünfzehn Minuten. Wenn ich die Geschworenen mit einem letzten Happen Gedankennahrung zum Mittagessen schicken wollte, musste ich mir etwas einfallen lassen.
    »Herr Doktor«, sagte ich. »Haben Sie die Körpergröße des Opfers gemessen?«
    Gutierrez zog seine Unterlagen zu Rate.
    »Mr. Bondurant war zum Zeitpunkt seines Todes einhundertfünfundachtzig Komma fünf Zentimeter groß.«
    »Demnach befand sich sein Schädeldach in einer Höhe von einhundertfünfundachtzig Komma fünf Zentimetern. Kann man das so sagen, Herr Doktor?«
    »Ja.«
    »Da

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